Der Herztod ist weiblich: NÖGKK-Studie zu Herz-Kreislauferkrankungen
Frauen unterschätzen Risiko: Groß angelegte Untersuchung in NÖ
bestätigt Wissenslücken und sorgloses Umgehen mit Alarmzeichen
Die niederösterreichische Bevölkerung weiß viel zu wenig über Herz-Kreislauferkrankungen sowie ihre Ursachen und unterschätzt, daran zu erkranken. Das ergab eine Studie der medizinischen Universität Wien und der NÖ Gebietskrankenkasse. Das mangelnde Wissen und ein sorgloser Umgang mit Alarmzeichen und Risikofaktoren sind sehr gefährlich. Die koronare Herzkrankheit ist die Haupttodesursache in den Industrieländern. 2013 verstarben in Niederösterreich 47,8 Prozent der Frauen und 36,9 Prozent der Männer an einer Herz-Kreislauferkrankung (4 048 Frauen bzw. 2 960 Männer).
„Hauptziele dieser Studie waren, die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Bereich des Vorsorgeverhaltens und des Wissens über die Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit zu ermitteln“, erklärte NÖGKK-Generaldirektor Mag. Jan Pazourek. „Jetzt soll für Niederösterreich ein Maßnahmenpaket entwickelt werden“, kündigte Pazourek an.
Herz-Kreislauferkrankungen sind keine „Männerkrankheiten“
Herz-Kreislauferkrankungen sind keine klassischen „Männerkrankheiten“, es sterben mehr Frauen als Männer daran. „Beide Geschlechter bewerten ihr Risiko falsch, Frauen schätzen es sogar signifikant niedriger ein als Männer“, erklärte Dr. Jeanette Strametz-Juranek, Universitätsprofessorin und Primaria der Sonderkrankenanstalt und des Rehabilitationszentrums für Herz-Kreislauferkrankungen in Bad Tatzmannsdorf. Auch ein höheres Bildungsniveau trägt nicht zu einer besseren Selbsteinschätzung bei: Frauen und Männer mit Matura beurteilen ihr Risiko signifikant häufiger falsch als jene ohne Reifeprüfung. Über 40-Jährige erkennen zwar mehr Risikofaktoren als unter 40-Jährige, doch beide Altersgruppen bewerten ihr Risiko falsch. Die Studie zeigt auch regionale Unterschiede auf: Frauen in ländlichen Regionen schätzen ihr Risiko viel geringer ein als Frauen in der Stadt.
Herzinfarkt: Männer und Frauen haben unterschiedliche Symptome
Die koronare Herzkrankheit wird durch verschiedene Faktoren wie Diabetes Mellitus
Typ 2, arterieller Hypertonie, Übergewicht, erhöhte Lipide, Rauchen, erhöhter Alkoholkon-sum, verminderte körperliche Aktivität und positive Familienanamnese verursacht. Männer und Frauen weisen außerdem unterschiedliche Symptome bei einem Herzinfarkt auf. Männer klagen über Atemnot, Enge in der Brust und Schmerzen im linken Arm. Die typischen Anzeichen bei Frauen sind Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Enge in der Brust und Atemnot sowie unklare Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit und geschwollene Knöchel. „Als Hauptbarriere zur Herzgesundheit wurde eindeutig die fehlende Selbstwahrnehmung als Risikopatientin bzw. Risikopatient ermittelt“, erläuterte Strametz-Juranek. Die weiteren Barrieren sind Schwierigkeiten, den Lebensstil zu ändern, zu wenig Zeit, Unwissenheit, wie Prävention betrieben werden soll, und zu wenig Aufklärung durch Ärztinnen und Ärzte.
Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit Marketmind durchgeführt. Insgesamt wurden 2 000 Frauen und Männer im ganzen Bundesland befragt. Der Grund, warum die Studie in Niederösterreich durchgeführt wurde, liegt am Ost-West-Gefälle bei der Mortalität aufgrund koronarer Herzkrankheit in Österreich. Das Risiko, in Wien, Niederösterreich oder dem Burgenland an Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems zu sterben, ist weitaus höher als etwa in Tirol oder Vorarlberg. Zudem verfügt die NÖGKK über eine langjährige Erfahrung im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention.
NÖGKK: Präventionsprogramme gegen Herz-Kreislauferkrankungen
Das hohe Engagement der NÖ Gebietskrankenkasse bei der Prävention umschließt bereits jetzt zahlreiche Maßnahmen gegen Herz-Kreislauferkrankungen. „All diese unterschiedlichen Programme werden auf Basis der aktuellen Studie neu gebündelt und mit den Informationen aus der Studie angepasst“, erläuterte der NÖGKK-Generaldirektor. „Zum ersten Mal ist es nun möglich, mit der Hilfe von genauen, statistisch erhobenen Daten auf geschlechtsspezifische Unterschiede einzugehen. Frauen und Männer sollen über ihr Risiko Bescheid wissen“, sagte Pazourek zum Auftakt der großen Aufklärungskampagne mit einer Info-Broschüre und vielen Veranstaltungen im ganzen Land.
Die neue Informationsbroschüre „Gesund sein! Gesund bleiben! Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen“ ist kostenlos im NÖGKK-Service-Center Baden erhältlich. „Die ersten druckfrischen Exemplare sind bei uns bereits eingetroffen“, sagte Service-Center-Leiter Norbert Kreillechner. „Die Broschüre erklärt, was alles Herz-Kreislauferkrankungen auslösen kann und beinhaltet einen Fragebogen für den persönlichen Risikotest. Daneben findet man viele Tipps, wie man Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen kann.“
Folgende NÖGKK-Programme und Veranstaltungen zum Thema Herzgesundheit finden Sie im Bezirk Baden:
• seit 26.1.2015: läuft das Programm Rauchfrei in 5 Wochen
• am 10.3.2015: startet ein neuer Turnus `Schlank mit der NÖGKK`
• am 16.4.2015: findet ein Schnupperkurs Pilates/Piloxing® statt
Alle Veranstaltungen und Termine finden Sie in der umfangreichen Broschüre „Gesundheitsförderung und Prävention 2015“.
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