Donaustädter empört
Lärm und Staub als Belastung am Mittelfeldweg
Am Mittelfeldweg wird das Leben mehrerer Anrainerinnen und Anrainer seit geraumer Zeit auf den Kopf gestellt.
WIEN/DONAUSTADT. Das Leben am Mittelfeldweg 41 gestaltete sich in den vergangenen Jahren durchaus von seiner idyllischen Seite. Vor 15 Jahren erbaut, besteht die Anlage aus sieben Doppelhäusern. Familien haben sich angesiedelt, im Garten tummelten sich Eltern und Kinder. Doch mit dem Idyll ist es jetzt vorbei – das beklagen zumindest die Bewohner.
"Vor ein paar Monaten errichtete die Firma Rohrdorfer ein Betonwerk an der Ecke Mittelfeldweg/Hausfeldstraße, dessen Ausmaße mittlerweile jegliche Vorstellungskraft übersteigt", so einer der Betroffenen und weiter: "Seither sind wir zwölf Stunden pro Tag ohne Pause mit unmenschlich lautem Lärm konfrontiert."
Arbeiten für ein Bauprojekt
Was steckt hinter dem Spuk? "Wir produzieren hier Betone für ein Wohnbauprojekt im Stadtentwicklungsgebiet Aspern", erklärt ein Sprecher von Rohrdorfer. Es geht um das Projekt Berresgasse, wo im Auftrag der Gemeinde Wien eine neue Wohnsiedlung entsteht. "Die Leitung obliegt der Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 aspern development AG, die unserem Unternehmen die Liegenschaft zur Herstellung von Baustoffen zur Verfügung stellt", so Rohrdorfer.
"Die Firma Rohrdorfer mit ihrem mobilen Betonwerk am Mittelfeldweg bei der Kreuzung mit der Hausfeldstraße ist in einer Entfernung von ca. 200 m von den Bewohner*Innen des Mittelfeldwegs als selbstständiges Unternehmen für die Bauträgerkonsortien der Berresgasse tätig", betont eine Sprecherin der Wien 3420 aspern development AG.
Für die Seestadt werde dort kein Beton erzeugt. Das Werk diene dazu, das lokal anfallende Material zur Betonverarbeitung für die Bauprojekte in der Berresgasse zu nutzen. Durch das Betonwerk vor Ort würden unzählige Lkw-Fahrten mit Aushubmaterial bzw. Beton und somit Lärm- und Staubbelästigungen und CO₂-Emissionen vermieden. Rohrdorfer sei für den Betrieb des Mischwerks sowie die Einhaltung aller behördlichen Auflagen verantwortlich.
Problempunkte wurden entschärft
"Zweifelsohne ist aber das Stadterweiterungsprojekt Berresgasse wegen des großen Bauvolumens und der relativen Nähe zu bestehenden Wohnbebauungen mit Belastungen für die Anrainer*innen verbunden, welche nicht gänzlich vermieden werden können. Aufgrund veränderter zeitlicher Rahmenbedingungen für das Gesamtprojekt wurde die Baulogistik gegenüber den ursprünglichen Konzepten bereit mehrmals geändert und in Hinblick auf die Anrainer*innenbeschwerden auch schon mehrfach optimiert", so die Wien 3420 aspern development AG.
Durch verschiedene Besprechungen mit Bauträgern, Behörden und ausführenden Unternehmen und die dabei beschlossenen Maßnahmen sei es bereits gelungen, einige Problempunkte deutlich zu entschärfen: "Die Baustellenzufahrt wurde bereits zweimal verschoben, um Belästigungen zu vermeiden. Weiters wurde ein begrünter Damm als Lärmschutzelement für die Anrainer*innenbereiche aufgeschüttet".
In Sachen Lärm- bzw. Staubbelästigungen durch das Mischwerk selbst sei das zuständige Wiener Magistrat bereits aktiv und wird sichergestellt, dass alle behördlichen Auflagen eingehalten werden, so die Sprecherin.
Der Ärger bleibt
Für die Anrainer bleibt es dennoch ein Ärgernis: "Das Schlimmste ist die Rüttelmaschine, die zwölf Stunden pro Tag Steine von Erde trennt und uns zum Wahnsinn treibt", so die verzweifelten Donaustädter. Die Gärten der Anlage würden sie schon länger nicht mehr nutzen, da der Lärm mental belastend sei. "Abgesehen vom Lärmpegel sind wir zusätzlich einer großen Feinstaubbelästigung ausgesetzt. Alles im Freien ist innerhalb eines Tages mit einer dicken Sandschicht bedeckt", so ein Anrainer.
"Die mobile Mischanlage betreiben wir exklusiv für dieses Bauvorhaben. Durch die Vor-Ort-Verarbeitung und Lagerung von Sand und Kies erfüllen wir die Vorgaben des Auftraggebers", entgegnet das Unternehmen. Das übergeordnete Ziel sei, im Baustellenbetrieb die Zahl der Lkw-Fahrten auf ein Minimum zu reduzieren, um CO₂-Emissionen zu senken. "Die Produktion vor Ort ermöglicht einen minimalen Fußabdruck und ist ökologisch wie ökonomisch sinnvoll", erklärt Rohrdorfer. Für den Verantwortungsbereich des Unternehmens könne man gewährleisten, dass alle behördlichen Auflagen sowie die Anforderungen der Projektleitung vollständig erfüllt würden.
Als Anlaufstelle für Anrainerbeschwerden fungiert die lokale Gebietsbetreuung, darüber hinaus sind zahlreiche Dienststellen vor Ort tätig, beispielsweise die MA 35 bezüglich der Staubentwicklung, die MA 37 für Bauumsetzung, die MA 46 für Verkehrsangelegenheiten. Das Thema wird aber wohl weiter Staub aufwirbeln.
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