Weltfrauentag
Burgenland und Gleichstellung: Fortschritt oder PR-Show?

- Auch wenn sich in den letzten hundert Jahren für österreichische Frauen vieles verbessert hat, sind Frau und Mann noch lange nicht gleich gestellt.
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Am 8. März findet jährlich der Weltfrauentag. Weltweit gehen Frauen auf die Straße, um für ihre Rechte, gegen Diskriminierung, Benachteiligung und Unterdrückung zu demonstrieren. Obwohl es im Hinblick auf Gleichberechtigung schon deutliche Fortschritte in den letzten hundert Jahren gab, gibt es nach wie vor Aufholbedarf, so auch im Burgenland.
BURGENLAND. Passend zum Weltfrauentag startet das Land Burgenland die "Frauenstrategie 2030". Die Schwerpunkte der Strategie liegen im Gewaltschutz und in der -prävention, in Frauengesundheit und Berufs- und Karrierechancen sowie in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Verbesserungen in diesen Bereichen möchte man mit gezielten Maßnahmen erreichen. So will man mehr Frauen in Führungspositionen bringen durch gezielte Förderung, Netzwerke und Anreize. Mit flexibler Kinderbetreuung und familienfreundlichen Arbeitsmodellen sollen Familie und Beruf besser vereinbar gemacht werden. Und durch Equal Pay-Maßnahmen möchte man Frauen wirtschaftlich stärken.

- Am Weltfrauentag demonstrieren Frauen weltweit für ihre Rechte und gegen die Diskriminierung und Unterdrückung von Frauen.
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Gleichberechtigung als Imageinstrument
Doch während sich das Land aktiv für die Gleichstellung von Frau und Mann einsetzt und auf die Diskriminierung am Weltfrauentag hinweist, nehmen andere sich den Tag zum Anlass um "purple washing" zu betreiben. So prahlen viele Unternehmen in dieser Zeit mit ihrer Frauenquote, beschenken Frauen mit Blumen, Keksen oder sonstigen Kleinigkeiten. Somit ist der Weltfrauentag und die Gleichberechtigung für viele Betriebe und Organisationen ein schlichtes Imageinstrument.

- Am Weltfrauentag finden burgenlandweit Verteilaktionen statt.
- Foto: SPÖ Frauen Burgenland
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Der Gender Pay Gap
Frauen verdienen im Burgenland durchschnittlich 15,8 Prozent weniger als Männer. Somit arbeiten Frauen 58 Tage im Jahr gratis. Um die Einkommenslücke zu schließen, braucht es vor allem Transparenz. Verpflichtende Einkommensberichte könnten ein Instrument sein, mit dem Betriebsrätinnen und -räte arbeiten können, um der Einkommensschere entgegenzuwirken. "Unternehmen können mit einer transparenten Gehaltsangabe zum Schließen des Gender Pay Gap beitragen", betonte AMS-Landesgeschäftsführerin am Equal Pay Day vergangenes Jahr.

- Care-Arbeit ist mitunter ein Grund für die Einkommensschere zwischen Frau und Mann.
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Mindestlohn als gerechte Entlohnung?
Während die Gewerkschaft und das AMS mehr Transparenz fordern, sieht SPÖ-Klubobmann Roland Fürst den Mindestlohn als "bestes Mittel für eine gerechte Entlohnung von Frauen, um die Lohnschere zu schließen". Auch das Anstellungsmodell für betreuende Angehörige und Vertrauenspersonen in der Pflege sei für ihn ein "sozialpolitischer Meilenstein" und bringe überwiegend Frauen eine soziale Absicherung und den Mindestlohn. Das zentrale Problem der Einkommensschere liegt jedoch im Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Brutto-Stundenlohn von Frauen und Männern, die nicht im öffentlichen Dienst, der Land- oder Forstwirtschaft und nicht in Betrieben unter zehn Mitarbeitenden beschäftigt sind. Gründe für die Lohnschere sind mitunter die unbezahlte Care-Arbeit, welche von der Gesellschaft nach wie vor als Aufgabe der Frau angesehen wird.

- SPÖ-Klubobmann Roland Fürst den Mindestlohn als "bestes Mittel für eine gerechte Entlohnung von Frauen, um die Lohnschere zu schließen".
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Burgenland im Mittelfeld bei Gleichberechtigung
Passend zum Weltfrauentag, wurde am Freitag der Gleichstellungsindex 2025 präsentiert. Bei diesem landet das Burgenland auf dem vierten Platz im Bundesländer-Ranking. Arbeiterkammer Präsident Gerhard Michalitsch freuen besonders die Verbesserung in den Bereichen Kinderbetreuung und Bildung. Laut der Neusiedler Bürgermeisterin Elisabeth Böhm ginge es aber nicht um Rankings: "Es geht darum, positive Entwicklungen aufzuzeigen und jene Felder zu identifizieren, bei denen noch Handlungsbedarf besteht."

- An diesen Dimensionen wird der Gleichstellungsindex berechnet.
- Foto: Screenshot/Gleichstellungsindex 2025
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Weiterhin große Lücken zwischen Frau und Mann
Das Burgenland erhält im Gleichstellungsindex den Wert von 50,1 (von 100 möglichen Punkten). Die Nase vorn in Österreich hat Wien mit 76,8 Punkten, das Schlusslicht bildet Oberösterreich mit 44,9 Punkten. Mit der Punktzahl steigt auch die zunehmende Gleichstellung. 100 Punkte würde eine 100-prozentige Gleichstellung von Frau und Mann bedeuten. Sieht man sich den Gesamtindex der Gemeinden im Burgenland an, hat Eisenstadt die Nase vorne, gefolgt von Pöttelsdorf und Jois. Was den Gender Pay Gap betrifft, gibt es im Burgenland noch Aufholbedarf. Hier erreicht das Land lediglich 30 Punkte, liegt damit aber trotzdem über dem österreichweiten Durchschnitt von 19 Punkten.

- Passend zum Weltfrauentag wurde der Gleichstellungsindex 2025 präsentiert. Dieser zeigt: Es gibt noch viel Aufholbedarf.
- Foto: AK Burgenland
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Besonders erfreut ist der AK-Präsident über die Verbesserungen in den Bereichen Bildung und Kinderbetreuung. "Hier hat das Land einen fortschrittlichen rechtlichen Rahmen gesetzt und die Gemeinden können in der Umsetzung ein großes Stück zur Gleichstellung beitragen."

- Die Top 20 Gemeinden im Burgenland.
- Foto: Screenshot/Gleichstellungsindex 2025
- hochgeladen von Jennifer Flechl
Über den Gleichstellungsindex
Mit dem Städtebund-AK-Gleichstellungsindex wird die Geschlechtergleichstellung auf Gemeindeebene gemessen. Die betrachteten Dimensionen reichen dabei von Kinderbetreuung, Bildung, Erwerbstätigkeit und Einkommen über Gesundheit, Gewaltschutz und Mobilität bis hin zu demografischen Entwicklungen und Repräsentation in Politik und Wirtschaft.
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