Plattenladen Monroe in Eisenstadt
Das Comeback der Schallplatte
Das Comeback: es ist eigentlich keines – denn bereits seit zehn Jahren ist Vinyl wieder im Trend
EISENSTADT. Während einige Verkaufsflächen in der Eisenstädter Innenstadt leer stehen, andere in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Sortiment und Pächter wechseln, finden sich auch viele Konstante, die mit Angebot seit Jahren überzeugen und sich zum Teil weit über den Wirtschaftsstandort Eisenstadt hinaus einen Namen gemacht haben.
Musik aus dem „Gassl“
Eines davon befindet sich in der Matthias-Marckhl-Gasse, von den Eisenstädtern oft liebevoll einfach „Gassl“ genannt. Bereits seit 1995 betreibt Heinz Kovacs dort sein Musikgeschäft Monroe. In einem ausführlichen Gespräch sprach der Inhaber mit den Bezirksblättern über Höhen und Tiefen des Tonträgerverkaufs, über die Rennaissance der Schallplatte und natürlich über Musik.
Musik – seit jeher
Bevor Kovacs seinen Laden – zu Beginn neben dem James Dean – eröffnete, erlebte er den steilen Aufstieg der CD als Einkäufer für Tonträger eines Großhändlers mit. Sein eigener musikalischer Bezug reicht viel weiter zurück: Kovacs genoss eine klassische Trompetenausbildung am Haydn-Konservatorium, Bezug zur Musik hatte er vom Kindesalter weg.
Tonträger im Wandel
In den über 20 Jahren, in denen er Ansprechpartner für Musikliebhaber ist, unterzog sich die Verbreitung von Tonträgern mehr als nur einem Wandel. „In den 90ern gab es einen Gleichstand zwischen Vinyl, CD und Kasette“, erinnert sich Kovacs zurück. „Die Kasette ist heute aus den heimischen Regalen verschwunden, am asiatischen Markt jedoch wieder im Kommen. Die Zeit zwischen 95 und 2009 war auch schallplattenfrei. Wer Vinyl aus dieser Zeit zuhause hat, ist Besitzer einer Rarität“, so Kovacs, der auch den Auf- und Abstieg der CD miterlebte.
Vinyl als Gegenpol
Denn die Digitalisierung veränderte erneut alles. Mit ihr gingen auch die Vinyl-Verkaufszahlen wieder bergauf. „Vinyl ist der Gegenpol zur digitalen Welt. Ein Tonträger für Menschen, die sich mit Musik auseinandersetzen“, erklärt Kovacs. „Heute kommt der Vater mit dem Sohn – und umgekehrt – ins Musikgeschäft. Das gab es zu meiner Zeit nicht.
Die ältere Generation kauft sich heute Schallplatten, die sie sich in ihrer Jugend nicht leisten konnten“, zählt Kovacs Gründe auf, warum Vinyl kein Trend mehr ist, und er weiterhin auf konstante Zahlen hofft, obwohl der Verkaufs-Plafond erreicht ist.
Schallplattenfreie Zeit
Während der schallplattenfreie Zeitraum – vor allem die Zeit zwischen 2002 und 2009 – für den Handel und seinen Laden keine leichte war, scheut Kovacs die heutigen Herausforderungen, sprich den Online-Markt, nicht. „Mit einem Sortiment von rund 15.000 Platten biete ich Vielfalt, bei der ich auch preislich nicht weit weg vom Internet bin“, erklärt der Musikliebhaber, der sich persönlich musikalisch – tageszeitabhängig – zwischen Klassik und Jazz bewegt, im Shop jedoch sehr breit aufgestellt ist.
„Kunden aus einem Umkreis von 100 Kilometern kommen regelmäßig zu mir. Tonträger, die nicht lagernd sind, kann ich im Normalfall innerhalb eines Tages besorgen“, spricht er die Flexibilität im kleinen Shop an. „Die Ware angreifen und gleich mitnehmen können, das geht im Internet eben nicht“, besteht „Monroe“ auch gegen die Internet-Konkurrenz.
Musik zum Fühlen
Für viele Kunden ist es bestimmt der persönliche Kontakt, das Gefühl, von zigtausenden Platten umgeben zu sein und die Atmosphäre, die Musik mit allen Sinnen fühlen lässt, ausschlaggebend, um dem kleinen Laden im „Gassl“ gegenüber dem Online-Handel den Vortritt zu geben.
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