Ein Abend in Gedenken an den Holocaust

Ölgemälde von Rainer König-Hollerwöger: Dreikönigsstern Braunau
3Bilder
  • Ölgemälde von Rainer König-Hollerwöger: Dreikönigsstern Braunau
  • hochgeladen von Barbara Ebner

RANSHOFEN. Am 20. Jänner fand im Festsaal des Schlosses Ranshofen eine konzertant-pianistische Buchpräsentation des Werkes "Holocaust-Überlebende Erika Bezdíčková – Lichtspuren des Erinnerns im Kulturklang der Gegenwart und Zukunft“ statt. Veranstalter war das Institut für psycho-soziale Fragen (IPS) Wien mit Unterstützung der Stadt Braunau.

Eröffnet von sinfonischen Klavierklängen – musikalisch nachgestaltend Landschaftsformen von Braunau und Ranshofen bis hin zum Fluss Inn – begann eine Reise in die Vergangenheit und Gegenwart in Wort und Ton. Der Eröffnungsredner war Johannes Waidbacher, Bürgermeister von Braunau. Er wies auf Rainer König-Hollerwöger als Brückenbauer hin, auch in Zusammenhang mit dem nach Amerika emigrierten bedeutsamen Egon Ranshofen Wertheimer, dem ehemaligen Schlossbesitzer des Schlosses Ranshofen.

Er hob dabei die Holocaust-Überlebende Erika Bezdícková hervor, der das hier präsentierte Buch von Rainer König-Hollerwöger gewidmet ist. Dabei begrüßte er den in Vertretung des Landeshauptmannes Josef Pühringer anwesenden Bezirkshauptmann Georg Wojak, Bundesrat David Stöger und den Verleger des Buches, Wolfgang Maxlmoser. Sein Verlag, edition innsalz, hat seinen Sitz in Ranshofen.

Rainer König-Hollerwöger aus Wien ist ein in Gmunden geborener Autor und Kulturphilosoph. Ihm ging es in seinen einleitenden Worten darum, über das von Erika Bezdícková Erlittene zu einem Bezug zur Gegenwart und Zukunft zu gelangen. Denn ihr sei es wichtig, dass die Menschheit die Not der gegenwärtig Flüchtenden nicht übersehe. Die für die Holocaust-Überlebende wichtige Basis von Friede und Menschenliebe sei dem Autor und Experten für Fragen der Gewalt auch die Grundlage, in die Abgründe der NS-Vergangenheit hinein zu leuchten.

Er dankte dem Bezirkshauptmann und dem Bürgermeister von Braunau für ihr Wirken im Friedensbezirk. Die nur durch die Innbrücke von Braunau getrennte bayrische Stadt Simbach war auch durch ihr Wappen im Raum sichtbar. Der nicht anwesende 1. Bürgermeister von Simbach, Klaus Schmid, entsandte Grußworte, die König-Hollerwöger vorlas. Diese weisen auf das stets aufzuarbeitende Geschehen hin.

Unweit von jenem Platz, an dem einst der Christbaum der Familie Wertheimer im Schloss Ranshofen stand und zu dem die damals Armen der Gesellschaft hingeführt und dort beschenkt wurden, vertiefte sich Rainer König-Hollerwöger in sein Klavierspiel auf höchstem Konzertniveau. Die bildreiche Sprache seines Buches fand Resonanz in seiner, von Dramatik, Trauer, Hoffnung, Freude, Besinnlichkeit und Hoffnung inspirierten Klaviermusik.

Es ist dem bekannten Wissenschaftler, Sozialforscher von Grenzregionen, Historiker und Künstler als Präsident des Instituts IPS Wien, ein spürbares Anliegen, Wort, Bild und Musik in rhythmischer Weise zu verbinden, was auch Ausdruck in seinen ausgestellten Ölgemälden fand.
So wurden die Besucher in die Sphären des Traunsees auf dem alten Raddampfer Gisela sprachlich und musikalisch auf den Wogen eines über den See tönenden Jodlers mitgenommen. Von Dur ins Moll, kontrapunktierend, Vergangenes erzählend, ganz im Mittelpunkt der Holocaust-Überlebenden, ihres Mannes und ihrer im KZ Auschwitz ermordeten Mutter. Große heilsame Bedeutungen haben für Erika Bezdícková das Wasser und die Musik. In diesem Sinn gelangte König-Hollerwöger als Komponist und Pianist zu einem Buchkapitel über die Musik und die Bedeutung der Stille. Dem Genius Yehudi Menuhin, dem Geigenvirtuosen und Humanisten, widmete Rainer König-Hollerwöger ein ganz aus der musikalischen Sprache der Violine entwickeltes Werk.

Nach einer berührenden Filmsequenz aus dem tschechischen Film „Rückkehr aus der Hölle“ mit Erika Bezdícková im KZ Auschwitz erreichte die Veranstaltung ihren sprachlichen und klanglichen Höhepunkt in einer außergewöhnlichen Rhythmik und Dramatik in Wort und Ton in dem Werk „FUGA ERIKA …“, inspiriert durch das schreckliche Geschehen der Deportation der damals 13-Jährigen, aus einer jüdisch-slowakischen Familie kommenden Erika ins KZ Auschwitz, wo ihre geliebten Eltern durch das Gas Zyklon B in dem „Brausebad“ ermordet wurden.

König-Hollerwöger bot in der Diskussion seine Hilfe öffentlich an, in der Frage, was mit dem Haus, in dem der NS-Diktator Adolf Hitler geboren wurde, geschehen könne. Er hätte dabei schon ein „Grundmodell“ zu entwickeln versucht und auch zur Ansicht weitergeleitet. Dabei gehe es u. a. auch um die Frage der Geburt des Menschen.

Das Geschehen der Dreikönige anhand des Liedes „Es ziehn aus weiter Ferne drei Könige einher…“ und die auf den jüdischen Komponisten Samuel Cohen zurückgehende Musik der Hymne von Israel verband König-Hollerwöger in einer virtuosen, das Geschehen von Vergangenheit und Gegenwart verbindenden Weise. Flucht, Verfolgung und der lange Weg erinnerten dabei emotional an das gegenwärtige Flüchtlingsgeschehen, dem sich der Bezirk Braunau in besonderer Weise widmet.

Als musikalische Draufgabe spielte der Autor eine Paraphrase über das Weihnachtslied „Stille Nacht, Heilige Nacht …“ – sphärisch, besinnlich, traurig und voller Hoffnung, einen friedlichen, heilsamen Weg in die bereits nahe Zukunft jeweils zu finden, gewidmet als Dank der Stadt und dem gesamten Bezirk Braunau.

Text & Fotos: IPS Wien

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Braunau auf MeinBezirk.at/Braunau

Neuigkeiten aus Braunau als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Braunau auf Facebook: MeinBezirk.at/Braunau - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Braunau und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.