Ex-Raiffeisenchef im U-Ausschuss
„Napoleon-Syndrom war schon erkennbar“

- Ex-Raiffeisen Landesbankchef Julius Marhold berichtete ausführlich über den Ausschluss der Raiffeisenbank Schattendorf.
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Julius Marhold, ehemaliger Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank, war Auskunftsperson im U-Ausschuss zur Commerzialbank Mattersburg.
BURGENLAND. Julius Marhold – seit sieben Jahren in Pension – stand mehr als 30 Jahre an der Spitze der Raiifeisenlandesbank Burgenland. Daher konnte er den Mitgliedern des U-Ausschusses auch ausführlich die Fragen zum Ausschluss der Raiffeisenbank Schattendorf unter Martin Pucher aus der Gruppe der Raiffeisenbanken in den 90er Jahren beantworten.
Ausfallsgefährdete Kredite
Laut Marhold waren vor allem zwei Anlassfälle ausschlaggebend: Zum einen wollte die Raiffeisenbank Schattendorf trotz eines Gebietsschutzes in einem anderen Tätigkeitsgebiet eine Bankstelle errichten. Zum anderem hatte der Revisor für das Jahr 1993 festgestellt, dass in der Bank Kredite in der Höhe von rund 45 Millionen Schilling ausfallsgefährdet waren – und das bei einem Eigenkapital von 55 Millionen Schilling.
Revisor den Zutritt verweigert
„Die Bank hat dann im Jahr 1994 ihren Austritt erklärt“, so Marhold. In der Folge wurde eine Revision der Raiffeisenbank Schattendorf angeordnet. Allerding wurde dem Revisor der Zutritt verwehrt. „Als auch nach dem dritten Versuch der Revisor nicht zugelassen wurde, wurde die Bank im Juli 1994 ausgeschlossen“, sagte Marhold. Eine Berufung an den Aufsichtsrat wurde zurückgezogen. Damit war der Ausschluss rechtskräftig.
„Anflug von Größenwahn“
Marhold erinnert sich, dass bereits damals ein gewisses „Napoleon-Syndrom“ und ein „Anflug von Größenwahn“ erkennbar war. So wollte die Raiffeisenbank Schattendorf nicht nur ihr Tätigkeitsgebiet auf ganz Österreich erweitern, sondern nahm auch Devisenspekulationen in die Satzung auf. „Die Welt, in der Herr Pucher gelebt hat, war eine andere als die biedere, solide Welt von Raiffeisen“, meinte Marhold.
„Pucher den Arsch gerettet“
In weiterer Folge habe dann die Landesregierung in einem Schreiben mitgeteilt, dass sie die Revision übernimmt. Laut Einschätzung von Marhold hätte es dafür keine Verpflichtung des Landes gegeben. „Das war ein freiwilliger Hoheitsakt der Landesregierung und des Landeshauptmannes.“ Marhold bejahte in diesem Zusammenhang auch die etwas provokante Frage des Grünen Abgeordneten Wolfgang Spitzmüller, ob das Land „letztlich den Herrn Pucher den Arsch gerettet hat“.
Aufgaben eines Revisionsverbandes
Marhold erläuterte auch die genauen Aufgaben eines Revisionsverbandes. „Das sind die Bestellung des Prüfers, die Prüfung der Qualifikation des Prüfers, die Überprüfung der effizienten Durchführung der Revision, die Supervision des Revisionsberichts – das heißt, den Revisionsbericht anzuschauen – und diesen zusammen mit einer Stellungnahme an die Organe der Bank zu übermitteln.“
Rolle des Wirtschaftsprüfers
Thematisiert wurde auch die Rolle des Wirtschaftsprüfers Gerhard Nidetzky, Gründer der Wirtschaftsprüfungskanzlei TPA.. „Von ihm bekamen wir ein Schreiben, das bestätigte, dass die Kredite, die von uns beanstandet wurden, in Ordnung sind, und dass bei der Bank keine Ausfallsgefährdung besteht.“
„Nichts dreinreden lassen“
Für Marhold hatte Pucher bereits in den 90er-Jahren vor allem zwei starke Interessen gehabt: „Er wollte sich nichts ins Geschäft dreinreden lassen, weil er der Beste war. Und er wollte entsprechende Mittel für seinen Fußballverein zur Verfügung haben. Das waren seine Beweggründe. Bei uns wäre er jedenfalls kein Jahr mehr Geschäftsleiter gewesen.“
„Unwahrheiten“ von Aufsichtsrat Giefing
Keine guten Erinnerungen hatte Marhold auch an den ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Giefing. „Er war auch als Vertreter des Bezirks Mattersburg im Aufsichtsrat der Raiffeisenlandesbank Burgenland und wurde von Seiten unseres Präsidenten gebeten, schnellstmöglich sein Mandat zurückzulegen. Wenn er in den Gremien den Mund aufgemacht hat, hat er die Unwahrheit gesagt.“ Giefing lehnte auch ab, dass es zu einer Trennung von Pucher kam. „Das war vergebene Liebesmüh“, so Marhold.
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