Schlepperdrama im Seewinkel
Unmenschlichkeit auf Rädern für 37 Erwachsene und Kinder

Schlepperdrama im burgenländischen Seewinkel | Foto: Pixabay
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Eingepfercht wie Vieh. Auf der Ladefläche eines Kastenwagens. Ohne Fenster. Ohne Frischluft. 37 illegale Migranten. Davon sieben Kinder. Reingequetscht wie Sardinen in eine Dose. Dicht an Dicht. Bei extremer Hitze. Ohne Wasser. Ohne Nahrung. Ohne Pause für Bewegung und Notdurft. Ganze 5 Stunden lang! Ehe die Polizei in Andau die Türe aufriss. Die Fremden befreite. Und den skrupellosen Schlepper verhaftete. Einen erst 18-jährigen Syrer. Der statt einer Berufsausbildung den Weg zum Menschenschmuggler wählte. Und jetzt dafür büßen muss. Im Gefängnis.

BURGENLAND. Menschenverachtung zum Quadrat. Skrupelloser Wahnsinn. Ein Todesangst-Szenario, das mit Worten kaum beschreibbar ist. Sich aber in den Augen eines kleinen, syrischen Jungen widerspiegelte. Der mit Mama und Papa ins Landesgericht Eisenstadt gekommen ist. In den Saal 7. Als Zeuge des irren Menschen-Schmuggels. Den er am eigenen Leib erlebte. Aussagen musste der zirka 8 bis 10-jährige, verängstigt wirkende Bub nicht, da der Angeklagte kurz davor alles gestanden und sich schuldig bekannt hatte. Somit blieb auch den traumatisierten Eltern, ebenfalls Opfer dieser fiesen Schleuserei, der „Auftritt vor Gericht“ erspart.

Der inzwischen 19-jährige Syrer wird noch einen Geburtstag hinter Gittern feiern. Er transportierte 37 Personen in einem Kastenwagen. | Foto: Heigl
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Schlepper statt Friseur-Lehrling

Eines von zahlreichen Familienschicksalen, die der Täter auf dem Gewissen hat. Ein 18-jähriger Syrer mit Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Eigentlich wollte er dort eine Lehre als Friseur oder Kältetechniker anfangen. Zog dann aber die Schlepperei vor. Eine lukrative Alternative zu normaler, geregelter Arbeit. Sein Motiv für die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung: „Als Lohn für eine Tour wurde mir von den Auftraggebern versprochen, dass meine Schwester samt Ehemann und Kindern ,gratis‘ nach Europa geschleust werden!“

Auf Gedeih und Verderb ausgeliefert

Der Staatsanwalt schilderte in knappen Worten den dramatischen Ablauf. Dem Angeklagten wurde von der Bande ein Mercedes Sprinter zur Verfügung gestellt. Ein Kastenwagen mit Laderaum, ohne Lüftung, ohne Fenster. Mit dem Auto steuerte er über Budapest ein Versteck an. Dort wurden 37 Personen reingequetscht. Unter ihnen sieben Kinder. Ehe dann, ganze 5 Stunden lang, die „Reise“ bis nach Österreich ging. Ohne Pause. Bei extremer Hitze. Ein qualvoller Zustand für alle Migranten, die ohne Versorgung, auf engstem Raum, ausharren mussten. Auf Gedeih und Verderb hilflos dem Schleuser ausgeliefert.

Täuschung durch Auftraggeber

Richterin Mag. Birgit Falb erzählte der Angeklagte seine Version. Nämlich, dass er am ungarischen Treffpunkt sein Auto hinter Bäumen abstellen und das Licht abdrehen musste. Dann wurde von eigenen Fuß-Schleppern die Ladefläche mit Leuten befüllt. „Mir wurde gesagt, es wären 8 bis 10 Personen. Da haben mich meine Auftraggeber getäuscht.“ „Haben sie das nicht bemerkt, dass es viel mehr Menschen sind?“ „Ich bin nicht ausgestiegen!“ „Dann müssen sie doch an der Dauer des Beladevorganges gemerkt haben, dass es mehr als 10 Personen sind!“ „Ja. Das kam mir schon eigenartig vor.“

Es ersticken immer wieder Personen

Der Beschuldigte weiter: „Nach dem die Türen verschlossen worden waren, klopfte ein Fuß-Schlepper an das Seitenfenster und gab mir das Zeichen zum Losfahren. Das habe ich auch gemacht. Während des Fahrens habe ich gemerkt, dass die ursprünglich genannte Personen-Anzahl nicht stimmen kann, weil sich das Fahrzeug schwer lenken ließ.“ „Und warum haben sie nicht angehalten und die Tour abgebrochen?“, fragte Gerichtspräsident Hofrat Dr. Karl Mitterhöfer nach. „Wissen sie denn nicht, dass durch Sauerstoffmangel bei solchen Transporten immer wieder Personen ersticken?“ Ein Verzweiflungs-Nicken des Angeklagten. „Sie ruinieren sich ihr Leben“, ergänzte die Richterin.

Zwei Geburtstage hinter Gefängnis-Gittern

Im Seewinkel, nach der ungarischen Grenze bei Andau, klickten für den Schlepper am 13. Juni die Handschellen. Seither sitzt der Syrer in Untersuchungshaft. Verbrachte dort seinen 19. Geburtstag. Und wird auch die Feier zum 20. Lebensjahr hinter Gittern absolvieren. Denn der Schöffensenat verhängte eine Haftstrafe von 18 Monaten. Der Angeklagte nahm das Urteil an, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Daher nicht rechtskräftig.

Reumütig geständig zeigte sich der griechische Schlepper und ehemalige Pizza-Bote. Sein Anwalt, Mag. Jochen Serenyi, bat um ein mildes Urteil. | Foto: Heigl
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Schleuser in Klingenbach ein Pizza-Bote

Ganz im Gegensatz zu einem griechischen Schleuser, dessen Urteil von 13 Monaten Haft bereits gültig ist. Dieser Täter, 26, Elektriker und Pizza-Bote, transportierte am 1. Juli insgesamt neun illegale Migranten. 4 Inder, 3 Afghanen, 2 Pakistani. Aufgesammelt hatte er die Personen an der serbisch-ungarischen Grenze. Um sie in einem Mietwagen, über Klingenbach, ins Burgenland zu bringen. Keine gute Idee. Denn dort kontrollierte die Polizei...

Mit Tränen zurück in die Zelle

Vor Gericht erklärte sich der Grieche reumütig schuldig. Wollte mit dem Schlepper-Lohn seiner Mutter und Oma helfen. Weiß, dass er mit der Schmuggler-Tour einen Fehler gemacht hat. Den er bereut, sich dafür schämt und nie wieder machen werde. Tief verzweifelt und aufgelöst in Tränen nahm der Angeklagte das Urteil zur Kenntnis und kam zurück in die Zelle.

Schlepperdrama im burgenländischen Seewinkel | Foto: Pixabay
Der inzwischen 19-jährige Syrer wird noch einen Geburtstag hinter Gittern feiern. Er transportierte 37 Personen in einem Kastenwagen. | Foto: Heigl
Reumütig geständig zeigte sich der griechische Schlepper und ehemalige Pizza-Bote. Sein Anwalt, Mag. Jochen Serenyi, bat um ein mildes Urteil. | Foto: Heigl
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