ÖVP Burgenland-Chef Christoph Zarits
"Ich bin kein Zauberer"

- Der designierte ÖVP-Landesparteiobmann Christoph Zarits im Gespräch mit MeinBezirk Burgenland-Chefredakteur Franz Tscheinig
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Christoph Zarits wird im Oktober zum neuen Chef der ÖVP Burgenland gewählt. Mit MeinBezirk sprach er über seine Ziele und Vorhaben.
- Herr Zarits, Sie sind seit einem Monat designierter ÖVP-Landesparteiobmann. In welchem Zustand haben Sie die Partei vorgefunden?
CHRISTOPH ZARITS: Wir haben mit der Landtagswahl, die nicht so ausgegangen ist, wie wir uns das erwartet haben, eine schwierige Zeit hinter uns. Aber mein Vorgänger hat mir ein Haus übergeben, mit dem man sicherlich arbeiten kann. Und mit der Strukturreform und dem Personal können wir positiv in die Zukunft schauen.

- „Das kann nur Schritt für Schritt gehen“, meint Zarits, wenn es darum geht, wieder Wählerstimmen zu gewinnen.
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- Angesichts des Wahlergebnisses gibt es sicherlich dankbarere Aufgaben. Warum tun Sie sich das an? Sind Sie gefragt worden oder haben Sie sich als neuer ÖVP-Landeschef angeboten?
Ich bin von sehr vielen Leuten aus der Partei und auch von wichtigen Persönlichkeiten gefragt worden. Und ich habe der Partei sehr viel zu verdanken. Ich bin mit 22 Jahren Gemeinderat und mit 27 Jahren Vize-Bürgermeister in meiner doch SPÖ-dominierten Gemeinde geworden. Ich bin dann als Regionalmanager zu Landeshauptmannstellvertreter Franz Steindl gewechselt, 2017 dann in den Nationalrat. Ich will der Partei wieder etwas zurückgeben, das die Partei auch mir gegeben hat. Und ich mache das wirklich gerne.
Es ist keine einfache Aufgabe, aber ich mache es aus Verantwortung gegenüber der Partei. Ich spüre den Rückhalt in allen Teilen der Partei und in allen Teilen des Burgenlandes. Und ich glaube, dass wir es Schritt für Schritt wieder in die richtige Richtung schaffen werden. Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Ich rede das ganz offen an. Ich bin jetzt kein Zauberer. Das heißt, wir werden mit mir jetzt nicht gleich auf 35 Prozent hinauf marschieren. Die nächsten Wahlen sind die Gemeinderatswahlen. Die sind für mich extrem wichtig, denn von 171 Gemeinden stellen wir doch 70 Bürgermeister. Und da möchte ich mich gemeinsam mit den Gemeinden vorbereiten.
- Sie haben bei Ihrem Antritt gesagt, Sie wollen die Partei "wieder fit machen". Was konkret darf man sich darunter vorstellen?
Ich glaube, dass wir wieder kampagnenfähig und bürgernäher werden müssen. Mich haben seit Jänner 2023 über 6.000 Burgenländerinnen und Burgenländer im Parlament besucht. Ich möchte in allen Bezirken Sprechtage machen und ich möchte die Gemeinden bestmöglich servicieren. Ich glaube, die Gemeinden sind extrem wichtig für die Volkspartei, weil wir fast in jeder Gemeinde eine Ortsgruppe haben. Diese müssen bestmöglich serviciert werden. Das ist meine große Aufgabe. Ich komme aus der Kommunalpolitik und weiß, wie wichtig die Gemeinden für uns sind. Wenn die Gemeinden funktionieren, werden wir bei der Gemeinderatswahl gut abschneiden und dann können wir in eine gute Zukunft schauen.

- Zarits: "Ich glaube, dass der sachliche und konstruktive Zugang der Schlüssel sein kann, um wieder in die Regierung zu kommen."
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- Wie steht es um den nach der Wahl eingeleiteten Reformprozess?
Im strukturellen Bereich ist dieser abgeschlossen. Der inhaltliche Prozess liegt jetzt natürlich bei mir. Wir werden im Oktober den Landesparteitag haben. Da stelle ich mich der Wahl zum Landesparteiobmann. Und ich werde dort auch ein Programm für die Volkspartei präsentieren, wie wir uns die nächsten fünf Jahre vorstellen und welche Themen uns wichtig sind. Zuvor möchte ich im Sommer möglichst viele Gemeinden besuchen und mir natürlich auch Wünsche und Anregungen von unseren Funktionären mitnehmen, die dann in dieses Programm einfließen werden.
- Rot-Grün hat die ÖVP zuletzt als sehr konstruktiv gelobt. War die Volkspartei in der letzten Regierungsperiode zu destruktiv?
Jeder hat seinen eigenen Stil und ich habe die Art und Weise, wie wir in den letzten fünf Jahren Politik gemacht haben, auch mitgetragen. Aber mein Zugang war immer der, dass man mit allen redet. Ich habe schon einen Termin beim Landeshauptmann gehabt und ich werde auch mit anderen Parteiobmännern Termine ausmachen. Ich glaube, wenn man redet, kommen die Leute zusammen. Ich kenne ja alle Seiten in der Politik und es ist nicht jede Idee von Haus aus schlecht, nur weil sie von einer anderen Partei kommt. Und ich möchte schon eine Zusammenarbeit haben. Es gibt sicherlich rote Linien für uns, wenn es darum geht, Eigentum zu besteuern oder die Wahlfreiheit in der Pflege nicht mehr gewährleistet wird. Da werden wir immer dagegen sein, aber die Kritik wird bei mir immer sachlich und konstruktiv sein.
- Bei der nächsten Landtagswahl 2030 war die ÖVP dann 15 Jahre in der Opposition. Wie wollen Sie da wieder Zugewinne verbuchen?
Das kann nur Schritt für Schritt gehen. Wir starten jetzt bei 22 Prozent und bis 2030 haben wir noch genügend Zeit, für Stabilität in der Partei zu sorgen. Ich möchte in die Regierung kommen. Das ist ganz klar. Wenn man bei einer Wahl antritt, möchte man mitgestalten. Und es kann nicht der Anspruch der ÖVP sein, Dritter im Burgenland zu sein. Unser Anspruch muss sein, dass wir in die Regierung kommen. Und für das kämpfe ich. Jetzt ist einmal der Parteitag im Vordergrund. Dann sind die Gemeinderatswahlen. Und dann geht es Richtung Landtagswahl. Und ich glaube, dass der sachliche und konstruktive Zugang der Schlüssel sein kann, um wieder in die Regierung zu kommen.
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