Steigende Asylzahlen im Burgenland
Erst 4 Warnschüsse stoppten rücksichtlosen Schlepper

- In Handschellen wurde der Schlepper von einem Justizwachebeamten der Spezial-Einsatztruppe ins Landesgericht geführt.
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Erst 4 Warnschüsse stoppten einen Schlepper, der mit 20 Migranten, darunter 8 Kindern, in halsbrecherischer Weise per Zick-Zack-Kurs vor der Polizei geflüchtet war. Die Verfolgungsjagd der Einsatzkräfte ging auf der burgenländischen A3 über rund 10 Kilometer. Jetzt wurde der Täter zu 3 Jahren und 2 Monaten Haft verurteilt. Nicht die einzige Menschenschmuggler-Verhandlung im Landesgericht Eisenstadt.
BURGENLAND. Bei dem skrupellosen Schlepper handelte es sich um einen Deutschen mit türkischen Wurzeln, geschieden, der als Sozialhilfeempfänger im Alter von 36 Jahren bereits um die Rente angesucht hat. Am 9. Juni 2023 ist er, in Kooperation mit unbekannten Mittätern, um 8.44 Uhr in Nikitsch nach Österreich eingereist, nach dem er zuvor an der ungarisch-serbischen Grenze 20 türkische Migranten in einem Mercedes Vito verstaut hatte. Sowohl im Fahrgast-, als auch im Kofferraum.
Über die A3 steuerte der Mann Richtung Wien. Aufgrund der erkennbaren Überladung, den verdunkelten Scheiben und einem deutschen Kennzeichen fiel das schwarze Fahrzeug zwei Polizisten auf, die gerade auf der Südost-Autobahn einen anderen Transporter kontrolliert hatten. Sofort nahmen sie die Verfolgung des Kastenwagens auf. Mit Kojak-Blaulicht, Folgetonhorn und Blitzer-Blaulicht in der Windschutzscheibe schlossen sie in einem zivilen Streifenwagen zu dem Verdächtigen auf. Ein Beamter zeigte dem Fahrer über die Seitenscheiben seinen Dienstausweis und forderte den Fahrer per Handzeichen auf, anzuhalten.

- 3 Jahre und 2 Monate Gefängnis für den Menschenschmuggler. Der Angeklagte nahm das Urteil an.
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Das tat der Schlepper auf Höhe Abfahrt Hornstein auch. Als das Polizeiauto stoppte, „gab der Lenker Vollgas und raste im Baustellenbereich davon. Mit weit mehr als 100 km/h, bei erlaubten 80. Als ich mit dem Dienstwagen auf gleicher Höhe mit dem Mercedes war, riss der Fahrer das Lenkrad nach links und wollte mich offensichtlich abdrängen oder rammen. Nur durch eine Notbremsung konnte ich verhindern, dass wir in die Leitschiene gekracht sind!“, schilderte jener Gruppeninspektor als Zeuge im Saal 7 des Landesgerichtes Eisenstadt, der am Steuer des Verfolgerautos gesessen ist.
Schlagenlinien und Ramm-Mänöver
Dann fuhr der Deutsche in Schlangenlinien auf der A3 herum, um die Polizisten am Überholen zu hindern. „Es gelang mir trotz des Zick-Zack-Kurses neuerlich auf den Kastenwagen aufzuschließen, als es zu einem neuerlichen Ramm-Manöver des Angeklagten gekommen ist. Wieder war eine Notbremsung meinerseits notwendig!“ Der erfahrene Gruppeninspektor weiter: „Wir haben über Funk Verstärkung angefordert, als der Schlepper auf den Pannenstreifen fuhr und simulierte, dass er aufgeben will!“
„Nach dem wir unser Fahrzeug vor dem Mercedes gestoppt hatten, gab der Fahrer neuerlich Vollgas und raste zwischen Leitschiene und unserem Auto durch. Neuerlich nahmen wir die Verfolgung auf. Bei Pottendorf riss er den Wagen im letzten Moment nach rechts und fuhr von der Autobahn!“, so der Beamte. „Als er am Ende der Abfahrt stoppen musste, stellte ich meinen Wagen direkt neben die Fahrertüre, damit der Lenker nicht rausspringen konnte. Statt aufzugeben, trat der Mann mit Füßen ein neben ihm sitzendes Mädchen aus der Beifahrertüre und rannte davon!“
4 Warnschüsse
Über Stock und Stein, Wiesen, Böschungen, einen Zaun und quer über beide Spuren der A3 flüchtete der Menschenschmuggler. Erst nach 4 Warnschüssen gab er inmitten eines Feldes auf. Bis zu seinem Prozess hatte der Angeklagte keine Aussage gemacht, zeigte sich im Verfahren aber großteils geständig. Wenngleich er in märchenhafter Art und Weise sehr wohl versuchte, seine Tat herunterzuspielen und bei heiklen Themen meinte: „Ich kann mich nicht erinnern!“ Diese Ausflüchte nützten vor Richterin Mag. Karin Knöchl nichts. Da der Beschuldigte am 4. Juni 2023 auch in Kroatien mit 15 Migranten von der Polizei erwischt worden ist, lautete das Urteil: 3 Jahre und 2 Monate Gefängnis. Der Täter nahm das Urteil an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Nicht rechtskräftig.

- Statt 25.000 Euro Schlepper-Lohn gab es für den Beschuldigten 2 Jahre Haft.
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25.000 Euro Fuhrlohn
Nicht die einzige Schlepperverhandlung an diesem Tag. Kurz darauf wurde ein Schwede mit syrischen Wurzeln zu 2 Jahren Haft verdonnert, weil der am 21. Juni insgesamt 30 Personen über Ungarn nach Österreich geschmuggelt hatte und im südburgenländischen Neumarkt an der Raab verhaftet werden konnte. Sein Motiv: ein versprochener Fuhrlohn von 25.000 Euro. Dieses Urteil ist nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.
Vergleich 2021 mit 2023: Asyl-Verdoppelung
Im Landesgericht Eisenstadt gibt es alleine in dieser „kurzen“ Woche 7 Menschenschmuggler-Prozesse. Eine Vielzahl werden noch folgen, mit massivem Arbeitsaufwand für Richterinnen, Staatsanwälte und Polizisten. Denn, alleine im ersten Halbjahr 2023, sind bereits 140 Schlepper festgenommen worden. Nicht die einzigen „ernüchternden“ Zahlen punkto Migration, hört man doch seitens der Politik immer wieder von sinkenden Asylzahlen. Laut Statistik des Innenministeriums stimmt das nämlich nur bezogen auf die Zahlen der Illegalen-Flutwelle aus 2022. Da gab es im gesamten Jahr 112.272 Asylanträge. Vergleicht man aber die aktuellen Werte, die bis Juni 2023 vorliegen, mit den Juni-Zahlen aus 2021, sieht man, dass es mehr als eine Verdoppelung der Asylanträge gibt. Nämlich von 10.867 auf 22.990. Das ist jetzt bereits mehr, als im gesamten Jahr 2020 mit 14.775 Migranten.
Die Top 10 jener Länder, aus den die illegalen Personen einreisen (Stand Jänner - Juni 2023):
- Syrien 6.644
- Afghanistan 3.954
- Marokko 3.279
- Türkei 1.695
- Bangladesch 1.170
- Indien 827
- Pakistan 791
- Somalia 757
- Russische Föderation 540
- Ägypten 390
Bei den Migranten handelt es sich im ersten Halbjahr 2023 um 18.016 Männer (78,4% ) und 4.974 Frauen (21,6%).



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