Erfahrener Gemeindearzt
Veränderungen im Gesundheitssystem
MATTIGHOFEN (kath). Dr. Thomas Steidl ist bereits seit vielen Jahren Gemeindearzt in Mattighofen. Im Gespräch hat er uns über Veränderungen in der Gesundheitsvorsorge erzählt und auch, wie sich die Ordination von damals verändert hat.
Bezirksrundschau Braunau: Seit wann sind Sie Gemeindearzt in Braunau?
Thomas Steidl: Ich bin seit 1984 Gemeindearzt in Mattighofen.
Wie sah die Gesundheitsversorgung zu Karrierebeginn aus?
Als ich begann, waren wir insgesamt drei Gemeindeärzte für Mattighofen und Schalchen. Damals hatten die beiden Gemeinden zirka 6.000 Einwohner. Zu dritt war das sehr gut machbar. Man hatte noch genug Zeit, sich um die Patienten zu kümmern und auch zu ihnen nachhause zu fahren, wenn sie nicht transportfähig waren, beziehungsweise zur Nachbehandlung. Heute ist das leider nicht mehr so einfach. Die Visitentätigkeit hat generell abgenommen.
Wie hat sich die Ordination verändert?
In der Ordination hat sich nicht sonderlich viel verändert. Arbeit war immer genug da. Im Unterschied zu heute war allerdings jeder Patient bekannt und ich wusste sogar die Geburtsdaten meiner Patienten auswendig. Heute fällt mir das schon etwas schwerer.
Was hat sich in der Medizin verändert?
Die Medizin hat sich vor allen Dingen im Hinblick auf die Lebenserwartung verändert. In den letzten Jahren ist sie durchschnittlich um 12, 13 Jahre angestiegen. Das kommt unter anderem auch daher, dass Ärzte medikamentös strenger geworden sind. Herzpatienten können dank der Medikamente viel besser behandelt werden und auch der Zucker, bei Diabetikern, lässt sich anhand der neueren Methoden optimaler einstellen.
Aber es hat sich auch in der Ausbildung zum Mediziner viel verändert: Wir mussten noch viel mehr arbeiten, als die angehenden Ärzte es heute in ihrer Ausbildung machen müssen. Außerdem haben die Jung-Ärzte nicht mehr die gleichen Wirkungsbereiche wie wir, da man heute enorme Angst vor etwaigen Klagen hat und Jungärzten aus diesem Grund nicht mehr exakt dieselbe Ausbildung wie damals ermöglichen kann. Als ich begann, als Arzt zu arbeiten, mussten wir in der Unfallambulanz Nachtdienste machen. Heute gibt es diesen gar nicht mehr.
Was war früher besser?
Neben der Veränderung der Ausbildung hat sich auch in den Praxen viel getan. Man darf pro Woche nur noch eine bestimmte Stundenanzahl öffnen. Auch der hausärztliche Notdienst entspricht nicht meiner optimalen Vorstellung von ärztlicher Präsenz. Die HÄND-Ärzte sind tolle Ärzte und machen ihre Arbeit auch meist sehr gut, doch fehlt mir ein bisschen die Präsenz, als Arzt da zu sein.
Welche Neuerungen sind gut?
Es gibt neue Versorgungsstrukturen, wie etwa die Primärversorgungszentren. Aber die wirkliche Zukunft sehe ich in Gruppenpraxen. Meine Tochter Magdalena und ich führen eine, und das funktioniert sehr gut. Wir ergänzen uns optimal. Diese Form der Patientenversorgung finde ich persönlich super.
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