Badens Ballett-Chef als "Robin Hood" der Tänzer: Jugend denkt nicht ans Alter
Der Ballett-Chef an der Bühne Baden, Michael Kropf, kämpft für eine bessere soziale Absicherung der Tänzer nach den oft kurzen Karrieren. Mit dem berühmten Vladimir Malakhov hat er sich einen prominenten Schirmherren ins Boot geholt. Ein Interview.
BEZIRKSBLÄTTER: Was kommt nach der kurzen Tanzkarriere?
MICHAEL KROPF: Tanz ist wie Hochleistungssport, den man nur über kurze Zeit betreiben kann. Die Unfallgefahr ist hoch. Tanzkarrieren sind maximal 25 Jahren kurz. Danach müssen sich die Tänzer mit dem Arbeitsamt und einer völligen Neuorientierung auseinandersetzen. Die meisten sind ja dann erst um die 40. Umschulungen oder etwa ein Studium, werden kaum finanziert. Daran denken junge, enthusiastische TänzerInnen aber nicht, denn Jugend denkt ja nicht ans Alter.
Herr Malakhov, Sie sind weltberühmt und waren lang an der Staatsoper aktiv. Warum unterstützen Sie Michael Kropf?
VLADIMIR MALAKHOV: Das Anliegen ist wichtig. Ich bin selbst 49 und kann bestimmte Figuren altersbedingt nicht mehr tanzen. Dank meiner Bekanntheit und Möglichkeiten kann ich mein Leben gut finanzieren. Viele andere können das leider nicht.
KROPF: Ich selbst hatte mit 28 einen Unfall und meine Karriere als Tänzer war zerstört. Als Choreograph konnte ich meine Begabung ausleben und meine Erfahrungen weitergeben. Aber: Nicht alle Tänzern haben diese Möglichkeit.
Wie viele fix angestellte Tänzer gibt es in Österreich?
KROPF: Etwa 200, verteilt auf eine Handvoll Tanzkompanien in den Bundesländern, unter anderem am Stadttheater Baden. Meine Tanzkompanie hier umfasst elf angestellte TänzerInnen.
Was kann den Tänzern helfen?
KROPF: Es sollte auch in Österreich, wie etwa in England, Holland, Deutschland und Polen, eine Art „Stiftung“ zur Unterstützung der Tänzer nach ihren Karrieren gegründet werden - österreichweit einheitlich!
Warum ist das so wichtig?
MALAKHOV: Manche Theater haben ja eigene Stiftungen. TänzerInnen die mindestens fünf Jahre an der Grazer Oper beschäftigt waren, bekommen aus der dortigen Theaterstiftung eine Umschulung finanziert. An der Wiener Staatsoper muss man dafür hingegen zehn Jahre durchgehend beschäftigt gewesen sein. Einheitliche Richtlinien wären fairer.
Was wäre ein erster Schritt dazu?
KROPF: Die internationale Schauspieler-Gewerkschaft FIA führte einen Dance-Passport ein, der nach gewisser Zeit zu arbeitsrechtlicher Hilfe berechtigt. Die Tänzer sammeln quasi Stempel ihrer Arbeitgeber international, sodass am Ende der Karriere eine rasche Übersicht über die aktiven Jahre und ein daraus resultierender Anspruch auf Umschulung besteht.
MALAKHOV: So müssen sich Tänzer aus Angst vor Arbeitslosigkeit nicht mehr über ihre Kräfte hinaus engagieren. Das Karriere Ende würde zu einem natürlichen Teil ihrer Lebenspläne. Und wir könnten jungen Talenten guten Gewissens zu einer Tanzkarriere raten.
Wie kann man konkret helfen und sich weiter informieren?
KROPF: Per Mail mit allen Fragen an meinen Verein dance4dance@ michaelkropf.eu.
(Interview: Gabriela Stockmann)
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