Die Zeitbank für Alt und Jung
Besondere Form der Nachbarschaftshilfe
Beim Verein Zeitbank für Alt und Jung geht es ums Geben und Nehmen und ums Tauschen von Zeit gegen benötigte Dienstleistungen.
LENGAU. Die Zeitbank für Alt und Jung in Lengau gibt es schon seit 2007. Der gemeinnützige Verein ist eine besondere Form der Nachbarschaftshilfe, bei der die Mitglieder Zeit gegen Dienste tauschen können. Ursprünglich entstand die Idee durch ein EU-Förderprojekt, die erste Zeitbank gab es in Molln. Diese stellte ihr Projekt bei einer Dorfbildmesse aus und so erfuhr die heutige Obfrau der Zeitbank Lengau Siegrid Pammer aus Friedburg davon. Mittlerweile ist es ihr Herzenprojekt, wie sie sagt. Die Lengauer Zeitbank war die dritte überhaupt.
Als die Zeitbanken dann unter einem Dachverband vereint werden sollten, machte Lengau nicht mit. „Wir waren einfach so weit weg von dem Ganzen und wollten selbstständig bleiben“, erklärt Pammer. In den letzten Jahren hat sie bereits einigen neuen Zeitbank-Gruppen beim Aufbau geholfen und steht ihnen immer noch mit Rat und Tat zur Seite. „Mein Ansatz ist, in jeder Gemeinde eine Zeitbank, dann ist die Nachbarschaftshilfe gut aufgestellt“, erklärt sie.
So funktioniert’s
Beim Eintritt in den Verein wird zunächst besprochen, bei welchen Dingen man helfen könnte. Die Angebots- und Nachfrageliste ist lang und reicht von alltäglichen Diensten wie Bügeln, Babysitten oder Kuchen backen, über Büroarbeiten und Taxidienste bis hin zu Hilfe mit dem Handy oder Arbeiten in Haus und Garten. Ebenso erhält jedes neue Mitglied ein Startguthaben von fünf Stunden, das für Dienste verwendet werden kann. Ansonsten werden Stunden durch geleistete Dienste gesammelt. „Mittlerweile verfügen wir über eine App, in der jedes Mitglied ein eigenes Profil mit Zeitguthaben und angebotenen Diensten hat. So können sich die Mitglieder direkt kontaktieren und es braucht keine Vermittlung“, freut sich die Friedburgerin.
Wenn man nicht mehr in der Lage ist zu helfen, kann man aber nicht ins Minus rutschen. Stunden können auch zugekauft werden. Eine Stunde kostet dabei 3,60 Euro. Das Geld wird für Projekte oder Verwaltungsaufgaben verwendet. „Das Beste wäre, schon früh Mitglied zu werden und ein Zeitguthaben aufzubauen, das man dann später verwenden kann“, so Pammer. „Man kann zwar auch Mitglied werden, wenn man nicht mehr helfen kann, und sich die Stunden kaufen, aber in Lengau geht das zur Zeit nicht mehr, weil wir zu wenige Helfer haben“. Die Obfrau hofft deshalb, auch die jüngere Generation für die Zeitbank zu begeistern. In den noch jungen Zeitbanken Lochen und Perwang besteht das gegenteilige Problem: Viele jüngere Helfer und wenig ältere Hilfesuchende. „Damit das System funktioniert, braucht es beides: Die, die Hilfe anbieten und die, die Hilfe in Anspruch nehmen“, weiß die Zeitbanklerin.
Starker Zusammenhalt
Damit sich die Mitglieder des Vereins besser kennenlernen, gibt es monatliche Treffen. In Lengau besteht bereits ein gut ausgebautes Netzwerk und auch der Zusammenhalt ist bewundernswert. Das Engagement der Mitglieder in einem aktuellen Fall freut Pammer ganz besonders: Ein Mitglied meldete sich bei ihr und bat um Hilfe. Die Frau kann seit einem Schlaganfall den linken Arm gar nicht mehr und das linke Bein nur eingeschränkt bewegen und ist auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. Dieser hatte auf dem Heimweg vom Einkaufen einen Unfall mit dem Moped und musste nun einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Die Einkäufe lagen bei der Werkstatt und das Holz zum Heizen reichte nur mehr für zwei Tage.
Nachdem Pammer einen Hilferuf in der WhatsApp-Gruppe veröffentlicht hatte, meldeten sich sofort viele Mitglieder und boten ihre Unterstützung an. Schon kurze Zeit später hatte die Dame ihre Einkäufe zuhause und genügend Holz zum Heizen. „Es ist sehr schön, zu sehen, dass in solchen Fällen gleich so viele Menschen helfen wollen“, freut sich Pammer.
Informationen
Im Bezirk gibt es derzeit eine Zeitbank in Lengau, Eggelsberg, Hochburg-Ach, Lochen und Perwang. Schalchen befindet sich gerade im Aufbau und in Mattighofen ist ebenfalls eine geplant. Am 29. März um 19 Uhr findet dazu eine Informationsveranstaltung im Stadtsaal in Mattighofen statt, zu der Pammer alle Interessierten recht herzlich einlädt.
Weitere Informationen: zeitbank-altjung.at
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