Medikamentenmangel
Apotheker helfen den Patienten im Bezirk Baden

Mag. pharm. Dr. Barbara Wache von der Engel Apotheke in Traiskirchen. | Foto: Archiv
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Ein Schreckgespenst geht um: Kein Penicillin. Kein Fiebersaft. Kein Hustenstiller. Was ist dran am angeblichen Medikamentenmangel? Wir haben uns bei Apotheken im Bezirk umgehört. Die gute Nachricht: Es gibt Entwarnung, gegen jedes Leiden ist ein Mittel da. Nur halt nicht immer das, welches der Arzt aufgeschrieben hat.
BEZIRK BADEN. (Text: Pirzl/Preineder) Die Nase läuft, man hat Fieber und fühlt sich schlecht, will einfach nur schnell Medikamente und ins warme Bett zum Schlafen, aber mit schnell ist gerade nichts. Geduld ist gefragt.

Mussten Sie schon auf andere Arzneien ausweichen?

Schnupfen, Husten, Heiserkeit – Winter ist Erkältungszeit. Doch seit einiger Zeit liest und hört man verstärkt vom Medikamentenmangel. Nureflex Fiebersaft für Kinder sei nicht lieferbar, ebenso Antibiotika und Schmerztabletten. Ist da was dran? "Ja, es gibt aktuell einen Mangel", bestätigt Pharmazeutin Barbara Neubauer von der Apotheke zur Heiligen Dreifaltigkeit in Berndorf. Aber sie gibt Entwarnung:

Apothekerin Barbara Neubauer von der Apotheke zur Heiligen Dreifaltigkeit in Berndorf. | Foto: Katrin Pirzl
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"Es ist von allem etwas da, aber selten genau das, was der Arzt aufgeschrieben hat."

Barbara Wache betreibt die Engel-Apotheke in Traiskirchen berichtet positiv gestimmt:

"Die Lage entspannt sich ein wenig. Wir haben heute ein paar Medikamente geliefert bekommen, die uns sehr freuen. Da waren Antibiotika dabei. Es kommt ständig neues rein."

Sie bleibt jedoch realistisch: "Den Medikamentenmangel gibt es schon seit ein paar Jahren. Er hat sich im Herbst zugespitzt. Diese Situation wird uns auch in den nächsten Jahren begleiten, dass Medikamente nicht lieferbar sind."
Zu den Gründen der Knappheit bei Medikamenten erklärt sie, dass heuer verschiedene Virusvarianten stark sind, dadurch ist der Bedarf sehr hoch. "Es betrifft Medikamente quer durch die Bank." Besonders Antibiotika und Hustensäfte sind betroffen, auch Durchfallmittel und Schlafmittel sind manchmal nicht erhältlich.

Viele vermeintlich fehlenden Produkte sind regulär erhältlich, nur eben nicht in allen Packungsgrößen oder Geschmacksrichtungen. Eigenmarken sind oft ein adäquater Ersatz, vor allem bei Erkältungskrankheiten. | Foto: Katrin Pirzl
  • Viele vermeintlich fehlenden Produkte sind regulär erhältlich, nur eben nicht in allen Packungsgrößen oder Geschmacksrichtungen. Eigenmarken sind oft ein adäquater Ersatz, vor allem bei Erkältungskrankheiten.
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Die Alternativen

Barbara Wache würde sich wünschen, dass Ärzte den Wirkstoff und nicht das Medikament verschreiben würden, dann könnten die Apotheker leichter auf wirkstoffgleiche Alternativen zurückgreifen, das wäre ein Vorteil für alle Beteiligten. In Österreich sind alle zugelassenen Präparate hochqualitativ.
Wache sagt: "Wenn eine andere Apotheke das Medikament noch hat, dann helfen wir uns gegenseitig. Die Lieferfirmen teilen die Medikamente in ganz Österreich möglichst gerecht auf, die Versorgung ist gewährleistet." Bei manchen Medikamenten wird auf Generika zurückgegriffen. Wenn jedoch der Wirkstoff nicht lieferbar ist, wie bei einigen Antibiotika, dann gibt es den bei keiner Firma. Dann müssen die Apotheken mit dem Arzt telefonieren, damit eine Alternative gefunden wird.
Genau hier ist das Fachwissen der Apotheker gefordert: Gemeinsam mit dem behandelten Mediziner suchen sie nach Wirkstoff-Alternativen. Oft gibt es das selbe Präparat, nur eben in anderer Form.

"Es gibt kaum etwas, wofür man keinen Ersatz findet", betont Barbara Neubauer.

Derzeit gibt es beispielsweise Engpässe für Novalgin in Tropfenform. Tabletten sind aber nach wie vor problemlos erhältlich. Auch das beliebte Schmerzmittel Parkemed ist derzeit Mangelware, auch dafür gibt es adäquate Alternativen. 

Wache zeigt sich engagiert: "Wir Apotheker haben alle ein Helfersyndrom, wir wollen den Menschen helfen. Wir bemühen uns, eine Alternative zu finden."

Dies kostet den Angestellten in der Apotheke viel Zeit. Wofür sie Dank und Respekt verdienen.

Aus dem Apothekenalltag erzählt sie: "Wir können kaum ein Rezept mit fünf oder sechs Medikamenten bedienen, wie es aufgeschrieben ist. Wir können nichts dafür, wir sind persönlich daran interessiert, dass es gut funktioniert."
Sie weiß, die Unsicherheit bei den Kunden ist groß, aber sie beruhigt: "Es gibt keinen Grund Panik zu haben. Wir haben ein grundsätzlich gutes Gesundheitssystem, jeder bekommt was er braucht."

So kommt’s dazu

"Momentan sind rund 600 Präparate nicht lieferbar",

informiert Heinz Haberfeld, Präsident der NÖ Apothekerkammer von der Landschaftsapotheke in Baden im Gespräch mit den BezirksBlättern. Hauptsächlich betroffen seien vorwiegend Antibiotika, vor allem Penicillin.
Lieferprobleme und -engpässe gäbe es seit mehreren Jahren, diese haben sich aber in den letzten Wochen verstärkt. Das sei auf die aktuell hohe Nachfrage bei Antibiotika, schmerz- und fiebersenkenden Mitteln zurückzuführen.

Der NÖ Apothekerkammer-Präsident Heinz Haberfeld von der Landschaftsapotheke in Baden. | Foto: Apothekerkammer
  • Der NÖ Apothekerkammer-Präsident Heinz Haberfeld von der Landschaftsapotheke in Baden.
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"Momentan haben wir drei bis vier Infektionskrankheiten nebeneinander – Corona, RS-Virus, Influenza, Erkältungen. Das haben wir in dieser Intensität noch nie gehabt", berichtet Heinz Haberfeld, Präsident der NÖ Apothekerkammer. Eine österreichweite Krisenbevorratung gibt es leider nicht. Wäre dem so, gäbe es solche Probleme nicht. "Man bemüht sich aber, um eine homogen flächendeckende Verteilung der Vorräte." Dennoch: Apotheken sollten Lieferengpässe einzelner Medikamente bis zu einem Monat überbrücken können.

Einen zweiten Grund für das Problem nennt der Niederösterreicher: "Die Abhängigkeit von Indien und China. Österreich ist ein Arznei-Billigland. Man konnte in Österreich nicht mehr kostendeckend produzieren und hat die Produktion in andere Länder verlegt." Durch Lockdowns und hohe Infektionszahlen kommen viele Arbeiter nicht in die Fabriken, "Container warten in den Häfen Chinas auf die Umladung."

Tipps für sichere Versorgung

"Einen Monatsvorrat lebensnotwendiger Medikamente und solche, die regelmäßig eingenommen werden müssen, sollten Betroffene zu Hause haben, um einen Engpass überbrücken zu können."

Aber von Hamsterkäufen rät der Präsident der NÖ Apothekerkammer dringend ab, denn "das würde die Situation negativ verschärfen. Und das wollen wir alle nicht, also weiter durchhalten."

Lieferengpässe relativ

Am 1. Februar waren laut AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) 610 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt lieferbar. Auch diese Zahl sei laut Naubauer in Relation zu sehen, da hier jede einzelne Packungsgröße extra ausgewiesen wird. So komme es vor, dass z.B. die 30-Stück-Packung nicht, die 60-Stück-Packung sehr wohl erhältlich sei. 

Apotheker meistern Arzneimittel-Lieferengpässe

„Apothekerinnen und Apotheker sorgen dafür, dass aus vorübergehenden Lieferengpässen bei Medikamenten keine Versorgungsengpässe werden“, erklärt Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
Arzneimittel-Lieferengpässe sind ein globales Problem. Aus Kostengründen wird der Großteil der Arzneimittelwirkstoffe zunehmend in China und Indien hergestellt. Das treibt Europa in eine große Abhängigkeit. Eine Lösung des Problems kann nur auf gesamteuropäischer, politischer Ebene erfolgen“, betont Mag. pharm. Raimund Podroschko, Apothekerkammer-Vizepräsident.
Apothekerinnen und Apotheker garantieren, dass Patientinnen und Patienten trotz Lieferengpässen zu ihrer Behandlung kommen. Sie geben nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt ein wirkstoffgleiches Medikament aus oder versuchen, das gewünschte Arzneimittel in einer anderen Apotheke oder sogar im Ausland zu besorgen. Auch eine individuelle Herstellung im apothekeneigenen Labor löst manchmal das Problem.

„Rund 95 Prozent der Fälle können unmittelbar vor Ort gelöst werden. Dafür investieren wir rund zehn Stunden unserer Arbeitszeit pro Woche“, so Mursch-Edlmayr und Podroschko.

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