Klingendes Holz
Geigenbaumeisterin liebt die feine und kreative Arbeit
Aus Liebe auf den ersten Klang wurde eine Leidenschaft für den Beruf der Geigenbaumeisterin.
BADEN. Sandrine Louvet ist durch Zufall zur Geige gekommen. Mit 17 Jahren lernte sie in Griechenland eine Geigenbauerin kennen. Louvet verliebte sich in den Klang der Geige. Dann hat sie einen Geigenbauer besucht und Reparaturen gesehen, das hat sie fasziniert.
Erst in diesem Alter hat sie mit dem Spielen der Geige begonnen, sie erklärt: "Wichtig ist ein gutes Gefühl und Gehör. Ich kann Klangeinstellungen machen. Das Reparieren und Bauen von Geigen ist ein Handwerk."
Louvet kommt aus Frankreich, war in der Geigenbauschule in England und ist dann für ihren 1. Job nach Wien gekommen, da es ihr gefallen hat im Ausland zu leben. Nach der Meisterprüfung hat sie 2014 ihre Werkstatt in Baden eröffnet.
Die Mutter von zwei Kindern liebt Musik und ist für Profimusiker wie für Hobbymusiker da. Auch Dachbödenfunde schaut sie sich gerne an und beurteilt, ob sich eine Reparatur auszahlt:
"Es ist bewegend, wenn das Enkelkind dann auf dem Instrument des Opas spielt und weiß, er hat das Geigenspielen auch geliebt."
Reparieren von Streichinstrumenten
Louvet hat sich auf das Reparieren von Streichinstrumenten spezialisiert:
"Die handwerkliche Seite liegt mir."
Für Geigen, Bratschen und Celli wird sie zum Doktor. Kontrabässe kann sie allerdings nicht annehmen, in ihrer kleinen Werkstatt wäre dann der Platz zu eng. Auf diese großen und schweren Instrumente haben sich eigene Instrumentenbaumeister spezialisiert.
Auch die Bögen kann sie Pflegen und zum Beispiel die Bogenhaare wechseln. Bogenbaumeister ist allerdings ein eigener Beruf.
Geigenbaumeisterin Sandrine Louvet
Sie berichtet: "In der Geigenbauschule lernt man primär das Bauen einer Geige, dann repariert man hauptsächlich."
Sie repariert Risse oder fehlende Stücke im Holz oder kleine Fehler im Lack. Ihre Leidenschaft erwacht besonders, wenn sie kreative Lösungen finden muss. Die verwendet auch viele selbstgebastelte Werkzeuge.
Louvet sagt: "Ich liebe Holz und das handwerkliche Arbeiten. Ich mag es kleine Sachen zu reparieren. Und Holz ist ein warmes und lebendes Material. Die Art und Weise wie etwas kaputt wurde, sagt etwas darüber aus, wie es repariert werden kann. Da bin ich sehr ideenreich. Je billiger eine Geige ist, desto aufwändiger wird die Reparatur. Teurere Geigen lassen sich leichter reparieren. Wertvollen Geigen haben auch nur gute Leute in der Hand gehabt, da wurde nicht gepfuscht."
Das Holz für eine gut klingende Geige
Wie eine Geige gebaut wird, hat sich seit 200 Jahren nicht verändert. Bei Form und Holzarten wird kaum experimentiert.
Die Decke der Geigen besteht aus Fichte, Boden, Seitenteile (Zargen) und die Schnecke (Verzierung am Abschluss des Halses) aus Ahorn.
Fichte wird auch für Klavier und Gitarren verwendet, da Fichte gute Schallkörper bildet.
Für die Meisterbögen wird allerdings Fernambuk-Holz verwendet, bei billigeren Bögen kommt auch Brasilholz zur Anwendung. Für Anfänger gibt es auch Carbonbögen.
Ein besser Bogen bringt auch einen besseren Klang und ist leichter zu spielen.
Jedes Holz ist ein Unikat und damit werden zwei Instrumente oder Bögen vom selben Meister, nach dem selben Modell gebaut anders klingen. Es kommt niemals zweimal das selbe raus, da es ein Naturprodukt ist.
Das Holz für eine Geige wird von eigenen Sägewerken schon genau in der passenden Größe vorgeschnitten angeboten. Dieses wurde mindestens vier bis fünf Jahre getrocknet, damit es sich nicht mehr verziehen kann.
"Holz ist warm, ist lebendig, bewegt sich, das macht einen warmen Klang", sagt Louvet abschließend.
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