"Jeder Einzelne schmerzt"
2021 gab es im Burgenland 1.719 Kirchenaustritte
1.719 Personen verließen im vergangenen Jahr die katholische Kirche, 89 Neuzugänge wurden verzeichnet, Bischof Zsifkovics schmerzt "jeder einzelne Austritt"
BURGENLAND. Die Zahl der Kirchenaustritte in der Diözese Eisenstadt ist 2021 gegenüber 2020 gestiegen: Letztes Jahr verließen exakt 1.719 Personen die katholische Kirche, 2020 waren es 1.309. Etwas zurückgegangen ist die Zahl der Eintritte, die 2021 bei 89 lag und 2020 bei 98. Insgesamt 184.458 Personen sind mit Beginn des Jahres 2022 in der Diözese Eisenstadt als Katholiken gemeldet, Anfang 2021 waren es noch 186.800.
"Austritt nachgeholt"
"Offensichtlich dürften nicht wenige Personen den Austritt nachgeholt haben, nachdem im ersten Jahr der Pandemie, 2020, die Kommunikation mit den staatlichen Behörden stark eingeschränkt war", heißt es in einer Aussendung der Diözese, die von einem weitgehend stabilem Niveau der Katholikenzahlen spricht.
"Keine Patentlösung"
Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics sieht dennoch ein signifikantes Zeichen, das genau analysiert und richtig interpretiert werden müsse. "Dass die Zahl der Katholiken österreichweit geringfügig, aber doch stetig zurückgeht, ist eine Tatsache. Dennoch schmerzt jeder einzelne Austritt", so der Bischof. Die Kirche müsse unter anderem neue Wege entdecken und "auf die Menschen zugehen". Er ist betroffen von der "Tatsache, dass statistisch gesehen pro Jahr ein ganzes Dorf bzw. eine ganze Pfarre sich im Burgenland von der Kirche verabschiedet. Dagegen gibt es keine Patentlösung."
Frustventil
Diözesansprecher Dominik Orieschnig meint, die Einschränkungen des persönlichen Lebens, die Lockdowns und die Impfdebatte hätten bei vielen Menschen enorme Frustrationen aufgebaut. "Dieser psychologische Stau muss irgendwie abgebaut werden, der Kirchenaustritt ist hier offensichtlich für manche ein Ventil." Das zeigten laut Orieschnig etwa Rückmeldungen von Ausgetretenen, "die sich in der Pandemie von der Kirche bestimmte Schritte gegenüber dem Staat erwartete hätten." Das zeige ironischerweise aber auch, "welche Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten man der Kirche in gesamtgesellschaftlichen Fragen attestiert, wieviel Hoffnung man immer wieder und trotz allem auf die Kirche setzt", so der Diözesansprecher.
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