Bruck an der Leitha
Einkauf für alle: keine Ausgrenzung im Henry Laden
Im Henry Laden können Menschen aller Einkommensschichten günstig und nachhaltig einkaufen. 15 Prozent der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.
BEZIRK BRUCK. Zu Hause sitzen, während die Freundinnen und Freunde ins Kino gehen, alleine im Büro sitzen, während die Kolleginnen und Kollegen ins Restaurant gehen, alte Kleidung tragen, während die Mitschülerinnen und Mitschüler ihre coolen Marken-Sneakers zeigen - die Teuerung belastet viele Menschen nicht nur finanziell, sonder auch psychisch. Wer nicht mithalten kann, zieht sich oft zurück.
Finanziell schwächer gestellte Menschen haben die Möglichkeit, eine Karte für die Tafel bzw. für den Sozialmarkt des Roten Kreuzes zu beantragen. Im Henry Laden hingegen darf und kann jeder günstig einkaufen, ohne dass es den Betroffenen unangenehm sein muss.
Vier Monate Henry Laden Bruck
Der Henry Laden mit integrierten Sozialmarkt hat im Dezember in der Brucker Innenstadt eröffnet. Vier Monate später zeigt sich eine erste Bilanz: Das Geschäft entwickelt sich positiv und die Existenz des Henry Ladens spricht sich herum, jedoch besteht noch Aufklärungsarbeit.
"Die Leute denken, der Henry Laden ist nur für Bezugsberechtigte, aber hier können alle einkaufen. Wir wollen niemanden stigmatisieren",
erzählt Pressesprecher Florian Schodritz. So können Menschen mit niedrigerem und höherem Einkommen im Second Hand Shop günstige und gute Kleidung, Taschen, Spiele oder Haushaltswaren erstehen.
"Im Henry Laden spielt auch der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. Die Erlöse kommen u.a. der Spontanhilfe des Roten Kreuzes zugute, um die Leute vor einem sozialen Notstand - wie z.B. Delogierung oder Stromabschaltung im Winter - zu bewahren. Der Bedarf bei der Spontanhilfe ist in den letzten drei bis vier Jahren seit der Pandemie und der Energiekrise signifikant gestiegen. Der Henry Laden ist somit eine Win-win-Situation",
ergänzt Schodritz.
Die Idee hinter der Begegnungszone ("Plauderecke") ist, dass die Menschen im Henry Laden in Kontakt kommen und sich austauschen können. Somit kann man auch mit dem Gesundheits- und Sozialdienst Kontakt aufnehmen, wenn man Unterstützung braucht.
Armut in Niederösterreich
Das Rote Kreuz Niederösterreich spüre die Auswirkungen der Preissteigerung besonders an den 35 Ausgabestellen der Team Österreich Tafel, wie Pressesprecher Florian Schodritz berichtet. Dort wurde ein weiterer Anstieg der "Einkäufe2 um rund 17 Prozent auf 133.387 verzeichnet. Im Jahresschnitt 2023 wurden wöchentlich 3.302 Haushalte oder 8.479 Personen mit Lebensmitteln versorgt.
Von 2021 auf 2022 gab es aufgrund der Ukraine-Krise und der damit verbundenen Inflation einen noch stärkeren Anstieg der Nachfrage bei der Team Österreich Tafel. Die Krisenauswirkungen betrafen direkt die Aufgabengebiete der Gesundheits- und Sozialen Dienste. In Österreich waren besonders Menschen mit geringem Einkommen betroffen. An den Ausgabestellen der Team Österreich Tafel wurde ein Anstieg von +55 Prozent auf 114.783 bei den "Einkäufen" verzeichnet. Im Jahresschnitt 2022 wurden pro Woche 2.801 Haushalte oder 7.398 Personen mit Lebensmitteln versorgt und die Anzahl der unterstützten Kinder war bedeutend.
Zu den betroffenen Gesellschaftsgruppen berichtet Rot Kreuz Pressesprecher Florian Schodritz:
"Insgesamt leben in Niederösterreich rund 1,7 Millionen Menschen, 15 Prozent davon sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Besonders betroffen sind ältere Menschen, alleinerziehende Frauen sowie Familien mit mehr als drei Kindern. Die Armutsgefährdung bei Kindern in Niederösterreich beträgt sogar 19 Prozent."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.