Weißstörche im Burgenland
Wo sich die Storchenpaare am wohlsten fühlen
Das Burgenland ist das Land der Weißstörche. Allerdings gibt es auch Regionen, wo der Bestand an Storchenpaaren stetig zurück geht. Über die Ursachen sprachen die RegionalMedien Burgenland mit Eva Karner-Ranner von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich.
BURGENLAND. Der Weißstorch – auch „Adebar“ genannt – zählt zu den Wahrzeichen des Burgenlandes. In vielen Ortschaften prägen die Horste auf den Schornsteinen und Dächern das Ortsbild. „Der Weißstorch ist in allen Bezirken – von Neusiedl bis Jennersdorf – beheimatet. Die größten Bestände gibt es rund um den Neusiedler See sowie in den Bezirken Oberwart und Güssing in den Flusstallandschaften“, sagt BirdLife-Expertin Eva Karner-Ranner.
30 Prozent des österreichischen Bestandes
Im Jahr 2021 wurden im ganzen Burgenland 126 Horstpaare gezählt, das ist ungefähr ein Drittel des gesamtösterreichischen Bestandes. Sehr unterschiedlich ist jedoch die regionale Entwicklung im Burgenland.
Rückgang im Südburgenland
„In den vergangenen Jahren haben sich die Bestände vor allem in den Bezirken Güssing und Oberwart reduziert, während im Nord- und Mittelburgenland die Zahl der Störche ungefähr gleich geblieben ist“, so Karner-Ranner. In Zahlen gefasst: Im Jahr 2001 wurden im Bezirk Oberwart noch 46 Horstpaare gezählt, nun sind es 32. Im Bezirk Güssing ist der Rückgang noch dramatischer: Von 36 im Jahr 2001 auf aktuell 12.
Verlust der Nahrungsflächen
Hauptgrund für diese Entwicklung: „Hauptsächlich der Verlust von Wiesen in den südburgenländischen Becken und Tälern. Das hat in den 1980er-Jahren begonnen, als die Gründlandwirtschaft zunehmend durch Ackerbau ersetzt wurde“, so die Expertin.
Problem der Versiegelung
Ein weiteres Problem ist zum Teil die Versiegelung rund um die Ortschaften mit Betriebsgebieten oder Wohnhausanlagen. „Wenn das zugebaut ist, dann haben Störche ein Problem, weil ihnen die Nahrungsflächen in unmittelbarer Nähe zu ihren Horsten fehlen“, sagt Karner-Ranner.
Wiesenschutzprojekte im Norden
Im Nordburgenland – vor allem in Rust und im Nationalpark Neusiedler See – sind in der Vergangenheit entsprechende Wiesenschutzprojekte umgesetzt worden. Abgesehen von einem Projekt an der Lafnitz – sind solche Schutzmaßnahmen, die den Weißstörchen zugute kommen, im Süden des Landes rar. „Es wäre im Mittel- und Südburgenland absolut notwendig, dass man aktiv Wiesenflächen und Feuchtgebiete für die Störche schafft“, so Karner-Ranner.
Förderung von Horstschutzmaßnahmen
Was die Nistplätze betrifft, bewertet die Vogelschutzexpertin die Storchenpflege-Maßnahmen des Landes positiv. So gibt es von Seiten der Naturschutzabteilung eine Förderung für Horstschutzmaßnahmen. „Super finde ich auch die Eigeninitiativen in vielen Ortschaften, wo man erkennt, dass Storchenhorste einfach als etwas Positives gesehen werden.“
Baumbrüter nun auf Schronsteinen
Doch warum befinden sich die Nistplätze der Weißstörche vor allem auf den Schornsteinen und nicht auf Bäumen? Die Antwort ist einfach: „Ursprünglich ist der Weißstorch schon ein Baumbrüter. Aber so ein Horst ist groß und schwer und würde starke Einzelbäume brauchen, die es nur noch selten gibt – vor allem in Gebieten mit günstigen Nahrungsgebieten“, erklärt die BirdLife-Expertin. War es früher das Wagenrad, das an den Schornsteinen befestigt wurde, werden heute spezielle Horstplattformen oder eigene Masten mit einem Aufbau errichtet.
Horsttreue Störche
Eine Besonderheit der Weißstörche: Sie sind sehr horsttreu. „Man kann davon ausgehen, dass sie – nach den 6.000 bis 9.000 Kilometern, die sie auf ihrer Reise von Afrika zurücklegen – den Horst des Vorjahres belegen“, sagt Karner-Ranner. Allerdings kommen die Pärchen meist nicht gleichzeitig an. Es vergehen in der Regel einige Tage, manchmal sogar ein bis zwei Wochen nach der Ankunft des ersten Storches, bis der Partner am Horst eintrifft. Karner-Ranner: „Dann gibt es das berühmte Klappern als Begrüßungszeremonie.“
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