Commerzialbank Mattersburg
Fast 870 Millionen Euro Schulden

- Die Commerzialbank Mattersburg dürfte nach aktuellem Stand mit 705,5 Millionen Euro überschuldet sein.
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Im Insolvenzverfahren der Commerzialbank Mattersburg haben 373 Gläubiger Forderungen von knapp 812 Millionen Euro angemeldet. Der Schuldenstand beträgt 868,9 Millionen Euro.
BURGENLAND. Im Gläubigerausschuss der Commerzialbank Mattersburg wurden erste Ergebnisse berichtet. Die schlechte Nachricht für die Gläubiger: Es dürfte kaum verwertbares Vermögen vorhanden sein.
„Notleidende“ Kredite
Schulden von 868,9 Millionen Euro stehen Werte von 163,4 Millionen Euro gegenüber. Das heißt, die Bank ist nach derzeitigem Stand mit 705,5 Millionen Euro überschuldet. Laut dem Bericht der Masseverwalter Gerwald Holper und Michael Lentsch (Kosch & Partner Rechtsanwälte) sind die Schulden nicht nur auf die mutmaßlichen Malversationen zurückzuführen sind. So sorgt auch das ˛„normale“ Kreditgeschäft für die enorme Überschuldung. Von den insgesamt 141 Millionen Euro, die an wirklichen Krediten an Geschäftskunden vergeben wurden, sind rund 56 Millionen Euro notleidende Kredite, die mit hoher Wahrscheindlichkeit nicht einbringlich sind.
Von 99 Millionen Euro fehlt jede Spur
Rund 20 Millionen Euro echten Verlust pro Jahr habe die Commerzialbank Mattersburg im Burgenland aus dem laufenden Geschäft erzielt. Zusätzlich wurden seit 2010 insgesamt 156 Millionen Euro bar oder mit Scheck ohne Rechtsgrundlage gleichsam „aus der Bank getragen“. Etwa 57 Millionen konnten davon bereits „zugeordnet“ werden: Sie flossen auf verschiedene Weise an den SV Mattersburg, wurden zur Bedienung „fiktiver“ Kredite oder zur Aufbesserung des Gastronomiebetriebs des SV Mattersburg verwendet. Von 99 Millionen Euro fehlt noch jede Spur.
Fast 690 Millionen Euro „nicht existent“
Die Suche nach dem verlorenen Geld sei auch die große Herausforderung. Sie gestalte sich extrem aufwändig und schwierig, weil ein großer Teil der Kreditakte als Handakte geführt wurde – vor allem jene, die für die mutmaßlichen Malversationen genutzt wurden, erklärten die Masseverwalter. Für das Jahr 2020 wurden etwa eine Summe von 177,7 Millionen als fiktive Kredite geführt. Mit 85,5 Millionen wurden Termineinlagen mit 1,6 Millionen Spareinlagen zu niedrig eingebucht. Nicht existente Einlagen bei anderen Banken wurden mit 424,4 Millionen als Vermögen geführt. Macht insgesamt 689,2 Millionen Euro an nicht existentem Vermögen.
Bisher haben 373 Gläubiger Forderungen von 812 Millionen Euro angemeldet. Der größte Anteil entfällt mit 488 Millionen auf die Einlagensicherung, die bei der Verteilung der Masse den Vorzug genießt.
Klagen
Um den Schaden für die Gläubiger zu verkleinern, haben die Masseverwalter bereits Klage gegen den Abschlussprüfer der Bank, die TPA Wirtschaftsprüfung GmbH, eingebracht. Weiters wird auch Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich und eine Schadenersatzklage gegen das Land Burgenland geprüft. Es geht dabei im Kern vor allen um ein mögliches Aufsichtsversagen.
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