Körperkraft & Leidenschaft
Sommereiner Bio-Imkerei Leithaberg ausgezeichnet

- Ihren Honig vermarkten Alexander und Martina Pillitsch direkt.
- Foto: Imkerei Pillitsch
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Die Imkerei aus Sommerein darf sich ab sofort mit dem Gütesiegel „Gutes vom Bauernhof“ schmücken. MeinBezirk hat mit Alexander und Martina Pillitsch über die Freuden und Tücken der Imkerei gesprochen.
SOMMEREIN. Das Siegel steht für Qualität, nachvollziehbare Herkunft und authentische bäuerliche Erzeugung. Es ist ein Preis in einer langen Reihe von Auszeichnungen. Besonders stolz sind die Pillitschs auf ihre Erfolge bei der "Goldenen Honigwabe", sozusagen dem Oscar der Imkerei. Auch heuer werden sie wieder Produkte einreichen.
Die Anfänge
Alexander Pillitsch, im Hauptberuf Geschäftsführer in der Wirtschaftskammer, hat sich schon immer für Bienen interessiert. Vor zehn Jahren hat er mit drei Stöcken angefangen. Heute sind es zehnmal so viele, die Ausbildung am zweiten Bildungsweg fast fertig.

- Die Stöcke stehen schattig und windgeschützt.
- Foto: Bachhofner
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Zur Honigernte im Juli hilft die ganze Familie zusammen. Ehefrau Martina, sonst am Flughafen Schwechat tätig, ist ohnehin fix involviert. Sie interessiert sich besonders für die Anwendungsmöglichkeiten von Honig und Propolis. Ihr neuestes Projekt: Oxymel oder Sauerhonig, eine Mischung aus Honig („meli“) und Essig („oxos“). Je nach beabsichtigter Wirkung werden zusätzlich Kräuter beigemischt.
Bienenfreundliche Gärten
"Niederösterreich ist in der Imkerei führend", erklärt Alexander Pillitsch. Gartenbesitzer und -beitzerinnen können dazu beitragen, indem etwa auf die Markierung "bienenfreundlich" im Pflanzenhandel geachtet wird. Neben Lavendel lieben Bienen auch Stockmalven. "Gezielte Pflanzenauswahl und viele Blühflächen helfen den Bienen enorm." Auf einer bunt gemischten Blumenwiese, wie es sie als Saatgutsackerl zu kaufen gibt, fühlen sich alle Insekten, von Bienen und Hummeln bis zu Schmetterlingen, wohl.
Klimabegünstigt
Durch die kleinteilige Landwirtschaft in der Region Bruck blüht immer etwas, das die Bienen sammeln können. Das pannonische Klima sorgt für weniger Kälteeinbrüche und Nässe als in den Bergen. Macht der Wind Probleme? Schon. "Ab 20 km/h fliegen die Bienen nicht mehr aus", so der Imker. Was doch häufig vorkommt. Zum Glück stehen seine Stöcke großteils windgeschützt.

- Schwere Deckel mit Steinen schützen die Stöcke vor Windstößen.
- Foto: Imkerei Pillitsch
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Die richtige Ausrüstung, das Werkzeug, das richtige Glas bis hin zur Etikettengestaltung – das war ein Lernprozess über Jahre. Und trotzdem fallen die Jahrgänge immer unterschiedlich aus, wie beim Wein, eben ein Naturprodukt. Um den Unterschied zu erfahren, bietet sich ein persönlicher Besuch samt Verkostung an. Der zweite Vorteil neben der Stärkung der regionalen Hersteller: "Honig aus deiner Heimat ist auch am gesündesten für dich", erklärt Martina Pillitsch. Weil wir mit den Pflanzen und ihren Wirkstoffen in genau dieser Zusammensetzung aufgewachsen sind.

- Am beliebtesten ist der klassische Blütenhonig.
- Foto: Bio-Imkerei Leithaberg
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Von Kilo-Honiggläsern halten die Pillitschs nichts. "Das ist wie der Doppler beim Wein – Quantität statt Qualität macht hier ein falsches Bild." Noch dazu ist verdächtig billiger Honig im Handel womöglich gestreckt. Deshalb gibt es die Honigsorten der Bio-Imkerei im 400g-Glas. Das bringt man gut weg, bevor der Honig kristallisiert.
Neben dem Standard-Blütenhonig werden auch weitere Honigsorten angeboten. Typisch für die Region Bruck sind Akazie und Linde, auch ein Lavendelhonig ist neu dazugekommen. Die Bienenstöcke stehen dafür auf einem riesigen Bio-Lavendelfeld im Bezirk Bruck/Leitha.
Nougat, Vanille und Blattgold
Um bei Wettbewerben aufzufallen, sind überdies Neuheiten gefragt. Die Pillitschs haben ihren Honig daher kreativ kombiniert: den Akazienhonig mit echter Tahiti-Vanille, den gerührten Cremehonig mit einem Hauch Nougat oder Erdbeeren und den Blütenhonig mit Blattgold. Dafür arbeiten sie mit einer der letzten Blattgoldmanufakturen Österreichs zusammen. Propolisprodukte, Bienenwachskerzen und neuerdings Honigbier vervollständigen das Angebot.

- Honigerzeugung und -verarbeitung ist harte Arbeit.
- Foto: Bio-Imkerei Leithaberg
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Seit Jahren liegt Imkerei als nachhaltiges Lifestyle-Hobby im Trend. "Das ist jedenfalls zu begrüßen, wird aber von Neuanfängern oft auf die leichte Schulter genommen", meint Alexander Pillitsch dazu. Es sei körperlich anstrengende, reine Handarbeit mit schweren Utensilien bei hohen Temperaturen – und natürlich bekomme man auch mal Stiche ab. "Das muss man schon wollen." Und diese Leidenschaft will er auch hinaus in die Welt tragen: Er träumt von einem Bienenlehrpfad mit eigenem Schaubienenstock.
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