Ernteausfälle wegen Schädling
Wanzen plagen Biobauern im Bezirk Baden
Vielleicht haben Sie sie schon bemerkt: Die fiesen grünen Wanzen mit den schwarzen Punkten, die sich über Tomaten, Paprika & Co. hermachen. Auch Biobauern und Hobbygärtner im Bezirk Baden bleiben von den eingeschleppten Viechern nicht verschont.
BEZIRK BADEN. Sie sind grün. Sie stinken. Und vor allem machen sie ganze Gemüseernten zunichte. Die Rede ist von den grünen Reiswanzen (nicht zu verwechseln mit den heimischen Stink- bzw. Baumwanzen), die sich seit einigen Jahren auch in unserer Gegend ausbreiten. Das hungrige Ungeziefer bohrt Löcher in Obst und Gemüse und macht dieses nicht nur unansehnlich, sondern durch ihr stinkendes Sekret im schlimmsten Fall auch ungenießbar.
Bezirk Baden betroffen
Von Trumau bis Traiskirchen, die grünen Reiswanzen quälen unsere heimischen Gemüsebauern. Es gibt 20 bis 30 Prozent Ernteausfälle bei Paradeisern und Paprika, dazu enorme Schäden beim Zuckermais. Sogar vor den Kürbissen machen die grünen Schädlinge nicht Halt: Bernhard Osterer vom Biohof Osterer in Tribuswinkel kämpft seit zwei Jahren gegen die Invasion der hungrigen Plagegeister. Seit heuer setzen sein Bruder Thomas und er auf Schlupfwespen - mit Erfolg. Leider dürfen die Nützlinge bisher nur im Folientunnel eingesetzt werden. Das hält den Schaden im Vergleich zum Vorjahr etwas in Grenzen.
Ebenso betroffen ist Klaus Schmid von der "Klauserei" in Trumau: "Es ist heuer weniger als letztes Jahr, aber dennoch", berichtet er. Den grünen Reiswanzen schmecken vor allem die Spaghetti-Bohnen der Klauserei. "Die lieben sie heiß", bedauert Schmid. Die Ausfälle halten sich beim Trumauer Gemüsebauern heuer noch in Grenzen.
Die Liste der Sorten, wo die Wanzen nicht zu finden sind, ist jedenfalls kürzer als jene der betroffenen Kulturen: Tomaten, Himbeeren, Äpfel - überall schlagen die Wanzen zu und bohren Löcher in die Schalen. Dagegen hilft nur rigorose Vernichtung:
"Wir sammeln die Gelege ab, am besten schon ab Mai/Juni",
erzählt Klaus Schmid.
Biologische Waffen
Beim Biohof Osterer kommen heuer erstmals Schlupfwespen als Mittel gegen die Wanzen zum Einsatz - allerdings nur im Folientunnel, da sie für draußen (wie auch für Privatpersonen) noch nicht zugelassen sind. Diese helfen:
"Letztes Jahr war es extrem, da hatten wir die Nützlinge noch nicht",
sagt Bernhard Osterer. Bei den Feldfrüchten waren die Fisolen sehr betroffen. Aber auch Kürbisse, die an sich eine harte Schale haben, werden von den Reiswanzen beschädigt. Sie stechen mit den Saugrüssel in die Schalen, dadurch werden die Früchte anfälliger für Bakterien und faulen.
Gefräßige Schädlinge
Ebenfalls besonders betroffen: Paradeiser und Paprika. Bei den Tomaten gibt es 20 bis 30 Prozent Ernteausfall, bei den Paprika noch mehr. Bunten Paprika könne man heuer so gut wie nicht mehr verkaufen, da hier die Früchte länger hängen und somit den Wanzen zum Opfer fallen. Sogar durch die Blätter des Zuckermais haben sich die Reiswanzen gebohrt und dann Korn für Korn ausgesaugt.
Mit fast nichts umzubringen
Jetzt, wenn die Nächte kühler werden, verstecken sich die Reiswanzen in den Häusern und verkriechen sich so gut wie überall. Um diese Jahreszeit wechseln sie ihre Farbe von Grün zu Braun. Leichter einzufangen sind die Nymphen, wie die Larven genannt werden – sie sehen mit ihren Punkten fast aus wie Käfer. Ab den grünen Stadium können sie fliegen - und breiten sich überall aus. "Ich frage mich, wie konventionelle Landwirte das machen", meint Osterer.
"Denn die Wanzen sind derart resistent, die kann man mit Gift auch nicht umbringen."
Der Biobauer setzt auf Nützlinge und aufs Einsammeln und Zerquetschen - wie sein Kollege in Trumau auch. Das stinkt zwar, sei aber im Freien erträglich.
Monitoring durch die AGES
Die AGES hat ein Formular, bei dem Landwirte wie auch Private ihre Reiswanzen-Sichtungen eintragen können. Somit soll das Problem in den Griff bekommen und eine weitere Ausbreitung der invasiven Art verhindert werden.
Häusersturm der Wanzen
Jetzt, wo die Nächte kühler werden, stürmen die Reiswanzen (und die ordinären Stinkwanzen auch) die Häuser: Sie suchen einen Platz zum Überwintern. Die Schäden im Freien werden geringer - im Folientunnel dafür mehr, wie Osterer bedauert. Damit die Wanzen sterben, muss es mehrere Nächte lang unter 5 Grad Celsius haben. Die Hoffnung, dass der vergangene, doch etwas kühlere Winter heuer Wanzen-technisch eine Verbesserung bringt, hat sich nicht erfüllt. Sie sind wieder da, und sie sind viele. Da hilft nur Einsammeln, Vernichten oder die Pflanzen mit Schutznetzen verhüllen. Und auch das nicht immer.
Schwieriges Jahr
"Es war heuer generell ein sehr schweres Jahr, mit Hitze und Trockenheit", sagt der Biobauer. Die Reiswanzen kommen noch zusätzlich dazu - auch hier ist der Grund für die Invasion der ursprünglich aus Ostafrika stammenden Gattung der Klimawandel und die dadurch steigenden Temperaturen. Im nächsten Jahr sollen die Schlupfwespen auch in der Zuckermais-Kultur der Osterers zum Einsatz kommen. Und Bernhard Osterer hofft auf die Forschung - dass bis zur nächsten Saison vielleicht ein neues, biologisches Mittel gegen die Reiswanzen gefunden wird.
Noch nicht überall gelandet
Im Triestingtal scheint das Wanzen-Problem noch nicht so latent. Biobauer Josef Karl aus Veitsau: "Gott sei dank haben wir die noch nicht!", sagt er. Dafür machen ihm Lebensmittelmotten im Getreide zu schaffen.
Infos zur grünen Reiswanze der AGES
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