Neue Aufregung um "blauen Dunst"
Die Verschärfungen im Tabakgesetz bringen die Wirte auf die Barrikaden. Schikane oder Gesundheitsvorsorge - das ist die Frage.
„Ich komm' gerade von der Landessitzung der Wirte zurück – die Verschärfungen beim Tabakgesetz, die strengeren Kontrollen – das war Thema Nummer Eins, da ging's heiß her!“ sagt Gerhard Maschler. Er ist Vertrauensmann für rund 700 Wirte im Bezirk Baden.
Stein des Anstoßes: Viele Wirte haben seit Inkrafttreten des Tabakgesetzes ihre Lokale in getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche adaptiert und viel Geld investiert. Man hatte sich schon fast an die „österreichische Lösung“ gewöhnt. Jetzt wird aber strenger kontrolliert. Jeglicher Kontakt zwischen Rauchern und Nichtrauchern ist verboten. Will heißen: Ein Nichtraucher, der durch die Raucherzone aufs WC muss, kann den Wirt klagen. Und der wird künftig auch öfter kontrolliert und gestraft. Maschler: „Alle, die da Geld in die Hand genommen haben, stehen jetzt deppert da. Wir Wirte haben eben keine Lobby. In fast allen Schankbereichen ist das Rauchen derzeit erlaubt, da müssen viele vorbei. Wenn das zukünftig nicht mehr geht, können wir zusperren.“ Macht man denn an der Schank den meisten Umsatz? „Das nicht, aber die Schank ist die Seele jedes Lokals, ein Zentrum der Wirtshauskultur. Wir werden echt schikaniert.“
Als Schikane sieht Sophie Meingassner die verschärften Bestimmungen keineswegs. Sie ist die Leiterin des österreichweiten Rauchertelefons, das von der NÖGKK in St. Pölten betrieben wird und weiß: „Passivrauch weist sogar eine höhere Schadstoffkonzentration auf als aktiv inhalierter Rauch. Passivrauch, der auch in Möbeln und Vorhängen hängt, ist keine Belästigung, sondern eine Gesundheitsschädigung.“ Sie wäre für generelles Rauchverbot. „Wir merken die Auswirkungen des Tabakgesetzes auch in der Beratung. Viele, die uns anrufen, empfinden es als hilfreich, dass sie nicht mehr uneingeschränkt überall rauchen können und sind motiviert, aufzuhören.“ Rund ein Drittel der am Rauchertelefon Beratenen hört tatsächlich langfristig auf.
Auch Wirt Gerhard Maschler räumt ein: „Das Verhalten der Leute hat sich schon geändert. Am Wochenende, wenn die Familien unterwegs sind, wird in Lokalen weniger geraucht, auch bei mir. Ich habe getrennte Bereiche. Aber unter der Woche leben die meisten Wirte von den Rauchern, auch ich.“ Unlängst wurde Maschler zur Kasse gebeten. Ein Gast hatte ihn wegen Passivrauchens angezeigt. „Die Strafen fangen bei 250 Euro an und gehen bis zum Konzessionsverlust. Wer angezeigt wird, muss nach Tabakgesetz zahlen.“ Damit nicht genug: Maschler sieht weiteres Unheil für die Wirte heraufdräuen: In zwei Jahren müssen die Lokale barrierefrei umgebaut sein.
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