Löwingerbühne statt Löwengrube

- Theaterdirektor Bernie Feit mit den "kulturlosen" Nazi-Schergen.
- Foto: Bettina Frenzel
- hochgeladen von Gabriela Stockmann
MÖDLING. Manchmal fühlte man sich eher auf der Löwingerbühne denn in der Löwengrube eines arisierten Staatstheaters im Jahr 1938. Felix Mitterers Stück "In der Löwengrube" im Mödlinger Stadttheater kommt doch etwas simpel-gaudiartig daher. Auch bald 80 Jahre nach dem Holocaust ist es immer noch eine Gratwanderung, den Schrecken jener Zeit spürbar zu machen, auch wenn sich Mitterer einer wahren Geschichte bedient. Denn das Lachen bleibt einem in der Inszenierung von Peter M. Preissler zu wenig oft im Hals stecken. Und die Nazis waren eben nicht nur die dummen Tölpel, als die sie da rüberkommen. Und das Hakenkreuz, das die Bühne von Marcus Ganser unauffällig schmückt, ist immer noch ein Symbol des Faschismus, das erschrecken sollte. Sicher, Bernie Feit spielt den geldgierigen Mitläufer-Theaterdirektor witzig, aber zu wenig scharf. Rüdiger Hentzschel als jüdischer Schauspieler Arthur Kirsch, der von der Bühne verjagt wird und als Tiroler Bergbauern-Naturtalent zurückkehrt, ist nicht mehr als die Figur in einer Art Verwechslungskomödie. Am glaubwürdigsten "erbarmungswürdig" spielt Hermann J. Kogler den Schauspieler, der übereifrig alle Arier-Nachweise erbringt und dann doch wegen "jüdischem Profil" ausgeschlossen wird. An ihm lässt sich am ehesten erahnen, dass der Holocaust für Millionen Menschen kein Happy End hatte - wie übrigens auch nicht die Original-Geschichte des Leo Reuss.
Dem Publikum hat's jedoch sichtlich gefallen, denn langweilig war es nie - und Nazi-Geschichten sind eben gerade "in". Spannend und ernstzunehmen ist dennoch anders.



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