Rettung für den Innviertler Landler

Initiator Michael Ridler, Johann Neuländtner, Robert Großpointner (Zechmeister Krammerer Zeche), Franz Brandstötter, Alois Selker, Erich Priewasser, Johannes Schaurecker (Geschäftsführer Leader-Region Pramtal), Markus Wiesbauer (Geschäftsführer Leader-Region Innviertel).
  • Initiator Michael Ridler, Johann Neuländtner, Robert Großpointner (Zechmeister Krammerer Zeche), Franz Brandstötter, Alois Selker, Erich Priewasser, Johannes Schaurecker (Geschäftsführer Leader-Region Pramtal), Markus Wiesbauer (Geschäftsführer Leader-Region Innviertel).
  • hochgeladen von Linda Lenzenweger

INNVIERTEL (lenz). Nach dem Ersten Weltkrieg gab es über 300 Zechen im Innviertel, deren Kameraden sich in der Freizeit in alten Bauernstuben trafen und ihren eigenen, individuellen Innviertler Landler tanzten. Heute gibt es nur mehr rund 30 Gruppen, die überhaupt einen Landler tanzen können. Um dem Verlust dieses kulturellen Erbes entgegenzuwirken, haben sich in den beiden Leader-Regionen Innviertel und Pramtal Projektgruppen getroffen und über Möglichkeiten zum Erhalt des Innviertler Landlers diskutiert. "Obwohl der Landler bei dem Publikum wieder gefragt ist, werden die Tänzer weniger. Es ist bereits fünf vor zwölf. Es gibt nicht mehr viele Menschen, die noch einen traditionellen Innviertler Landler tanzen können. Wir müssen dieses Zeitfenster, das wir noch haben, nützen", appelliert Initiator Michael Ridler, selbst Tänzer in der Volkstanzgruppe Treubach.

Jede Zeche eigene Eicht
Den einen Innviertler Landler gibt es übrigens nicht, denn jede Zeche hatte ihren eigenen, individuellen Landler. Festgelegt wurde dieser mit der "Eicht", einer Niederschrift, die die spezielle Form des Landlers ausdrückt. Mit dem Zechensterben seien auch bereits einige typische Innviertler Landler von der Bildfläche verschwunden, mahnen die Projektgruppen. Einige Volkstanzgruppen, wie jene in Treubach, haben sich daher entschlossen, selbst einen Landler in ihr Programm aufzunehmen. "In Treubach haben wir den Landler von der Teisenecker Zeche übernommen. Erst im Lernprozess ist mir bewusst geworden, dass dieses authentische Kulturgut langsam verloren geht und es höchste Zeit ist, die Öffentlichkeit wachzurütteln", sagt Ridler.
Den Landler zu lernen ist aber gar nicht so einfach. Alleine anhand von Niederschriften oder auch Videos sei es nicht möglich. "Und genau deswegen müssen wir jetzt handeln, denn es gibt nur mehr wenige alte Zechkameraden, die diese Tradition noch weitergeben können", mahnt Ridler. In Treubach fungierte Johann Neuländtner, letzter Zechmeister der Teisenecker Zeche, als Lehrmeister: "Ich selbst bin 1958 zur Zeche gekommen, wie jeder unverheiratete Bursch damals. Es war eine lustige Zeit, aber irgendwann konnte man die Leute nicht mehr dafür motivieren. Ich bin stolz, dass ich es den Jungen lernen konnte."

Tanz und Musik
Der Innviertler Landler ist aber nicht nur Tanz, sondern lebt auch von der Musik. "Der traditionelle Innviertler Landler ist ein bodenständiges Kulturgut, das das Wesen des Innviertler zum Ausdruck bringt. Eine flotte und ehrliche Musik", erklärt Franz Brandstötter von der 1. Innviertler Trachtenkapelle Solinger. Der Innviertler Landler sei etwas Einzigartiges, denn egal wo er gespielt wird, das Publikum sei stets begeistert. "Er ist auch keinem Zeitgeist unterworfen, denn er wird noch immer so gespielt wie früher." Auch den Landler kann man schlecht alleine anhand von Noten lernen. Erst durch viel Übung könne man den speziellen Rhythmus erlernen, wie auch beim Tanzen.

UNESCO-Weltkulturerbe
Alois Selker, Obmann der Leader-Region Pramtal, sieht eine Zukunft für den Landler: "Der Landler gehört zu den Wurzeln eines jeden Innviertlers. In der heutigen Wertediskussion sehnen sich viele Jugendlichen nach Gemeinschaft, und die können sie mit dem Innviertler Landler erleben." Tradition gewinne daher für immer mehr Jugendliche an Bedeutung und auch am Landler würden immer mehr Gefallen finden. Dass der Innviertler Landler ein bedeutendes Kulturerbe ist, bestätigt auch Erich Priewasser, Obmann der Leader-Region Innviertel: "Es ist wichtig, dass diese Tradition weitertransportiert wird, sonst würde sie aussterben. Unser Ziel ist, regional zusammen zu arbeiten und uns zu vernetzen." Um diese Tradition vor der Vergessenheit zu bewahren, will man den Innviertler Landler zum UNESCO-Weltkulturerbe ernennen. Eine Aufnahme in das immaterielle Kulturerbe sei zwar erst mit 2013 möglich, "doch es sieht gut aus, dass wir es schaffen", so Priewasser.

Innviertelweite Initiative
Mit Seminaren und Veranstaltungen will man auch die breite Öffentlichkeit für diese Tradition begeistern. Am 13. Oktober wird es ein Gesangsseminar im Gasthaus Gramiller, Höhnhart geben. Dort will man bestehende und neue Gruppen unterstützen und ihnen begleitende Hilfe beim Landlersingen anbieten.
Im Rahmen der Landesausstellung werden am 14. Oktober im Stift Ranshofen typische Innviertler Landler präsentiert. Die Ausstellung "Zechen einst und jetzt" gibt einen Einblick in die langjährige Tradition der Zechen im Innviertel.
"Wenn durch unsere Projekte auch nur ein Landler gerettet werden kann, ist das schon ein Erfolg", sagt Ridler. Wer Interesse am Innviertler Landler hat und ihn lernen will, kann sich bei den Leader-Regionen Innviertel (office@leader-innviertel.at oder 07758/4037320) bzw. Pramtal (office@leader-pramtal.at oder 07766/2055510) melden.

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