Musik mit neun Noten

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Scots Wha Hae - eines der beliebtesten Gedichte und Lieder von Robert Burns – ist wohl das erste Tune (Lied), das man auf der Great Highland Bagpipe, dem schottischen Dudelsack, erlernt. Diese Herausforderung hat die junge Traiskirchnerin Bianca Kail angenommen. Seit knapp zwei Jahren erlernt und spielt sie nun schon den schottischen Dudelsack.

Oft hört man das Vorurteil: „Man muss ja nur ein wenig Luft hineinpusten, dann läuft er schon“. Das ist wahrlich nicht alles. Den schottischen Dudelsack zu spielen ist schweißtreibende Arbeit. Man benötigt nicht nur einen starken Muskelaufbau im Bereich des Mundes und der Wangen, man benötigt auch ein starkes Lungenvolumen und Muskeln in den Armen und Bauch.

Viele fragen sich, wie der Dudelsack überhaupt funktioniert. Manche tippen auf eine Luftpumpe, die hinter dem Piper (Dudelsackspieler) steht. Andere wiederum sind der Ansicht, dass man nur einmal hineinpustet und die Luft darin zirkuliert. Der Kompressor steht auf der Liste ebenfalls weit oben.

Die Wirklichkeit ist jedoch eine ganz andere. Der schottische Dudelsack besteht aus einem Pipe- Chanter (Spielflöte). In diesem Pipe- Chanter findet man ein sogenanntes Reed (Rohrblatt). Das Reed ist für den Ton zuständig. Kein Reed – kein Ton. Über die Blowpipe pumpt man Luft in den Bag (Beutel). Dort zirkuliert die Luft und kommt gleichzeitig beim Pipe- Chanter und bei den Drones wieder heraus. Drones nennt man die drei Pfeifen, die der Piper auf seiner Schulter liegen hat. Diese erzeugen den stätigen Hintergrundsound. Hier gibt es eine äußere und eine mittlere Tenor- Drone, als auch eine Bass- Drone, die den tiefsten Klang erzeugt. Mit dem Arm gleicht man zwischen den Atemzügen die Balance der Luft im Bag aus.

Im Gegensatz zu einem Klavier ist es mit dem schottischen Dudelsack nicht möglich, laut oder leise zu spielen. Noch dazu haben Dudelsackspieler nur neun Noten zur Verfügung. Piper bringen mit sogenannten Embellishments Dynamik in die schottische Musik. Embellishments sind Verzierungen wie Doublings, Grips, Throw on D´s, Slur on D´s, und so weiter. Abgesehen davon benötigt man ein sehr gutes Taktgefühl.
Die schottische Musik unterscheidet sich auch in den Tune- Arten von anderen Instrumenten. Es gibt Light Music und Piobaireachd. Unter Light Music versteht man Slow Airs (langsame, getragene Lieder), Märsche, Strathspeys, Reels, Jigs und Hornpipe (Tanzlieder). Die „klassische Musik“ der Schotten ist allerdings der Piobaireachd (Aussprache: Pibroch). Piobaireachds haben ein Thema, der sogenannte Ground. Dem Ground folgen verschiedene Variationen wie Taorluath und Crunluath. Am Ende kommt man wieder auf das eigentliche Thema zurück. Piobaireachds können schon mal bis zu 45 Minuten oder länger andauern.
Hat man die ersten Begriffe nun gelernt, besorgt man sich einen sogenannten Practice Chanter, die Übungsflöte. Es ist nicht möglich, Tunes auf dem Dudelsack direkt zu lernen, da man schon genug damit zu tun hat, den Luftdruck auszugleichen. Man lernt die Lieder erst auf dem Practice Chanter. Beherrscht man das Lied auf dem Practice Chanter, kann man dieses auf dem Dudelsack ausprobieren.
Hat man nun seinen Dudelsack halbwegs im Griff und kann man bereits ein paar Tunes darauf spielen, macht jeder Dudelsackspieler den nächsten Schritt. Er besorgt sich sein Kilt- Outfit.

Die Kiltauswahl selbst ist nicht besonders einfach. Es gibt sehr viele verschieden Tartan Stoffe, die z. B. Clanzugehörigkeit symbolisieren. Man muss sich entscheiden, wie schwer der Kilt sein soll. Es gibt medium weight Kilts und heavy weight Kilts. Hat man sich hier einmal entschieden, muss man sich für das richtige Grundzubehör entscheiden. Dazu gehören ein Hemd, eine Weste, eine Jacke, eine Krawatte, Socken, Flashes (Sockenhalter), Schuhe, ein Sporran (Tasche) und ein Glengarry (Kopfbedeckung). Natürlich gibt es überall die Möglichkeit, personalisierte Stücke zu erwerben. Auf dem Sporran der Dudelsackspielerin Bianca Kail ist ihr Name in feinstes Silber eingraviert. Außerdem besitzt sie ein Kiltpin (Kiltnadel) mit ihren Initialen.
Das Dudelsackspielen ist also eine komplizierte, schweißtreibende, teure und intensive Beschäftigung. Wie kommt man nun dazu, dieses Instrument lernen zu wollen?

Die Leidenschaft für Schottland sollte natürlich gegeben sein. Bianca Kail war vor ihrem Dudelsackdasein bereits in Schottland gewesen. Nach neun Jahren Klavierspielen und mehreren Jahren der musikalischen Abstinenz sollte es nun ein anderes Instrument sein. Über Freunde wurde bekannt, dass in Wien ein Dudelsacklehrer an einer Musikschule lehrt. Zu dieser Zeit waren die Konditionen nicht optimal. Man machte sich auf die Suche nach einem Privatlehrer, was in Österreich zuerst zu einem kleinen Problem führte.
Ein dreiviertel Jahr später gab es dann die erste Unterrichtsstunde bei der Ersten Österreichischen Dudelsackschule in Wien unter der Leitung von Karl Wallner, einem Österreicher, der das Piping in Schottland studiert hat. Der Unterricht hat gefruchtet.
Bianca Kail hat in den knapp zwei Jahren Unterricht unter den Instruktionen von Karl Wallner mehrere Competitions (Wettbewerbe) gewonnen, spielt im Level Grade 2 Advanced (die zweithöchste mögliche Liga) und ist Mitglied der Pipe- Band Carinthian Pipes and Drums.
Obwohl das Dudelsackspielen sehr anstrengend ist, viel Zeit und vor allem sehr viel Geduld benötigt, bereut sie diesen Schritt keine Minute.

Nun ist die Zeit gekommen, das heimische Wohnzimmer zu verlassen und auf Hochzeiten, Geburtstage, Events, … zu spielen. Bei Interesse ist die Piperin aus Traiskirchen unter www.biancakail.at und biancakail@web.de erreichbar. Hörbeispiele können ebenfalls auf der Homepage vorgefunden werden.
Für Unterricht steht die Erste Österreichische Dudelsackschule unter www.dudelsackschule.at und info@dudelsackschule.at zur Verfügung.

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