Zeit als einfaches Zahlungsmittel
Unter dem Motto „Zeit geben, Zeit nehmen, zusammen mehr erreichen“ ist Alt und Jung aufgerufen, untereinander Zeit zu tauschen.
HOCHBURG-ACH. Will man es positiv sehen, können Katastrophen auch in weiterer Folge zu etwas Gutem führen. Das beweist die Zeitbank in Hochburg-Ach. Nach dem Hochwasser 2013 bemerkte Karl-Heinz Frei, dass viele Bürger auf der Suche nach Hilfe waren. Sie suchten Schlafmöglichkeiten oder nach trockenen Plätzen, wo sie ihr Hab und Gut unterstellen konnten. „Es ging um Nachbarschaftshilfe", so Frei. Im Rahmen der Aktion „Familienfreundliche Gemeinde“ gründete er schließlich im März 2014 den gemeinnützigen Verein „Zeitbank Hochburg-Ach“. Das Prinzip dahinter ist einfach: Jeder, der möchte, bietet an, was er gerne macht und gut kann. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Von der Grabpflege, Gartenarbeit, technischer Hilfe, Problemen im alltäglichen Leben bis zu gemeinsamen Aktivitäten. Für jede Stunde erbrachter Leistung gibt es einen Gutschein. Dieser kann getauscht und für selbst benötigte Hilfe eingesetzt werden. „Anfangs musste ich oft von älteren Menschen hören: Ich kann ja nichts! Jeder Mensch hat aber Talente. Es sind nun diese Personen, die sehr engagiert sind“, freut sich Frei über Vereinsmitglieder, die in der Kinderbetreuung aufgehen. So wird etwa der örtliche Elternverein bei der Mittagsbetreuung unterstützt. Mittlerweile ist die Mitgliederzahl auf fast 50 gestiegen. Die „Zeitbänkler“ kommen aus dem gesamten Gemeindegebiet, aber auch von den Nachbargemeinden.
Neue Bekanntschaften
„Es besteht keinerlei Verpflichtung. Jeder darf, aber keiner muss helfen“, weiß Vereins-obmann Robert van Kann. Durch die Zeitbank könnten Neubürger und Zugereiste leichter Anschluss und hilfsbereite Gemeindemitglieder finden. Der jährliche Mitgliedsbeitrag ist mit 20 Euro gering. Im Preis enthalten sind fünf Blankogutscheine. Wer selbst keine Leistungen mehr erbringen kann, darf Gutscheine zu je 3,60 Euro erwerben. Es wird sehr genau darauf geachtet, wer Gutscheine kauft. „Wer denkt, sich hier günstig Arbeitskräfte besorgen zu können, den muss ich enttäuschen“, bekräftigt Frei. Bisher hätte es auch noch nie Probleme gegeben, da die Vereinsmitglieder grundsätzlich eine soziale Grundausrichtung haben. „Einen Versuch, sich das alles einmal anzusehen, ist es immer wert“, lädt Obmann Van Kann zum Besuch einer der monatlichen Mitgliederversammlungen ein. Diese wird immer in wechselnden Lokalitäten abgehalten. Das nächste Treffen findet am 30. April um 20 Uhr in der Schlosstaverne „Zur Reib“ in Wanghausen statt. "Jeder ist herzlich willkommen", ist vom Vereinsvorstand zu hören.
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