LH Doskozil zu „100 Jahre Burgenland“
„Das Burgenland hat sich immens entwickelt“

„Es waren die Menschen, die das Burgenland so erfolgreich aufgebaut haben“, betont LH Hans Peter Doskozil. | Foto: Land Burgenland
  • „Es waren die Menschen, die das Burgenland so erfolgreich aufgebaut haben“, betont LH Hans Peter Doskozil.
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Herr Landeshauptmann, ich möchte zum Beginn des Interviews persönliche Fragen stellen. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit?
Ich erinnere mich daran, dass es im Winter immer viel mehr Schnee gab als heutzutage. Wir waren als Kinder auch im Winter viel draußen. Den Sommer haben wir am Sportplatz verbracht und Fußball gespielt.

„Mein erster ernstzunehmende Berufswunsch war Pilot.“


Wenn Sie sich zurückerinnern an ihren Heimatort? Was hat sich dort seit ihrer Jugendzeit am stärksten verändert?

Ich denke die Jugend verbringt nun nicht mehr den ganzen Sommer am Fußballplatz. (lacht) Es hat sich schon ein bisschen etwas verändert, was den Zuzug betrifft zum Beispiel. Kroisegg wächst langsam aber stetig.

Hatten Sie als Volks- und Hauptschüler schon gewisse Berufswünsche?
Der erste ernstzunehmende Berufswunsch war Pilot. Da war ich allerdings schon Gymnasiast.

„Wir sind heute in vielen Bereichen eine Vorzeigeregion


Das 100 Jahr-Jubiläum ist auch Anlass von der burgenländischen Identität zu sprechen. Gibt es diese überhaupt bzw. wird diese in den einzelnen Regionen unterschiedlich empfunden?

Wenn man in der Geschichte zurückblickt, hat es durchaus eine Phase der Identitätssuche gegeben. Nicht jeder hat an dieses Burgenland geglaubt. Das Burgenland hat sich aber immens entwickelt und ist heute ein Bundesland mit hoher Lebensqualität und vielen Alleinstellungsmerkmalen – touristisch, landschaftlich und kulturell. Jede Region hat dabei ihre Besonderheiten, aber insgesamt gibt es definitiv DIE burgenländische Identität, auf die wir stolz sein können.

Die Entwicklung des Burgenlandes wird immer wieder als Erfolgsgeschichte bezeichnet. Was sind ihrer Ansicht nach die entscheidenden Faktoren des Erfolgs gewesen?

Wir stehen heute als Vorzeigeregion in vielen Bereichen da, von der Wirtschaft bis hin zur Bildung haben wir enorm aufgeholt. Die Faktoren für diesen Erfolg sind vielschichtig. Aus meiner Sicht ist es vor allem der Verdienst der Burgenländerinnen und Burgenländer, die mit viel Fleiß, Leidenschaft und Zusammenhalt die Lebensqualität bei uns so nach oben geschraubt haben.

Ihr Vorgänger Hans Niessl hat den Fall des Eisernen Vorhangs und den EU-Beitritt als die wichtigsten Ereignisse für den Aufschwung des Landes genannt. Würden Sie dem zustimmen?
Wir haben natürlich von EU-Förderprogrammen profitiert. Wir sind unter anderem dadurch vom „Ziel-1“- Gebiet zur „Nummer 1“ in vielen Bereichen aufgestiegen. Daher ist es auch wichtig, für die neue Förderperiode EU-Mittel zu lukrieren, um im Burgenland kluges Wachstum noch weiter voranzutreiben. Ich stimme Hans Niessl zu, dass auch der Fall des Eisernen Vorhangs ein wichtiges Ereignis für das Burgenland war. Unser Bundesland konnte bildlich gesprochen wieder ausatmen, Luft holen und durchstarten.

„Menschlichkeit ist im Burgenland nicht nur ein Schlagwort


Das Burgenland als Grenzregion stand immer wieder im Fokus europäischer Geschichte, wenn es zu Fluchtbewegungen kam: 1956, 1968, 1989 oder zuletzt 2015, als sie selbst als Landespolizeidirektor im Mittelpunkt standen. Kann man in diesem Zusammenhang die Geschichte des Burgenlandes auch als Geschichte der Solidarität und Menschlichkeit sehen?

Wer Hilfe braucht, dem wird geholfen, das haben wir auch 2015 bewiesen. Es braucht aber einen gesamteuropäischen Weg, klare Regeln was Asyl betrifft, um die Solidarität der burgenländischen Bevölkerung nicht auszureizen. Menschlichkeit ist im Burgenland nicht nur ein Schlagwort, Menschlichkeit wird gelebt, aber meine politische Verantwortung ist es, das große Ganze im Blick zu haben. Hilfe in den Krisenländern vor Ort und Asylverfahren schon an der EU-Außengrenze, diese klaren Ansagen sind hier wichtig, denn es hat mit Menschlichkeit nichts zu tun, Flüchtlingen falsche Hoffnungen zu machen. Soviel zu den Fluchtbewegungen, die Sie angesprochen haben. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Ja, man kann die Geschichte des Burgenlandes als Geschichte der Solidarität und Menschlichkeit sehen. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die Burgenländerinnen und Burgenländer in den letzten 100 Jahren miteinander gewachsen sind und unsere Heimat gemeinsam zu dem lebenswerten Bundesland gemacht haben, das es heute ist. Es waren also die Menschen, die das Burgenland so erfolgreich aufgebaut haben. Die unterschiedlichen Volksgruppen und Kulturen, die hier auch auf Grund der Geschichte und Grenznähe zuhause sind, haben auch enorm zur Identität des Burgenlandes beigetragen und tun dies immer noch.

„Wir planen ein großes Volksgruppenprojekt


Hervorgehoben wird oft auch das Miteinander der Volksgruppen – allerdings auch mit dem Hinweis, dass die Volksgruppensprachen langsam verschwinden. Sehen Sie auch diese Gefahr?

Die Volksgruppen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der burgenländischen Identität und tragen wesentlich zur kulturellen Vielfalt unseres Bundeslandes bei. Die unterschiedlichen Kulturen und Sprachen gilt es daher natürlich zu erhalten. Ich kann mich erinnern, als ich ein Kind war, war es noch verpönt am Schulhof in zweisprachigen Gemeinden kroatisch oder ungarisch zu sprechen. Das hat sich geändert und ich denke, dass wir hier ansetzen müssen. Es geht um ein Bewusstsein, um Herkunft, um Identität und all das wollen wir fördern. Wir bekennen uns zum respektvollen Umgang mit unserem reichhaltigen kulturellen Erbe und fördern die Volksgruppenvereine und Brauchtumspflegeprojekte. Wir wollen den Zusammenhalt im Burgenland hochhalten und unsere Volksgruppen gerade in unserem Jubiläumsjahr vor den Vorhang bitten, daher planen wir zu „100 Jahre Burgenland“ auch ein großes Volksgruppenprojekt.

„Gut und sicher im Burgenland leben zu können – das bleibt auch in Zukunft unser Anspruch.“

In welchen Bereichen sehen Sie die größten Herausforderungen für das Burgenland in den nächsten 10 bis 20 Jahren?
Die Pandemie ist die größte gesundheitspolitische, wirtschaftliche und soziale Krise der Zweiten Republik und wird die Herausforderungen der kommenden Jahre prägen. Wir setzten seit Beginn der Pandemie Maßnahmen, um die Folgen der Corona-Jahre abzufedern, das ist uns bisher gut gelungen. Durch COVID haben sich die Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven natürlich geändert. Daher müssen wir die Wirtschaft ankurbeln, den Arbeitsmarkt stabilisieren und so sicherstellen, dass alle BurgenländerInnen weiterhin von hoher Lebensqualität profitieren. Dazu gehört aber mehr als nur Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik. Wir dürfen nicht außer Acht lassen, dass zum Beispiel auch Pflege und Betreuung Schlüsselthemen der Zukunft bleiben und wir jetzt handeln müssen, um adäquate Pflege auch künftig garantieren zu können. Ich sehe auch ökologische Veränderungen auf uns zu kommen, daher arbeiten wir auch im Bereich Umweltschutz an nachhaltigen Lösungen. Gut und sicher im Burgenland leben zu können – wirtschaftlich, sozial und kulturell - das bleibt auch in Zukunft unser Anspruch. Diese Herausforderungen werden wir künftig nur bewältigen können, wenn wir aufhören Grundversorgung in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Energie auszugliedern. Es braucht einen starken Staat, um die Versorgungssicherheit langfristig aufrecht zu erhalten.

Was würden Sie als typisch burgenländisch bezeichnen?
Die Gemütlichkeit, die Kulinarik und den Wein.

Haben Sie eine Lieblingsgegend oder Lieblingsplatzerl im Land?
Das Burgenland ist wirklich überall schön. Aber um auf meine Kindheit zurückzukommen und eine konkrete Antwort auf Ihre Frage zu geben, sage ich jetzt „das Blumental“ bei Kroisegg. Vielleicht finden Sie das auf keiner Landkarte, aber so nennt man ein naturbelassenes Tal um den Stögersbach, bestehend aus Auen und Wiesen, im burgenländischen Grenzgebiet zur Steiermark.

Landtag feierte den 100. Geburtstag des Burgenlandes
Zeitgespräch mit Doskozil, Niessl und Sipötz

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