Keramikkünstlerin Eveline Lehner
„Ich liebe das Erdige“

- Keramikkünstlerin Eveline Lehner mit Kater Chili in ihrer Werkstätte in Schützen am Gebirge
- Foto: Uchann
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Die Trophäe für den Regionalitätspreis der Bezirksblätter Burgenland wird heuer von der Keramikkünstlerin Eveline Lehner gefertigt.
SCHÜTZEN AM GEBIRGE. Die fertige Trophäe bekomme ich im Atelier von Eveline Lehner in Schützen am Gebirge noch nicht zu sehen. Dafür darf ich kurz Zeuge des Findungsprozesses eines Kunstwerks sein.
Stoober Ton
Ein paar faustgroße, noch feuchte, mit leichten Unebenheiten versehene Würfel aus Stoober Ton hat Eveline Lehner bereits geformt. Sie baut sie aufeinander auf, betrachtet die so entstehende Skulptur und meint: „So könnte es ausschauen, aber vielleicht setze ich oben noch eine Scheibe drauf, die die Regionalität ausdrückt.“
Es ist ein Experimentieren mit dem Objekt und ein Herantasten an das Kunstwerk – gleichzeitig immer wieder alles in Frage stellend und korrigierend.

- Die Regionalitätspreis-Trophäe am Beginn des Entstehens
- Foto: Uchann
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„Die Landschaft drinnen“
Die Brücke zu schlagen zur „Regionalität“ fällt Eveline Lehner nicht schwer und lässt zumindest die fertige Trophäe erahnen. „Ich liebe das Erdige. Ich habe die Landschaft drinnen, die Äcker, diese Abschnitte, die man von der Luft aus sehen kann. Aber es wird nicht farbig werden – nur so weit, dass die Linien mehr rauskommen.“
Eveline Lehner beschäftigt sich seit 1980 mit dem Material Ton, die erste Ausstellung gab es 1996. „16 Jahre habe ich gebraucht. Dann habe ich mich getraut. Ich habe mich vom Handwerk ins Objekt gearbeitet“, so Lehner.
Geschirr für den „Taubenkobel“
Ihre handwerkliches Können und ihre Kreativität im Bereich der Gebrauchskeramik kann man in unmittelbarer Nähe ihres Ateliers bewundern, fertigt sie doch seit vielen Jahren das Geschirr für das Haubenlokal „Taubenkobel“.
Warum sie sich für das Material Ton entschieden hat? „Ich bin da reingewachsen, vor allem durch den Robert.“
Mit Robert meint Eveline Lehner Robert Schneider, den im vergangenen Jahr verstorbenen Keramikkünstler und Mitbegründer der Cselley Mühle. Er war ihr „Lebensmensch“ und ein wichtiger Begleiter und Berater.

- In den Ausstellungsräumen kann man sowohl die Gebrauchskeramik als auch die Objektkunst von Eveline Lehner bewundern.
- Foto: Uchann
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„Habe viel lernen müssen“
„Ich war viel mit ihm in der Werkstätte und habe viel lernen müssen“, erinnert sich Eveline Lehner und fügt bescheiden hinzu: „Ich kann nicht sagen, dass ich ausgelernt bin. Es gibt immer wieder Situationen, wo man auf Grenzen stößt. Es ist ein fortwährendes Lernen am Material und an sich selbst.“
„Wenn man sich wo wohlfühlt, dann arbeitet man auch gerne“
Ob sie glaubt, dass die Region, das Land eine Rolle bei ihrem Schaffensprozess spielt? „Ich denke schon, dass das einen Einfluss hat. Wenn man sich wo wohlfühlt, dann arbeitet man auch gerne. Ich bin keine Zuagraste und möchte auch nicht woanders hin“, so Lehner. Zum Wohlfühlen trägt unter anderem Kater Chili bei, den sie während des Gesprächs liebevoll in ihren Armen hält. „Chili ist sehr anhänglich, er wartet immer wie ein Hund auf mich.“
Eine Frage muss man natürlich auch Eveline Lehner stellen: Wir hat sie die Zeit der Corona-Pandemie bisher erlebt?
„Nachdem ich auch Geschäftsführerin der Cselley Mühle bin, waren die Auswirkungen unterschiedlich. In den ersten zwei Wochen haben wir die ,Mü‘ zugehabt. Da habe ich mich unheimlich auf die Werkstätte gefreut. Danach habe ich die Mitarbeiter in die Kurzarbeit schicken müssen und bin alleine im Büro gesessen und ich habe wieder keine Zeit für die Keramik-Werkstätte gehabt.“
Jetzt hat sie sich aber wieder Zeit genommen – für insgesamt sechs Trophäen, auf die sich die Gewinner des diesjährigen Regionalitätspreises freuen dürfen. Wir sind gespannt!



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