"Manchmal fühle ich mich allein, aber niemals einsam"
BRAUNAU (glo). Der Pfarrer betritt den Raum, in dem das Pfarrkaffee von der Jungschar abgehalten wird. Die Messe war gut besucht, der junge Pfarrer streicht einem Kind im Vorbeigehen über den Kopf, dieser lächelt ihn an. Einige Gemeindebürger schütteln ihm die Hand.
Marek Nawrot ist seit 1. September 2015 der neue Stadtpfarrer der Pfarre Braunau St. Stephan. Für seine Position hat er seinen vorherigen Sitz in Mondsee hinter sich gelassen und schenkt nun seine gesamte Aufopferung seiner Kirchengemeinde.
Ihm steht nun das erste Weihnachtsfest in Braunau bevor und er sieht dem ein wenig wehmütig entgegen: "Weihnachten ist ein Fest, das man mit seiner Familie feiert und ich vermisse gerade in dieser Zeit meine eigene besonders. Ich habe einige Einladungen für den Heiligen Abend erhalten und werde ihn mit Freunden am Mondsee verbringen."
Bereits seit dem ersten Advent steht ein bunter Weihnachtsbaum in seiner Wohnung im Pfarrheim. Traditionell hält er es dabei nicht. "Ich weiß, dass man den Baum in Österreich eigentlich erst am 24. Dezember aufstellt, aber ich mag die bunten Lichter. Mein Weihnachtsbaum ist komplett bunt. Es muss nicht romantisch sein", so Nawrot, der seinen Weihnachtsbaum bis zum Fest der Lichtmesse stehen lassen wird.
Obwohl er in Braunau so herzlich aufgenommen wurde, vermisst er seine Familie und die Bräuche aus seinem Heimatland Polen. "In Polen ist es Tradition, dass man am Heiligen Abend geweihte Oblaten durch alle Familienmitglieder teilt. Jeder bekommt ein Stück, das er jemand anderes schenkt. Dabei wünscht man dem Familienmitglied etwas oder aber entschuldigt sich für etwas. Am Abend besucht man dann noch die Friedhöfe und steckt Oblaten in die Erde, um auch den Toten zu gedenken."
Den ersten Weihnachtsfeiertag verbringt er bei einer Familienfeier – und zwar per Skype. Besonders in der Weihnachtszeit hinterfragen viele Priester immer wieder das Zölibat, das ihnen eine eigene Familie in diesem Sinne vorenthält. Nawrot erklärt zu diesem Thema: "Diesen Beruf einzuschlagen, ist eine bewusste Entscheidung. Ich habe bemerkt, dass Gott häufig etwas von uns verlangt, allerdings nie ohne uns mehrmals im Leben etwas Gutes zurück zu geben. Manchmal fühle ich mich allein, aber niemals einsam."
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