Nach Coronaparties
Döblinger Weinberge ersticken im Müll
Viele Wiener nutzen die Döblinger Weinberge für Spaziergänge. Und hinterlassen dort auch ihren Müll.
WIEN/DÖBLING. Egal, ob in Neustift am Walde oder am Nussberg. Die Pandemie und ihre Einschränkungen locken vor allem an den Wochenenden hunderte Wiener zu einem Rundgang durch das so schöne Döbling. Die Weinberge mit ihren Weinstöcken, der atemberaubende Ausblick auf die Stadt und vor allem die Ruhe ziehen die Ausflügler magisch an. Der Kult um die Wiener Heurigenkultur ist, trotz Lockdown, größer als je zuvor.
Einerseits ein Segen für die Winzer am Wegesrand, die Wein ab Hof anbieten und somit zumindest etwas für Umsatz sorgen können. Anderseits hat diese Entwicklung auch Nebenwirkungen. Eine eher unappetitliche davon ist der viele Müll, der von einigen Besuchern verursacht wird.
Skurrile Lieferungen
Ob man es glauben möchte oder nicht, sogar Pizza wird in die Weinberge geliefert. "Die großteils jungen Gäste bestellen sich das Essen mit dem Lieferservice an die letzte befahrbare Adresse und verzehren dies dann im schönen Ambiete der Wiener Hausberge", berichtet der Döblinger Bezirkschef Daniel Resch (ÖVP). Eigentlich eine amüsante Idee, wären dann nicht ein Haufen Pizzakartons und Bierdosen, die den Weg vom Weinberg nicht ins Tal oder zumindest in den nächsten Mülleimer finden.
Winzer verärgert
Sehr zum Ärgernis von Winzer Thomas Huber vom Traditionsheurigen „Fuhrgassl-Huber“ in Neustift am Walde: “Die Coronasituation stellt nicht nur uns Buschenschänker und Weinproduzenten auf eine harte Probe, sondern die gesamte Wiener Bevölkerung. Gerade deswegen können wir stolz auf die lebenswerteste Stadt sein, die so viele Naherholungsgebiete in der Natur wie unsere Weingärten in Döbling bietet", so Huber.
Leider ist vielen aber nicht bewusst, dass diese Landstriche in Privatbesitz sind. Die Winzer wollen ja, dass die Wiener Bevölkerung ihre Freizeit in den Weingärten verbringt und vor allem auch den hier angebauten Wein konsumiert. "Aber leere Pizzakartons und Bierflaschen haben in unserem Naturjuwel nichts verloren. Das gehört in den Müll", ärgert sich der Neustifter Traditionsunternehmer.
Politik reagiert
Die Döblinger Bezirkspolitik ist sich des Umstands bewusst und hat bereits reagiert: „Wir haben bereits im vergangenen Jahr verstärkt Mistkübel aufstellen lassen und werden das heuer noch ausweiten. Am Nussberg rüsten wir derzeit nach", so Bezirksvorsteher Resch. "Dennoch liegt es an jedem Einzelnen und ich appelliere an die Vernunft eines jeden Einzelnen, seinen Mist wieder mitzunehmen und ordentlich zu entsorgen", so der Bezirkschef. Auch die Magistratsabteilung 48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark) hat ihre Tätigkeit ausgebaut und ist an den Wochenenden verstärkt unterwegs. „Die Döblinger Weinberge sind unser Gold, ein Naherholungsgebiet, um das uns andere Großstädte beneiden. Schützen wir es", appelliert Resch an alle erholungssuchenden Wiener.
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