Bruck/Leitha
Ein Drittel der Unfälle passierte wegen Unachtsamkeit

- Kaffee trinken, plaudern, schminken, essen, SMS schreiben - diese Dinge lenken beim Fahren ab. (nachgestellte Szene)
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🚦Mobilität in Bruck/Leitha🚦 Serie "Fahr mit!" Teil 9: Sünden am Steuer: Aufs Handy schauen, essen, plaudern, das Radio umstellen - Unachtsamkeiten und Ablenkungen beim Autofahren waren 2023 die Ursachen für 35 Prozent der Unfälle mit Personenschaden im Bezirk Bruck an der Leitha.
BEZIRK BRUCK/LEITHA. Noch schnell eine WhatsApp Nachricht verschicken, beim Frühstückskipferl abbeißen, am Kaffee nippen oder beim Radio den Lieblingssender suchen - Ablenkungen beim Autofahren können vielfältig und sehr gefährlich sein. Im Jahr 2023 ereigneten sich im Bezirk Bruck an der Leitha 143 Unfälle mit Personenschaden, die auf Unachtsamkeit und Ablenkung zurückzuführen sind. Das sind 35 Prozent der insgesamt 403 Unfälle mit Personenschaden. Vier Menschen starben bei diesen Unfällen. (Quelle: Statistik Austria/ÖAMTC/KFV)

- Das Kuratorium für Verkehrssicherheit zeigt mit einer Grafik, wie risikoreich und häufig bestimmte Ablenkungen am Steuer sind.
- Foto: KFV
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Unfallursache Nummer 1
Unachtsamkeit war in den letzten sechs Jahren im Bezirk Bruck mit großem Abstand die Unfallursache Nummer eins, gefolgt von Vorrangverletzungen und nicht angepasster Geschwindigkeit bzw. mangelndem Sicherheitsabstand. Welche Nebentätigkeiten genau zu einem Unfall geführt haben, wird in der Unfallstatistik nicht explizit angeführt.
In die Rubrik Unachtsamkeit/Ablenkung fallen u.a.:
- Verwendung des Smartphones
- Wechsel des Radiosenders
- Bedienung des Navigationsgerätes/Bordcomputers
- Kramen nach Dingen
- Essen/Trinken
- Rauchen
- Gespräche mit Insassen
- Kinderbetreuung
- Tagträumen/Grübeln
- Schminken/Umziehen
- Emotionale Zustände (Traurigkeit, Wut, Aggression, Euphorie,..)
"Oftmals ist dies auch die Basis für nachfolgende Fehlerquellen beim Lenken wie, das Nichteinhalten eines Tempolimits, das Übersehen einer Vorrangsituation bzw. wird der Sicherheitsabstand durch das Durchführen von fahrfremden Tätigkeiten nicht mehr richtig eingehalten. Somit verlängert sich die Reaktionszeit bei der Erfassung einer brenzligen Situation und die Einleitung/Durchführung eines raschen Bremsvorgangs verzögert sich, was folglich den gesamten Anhalteweg verlängert – sodass nicht rechtzeitig vor einem Hindernis angehalten werden konnte. Möglicherweise hätte ohne Ablenkung ein Unfall, mit richtiger rascher Reaktion vermieden werden können. Oftmals sind Ablenkungen mit langen Blickzuwendungen, die nicht dem Straßenverkehr gelten, verbunden. Alleine Smartphoneblicke, die meist einige Sekunden dauern erschweren und hindern das Erfassen von Verkehrssituationen aus dem Fahrumfeld. Aber nicht nur Blicke auf andere Dinge lenken ab, meist werden für Nebentätigkeiten auch die Hände vom Lenkrad genommen",
erläutert ÖAMTC Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.

- Marion Seidenberger ist Verkehrspsychologin beim ÖAMTC
- Foto: ÖAMTC/Postl
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Testpersonen fuhren im Blindflug
Bei Ablenkungsfahrversuchen, die 2022 mit 66 Probanden unterschiedlicher Altersgruppen im ÖAMTC Fahrtechnikzentrum in Teesdorf (Bezirk Baden) durchgeführt wurden, zeigten sich massive Beeinträchtigungen während einer ablenkenden Tätigkeit beim Fahren. Die Testpersonen sollten eine Brille aus dem Etui nehmen, eine Flasche öffnen und daraus trinken, mit dem Smartphone telefonieren und eine Adresse ins Navi eingeben. Diese Alltagstätigkeiten wurden mittels verbauten Datenloggern und Videosystemen in den Autos erhoben und analysiert. Beim Öffnen und Trinken wurde zwei bis sieben Blickabwendungen festgestellt - das heißt, 24 bis 68 Meter wurden im Blindflug absolviert. Dabei nahmen die Testpersonen 7,5 bis 16 Sekunden die Hände vom Lenkrad, sodass der Wagen steuerlos weiterfuhr. Dieser Versuch zeigte, dass auch "harmlos" wirkende Tätigkeiten wichtige Ressourcen binden, um im Notfall rechtzeitig reagieren zu können.
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