"Häfinga håbn hoit koa Lobby"

Dauerflohmarkt im Kolpinghaus: Rudi Klimesch und Rudi Huber helfen mit den Einnahmen Ex-Sträflingen auf die Beine.
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  • hochgeladen von Petra Höllbacher

BRAUNAU (höll). Sie werden verachtet, leben sich am Rand der Gesellschaft und haben oft niemanden mehr: Die Rede ist von "Häfingern", wie Rudi Huber ehemalige Sträflinge nennt. Am Tag der Entlassung bekommen Sie ihre persönlichen Dinge zurück und etwas Geld. Dann heißt es "Adieu": "Jetzt fängt für die meisten die Strafe erst richtig an. Ihre Familie hat sie verlassen, sie haben keinen Job, kaum Geld – oft sogar Schulden – und wissen nicht wohin", weiß Huber. Sie sind auf sich alleine gestellt: "Wer will schon einem ehemaligen Verbrecher helfen? Häfinga haben keine Lobby. Doch jeder verdient eine zweite Chance."

Und diese erhalten sie bei Huber. Der 68-jährige Braunauer betreut seit 40 Jahren "Häfinga" aus der Justizanstalt Suben. Damals gründete er auch den "Verein zur Resozialisierung Haftentlassener". Es ist bis heute der einzige Verein dieser Art in Österreich. Gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern Rudi Klimesch, Kurt Skubal und Sissi Bermannschlager und rund 20 freiwilligen Helfern organisiert Huber jeden Samstag eine Messe und Gesprächsrunden im Subener Gefängnis.

Das Ziel der Ehrenamtlichen ist es, Haftentlassenen wieder auf die Beine zu helfen. "Ich war früher auch kein Kind von Traurigkeit und viele Dinge gedreht – war aber nie im Häfn. Vor 40 Jahren hat mich dann jemand gebeten, im Gefängnis eine Gesprächsrunde zu leiten. Seither bin ich jeden Samstag dort gewesen", erinnert sich Huber. Eine Ausbildung als Bewährungshelfer hat Huber nicht, "aber nach so langer Zeit, weiß ich schon wovon ich rede", lacht er.

Der Verein hat vor 30 Jahren ein Haus in Braunau gekauft. Drin befinden sich sieben Übergangswohnungen für die Ex-Häftlinge: "Solange sie keinen Job haben, dürfen die Häfinga dort kostenlos wohnen", erklärt der Obmann. Aktuell sind vier der sieben Wohnungen belegt. Auch in Sachen Jobsuche bietet der Verein Hilfe an: "Nach 40 Jahren kenne ich schon einige Firmen, die auch Ex-Sträflinge einstellen. Gerade in Braunau habe ich hier mit einigen einen sehr guten Kontakt."

Einmal im Monat organisiert der Verein einen Flohmarkt im Kolpinghaus. Mit den Einnahmen finanziert der Verein die Hilfsmaßnahmen: "Ich bin immer wieder überwältigt, wie viele Freiwillige uns dabei unterstützen", freut sich der rüstige Pensionist und ergänzt: "Wir freuen uns immer über Sachspenden für den Flohmarkt." Das nächste Mal findet der Flohmarkt am 7. Juni von 9 bis 15 Uhr statt. Infos erhalten Sie unter 0664/3431646.

ZUR SACHE:
Der "Verein zur Resozialisierung Haftentlassener" wurde 1974 in Braunau gegründet. Obmann ist bis heute Initialzünder Rudolf Huber. Es ist ein unabhängiger Verein, der Haftentlassenen der Justizanstalt Suben zur Seite steht. Hilfsbedürftigen wird mit einer Wohnung, Geld und Unterstützung bei der Jobsuche geholfen. Zudem organisiert der Verein jeden Samstag eine Messe im Subener Gefängnis. Anschließend finden Gruppen- und Einzelgespräche mit den Häftlingen statt. Finanziert wird die Arbeit des Vereins durch Spenden und die Einnahmen des regelmäßig stattfindenden Flohmarktes im Keller des Kolpinghauses.
Die nächsten Termine:
+ 7. Juni
+ 5. Juli
+ 6. September
+ 4. Oktober
+ 8. November
jeweils von 9 bis 15 Uhr

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Foto: Cityfoto
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