Grätzlgespräch
Aufarbeitung der Schlacht von Aspern und Essling
Der Asperner Boden war mit Blut getränkt, als französische und österreichische Truppen im Jahr 1809 aufeinander trafen. Bei der 5. Ausgabe der Asperner Grätzelgespräche wurden die Ereignisse jener Tage und die weiteren Auswirkungen gründlich diskutiert.
WIEN/DONAUSTADT. In Aspern war es wieder Mal Zeit für eine neue Runde der beliebten Grätzelgespräche. In der mittlerweile schon fünften Ausgabe der Gesprächs- und Diskussionsrunde wurde es historisch. Im Fokus stand nämlich die Schlacht von Aspern und Essling im Jahr 1809.
Im Cafe Hummel gab Claudia Reichel-Ham, Historikerin am Heeresgeschichtlichen Museum, einen fundierten Überblick über die damaligen Ereignisse und ihre bis heute andauernden Nachwirkungen für die Donaustadt.
50.000 tote Soldaten
Reichel-Ham hat nicht nur den Verlauf dieses für Aspern so identitätsbildenden Ereignisses erzählt, sondern ist auch kenntnisreich auf die Vorgeschichte und die Nachwirkungen eingegangen. Warum sind gerade im Nordosten der heutigen Bundeshauptstadt die österreichische Armee unter Erzherzog Karls Oberbefehl und die französischen Truppen unter Kaiser Napoleon aufeinander getroffen?
In Transdanubien gab es damals wenig befestigte Dörfer und viel flaches Land. Napoleon versuchte, seine Truppen im Bereich der Lobau, die damals eine Insel war, über die Donau zu setzen. Das gelang nur bedingt, sodass die Franzosen mit zahlenmäßiger Unterlegenheit und weniger Kanonen zwischen dem Asperner Dorfkern und dem Getreidespeicher in Essling auf das österreichische Heer trafen. Napoleon verlor die Schlacht, aber nicht den Krieg. Aspern und Essling wurden in dieser Schlacht vollkommen zerstört.
Die Franzosen verloren 27.000, die Österreicher 23.000 Soldaten. Nach der Schlacht wurden die Toten oft nur notdürftig in Massengräbern verscharrt. Kein Wunder also, dass man bei der landwirtschaftlichen Bearbeitung des Bodens immer wieder auf Uniformteile und Knochenstücke gestoßen ist. Erst im Zuge der Grabungen für den Bau der Seestadt ist man seit 2011 immer wieder auf Gräber gestoßen, die auch stadtarchäologisch erforscht werden.
Ein trauriger Löwe
Reichel-Ham hat darauf hingewiesen, dass diese Funde mit modernen archäoologischen Methoden Erkenntnisse auf den Zustand der einfachen Soldaten zulassen. Keine strammen Helden, sondern unterernährte Männer aus dem Volk mit schlechtem Gesundheitszustand und allerlei Mangelerscheinungen.
Das Denkmal des Asperner Löwen wurde im Jahre 1858 von Anton von Fernkorn errichtet. Es diente über lange Zeit der Mystifizierung eines Sieges, die aber der militärischen Nachhaltigkeit entbehrte, weil Napoleon im Juli 1809 die Österreicher bei Wagram entscheidend besiegte und ihnen einen demütigenden Frieden aufzwang. "Der Löwe ist ein sterbender Löwe und muss eigentlich traurig machen", so Josef Friedl, Initiator der Grätzelgespräche.
Das nächste und letzte Grätzlegespräch vor der Sommerpause findet am Mittwoch, 22.Juni, wiederum im Cafe Hummel statt. Markus Landerer und Norbert Mayr werden über das Thema „Das Beispiel Aspern: Ortsentwicklung, Schutzzonen und Denkmalschutz in den transdanubischen Ortskernen“ referieren.
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