Offener Brief
Doku "Neusiedl ohne See" sorgt für Wirbel im Tourismus
Mit der kürzlich ausgestrahlten ORF-Doku "Neusiedl ohne See" der Reihe Dok 1 mit Hanno Settele machte sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Burgenland keine Freunde. Die Negativbilder über die Austrocknung des Neusiedler Sees sorgen bei den Verantwortlichen des Burgenland Tourismus für Kopfschütteln. Dabei ist der anhaltende Regen zurzeit ein echter Segen für den See.
NEUSIEDLER SEE. Mit einem offenen Brief richten Burgenland Tourismus-Geschäftsführer Didi Tunkel und Kurt Kaiser, Leitung Kommunikation ernste Worte an Hanno Settele und ORF Generaldirektor Roland Weißmann. So habe laut Tunkel die ausgestrahlte Reportage „Neusiedl ohne See“ für große Verunsicherung, Verstörung, Ärger und großes Unverständnis bei den heimischen Betrieben gesorgt. Man habe viele Anrufe von verunsicherten Menschen bekommen, dass die "Darstellungen der Realität – nämlich dass der See genügend Wasser hat (heuer einen leicht höheren Wasserstand als im letzten Jahr) – keinen Glauben mehr schenken."
Zukunftsszenario
Als die erste Dok 1, die in der Zukunft spielt, wird die Reportage "Neusiedl ohne See" betitelt. "Hanno Settele will surfen lernen. Spät aber doch. Der Neusiedler See mit seinen stürmischen Winden und freundlichen Wassertiefen kommt dem Beutewiener da gerade recht. Es gibt nur ein Problem: Der See ist weg. Ganz weg. Wo einst Fische und Seevögel ihr zuhause hatten, findet Settele nur noch eine brachliegende, ausgetrocknete Steppe vor. Sein Surfbrett kann er da vergessen. „Kamele statt Karpfen“ lautet das neue Motto im Burgenland."
Die Mockumentary, ein Dokumentarfilm der sich über objektive Wahrhaftigkeit als auch über das behandelte Thema oder über ein allzu leichtgläubiges Publikum lustig macht, spiegelt eine Reise in eine dystopische Zukunft wieder.
Aufregung auf soziale Netzwerken
Der Grant ist groß und die Kritik an der Doku kommt auch im Internet nicht zu kurz. Hier ist von einer "super Negativwerbung für die Region" die Rede. Eine Storno-Welle habe laut Tunkel bereits eingesetzt, "denn dass in einer entworfenen Weltuntergangs-Utopie niemand mehr Urlaub machen will, ist nachvollziehbar."
Tourismus hält sich "über Wasser"
Dabei gibt es zurzeit jedenfalls wenig Grund zur Sorge, steht der Wasserstand des Sees zurzeit bei 115,247 Meter über Adria. Das bedeutet auch eine Verbesserung zum Vorjahr. Niedrig bleibt der Wasserstand aber trotzdem, blickt man auf die Werte des langjährigen Durchschnitts (115,55 müA) oder etwa des Rekordwasserstandes im Jahr 1996 (115,91 müA). Webcams rund um den See geben auf alle fälle schnell Aufklärung über die Panikmache.
Didi Tunkel: "Informationen und Live-Bilder vom See und der Region werden von uns vollkommen transparent und in „Echtzeit“ auf dem Portal fakten.neusiedlersee.com dargestellt."
Regen als Segen
Die teilweise extremen Regenfälle füllen den See wieder um ein gutes Stück. In Teilen nördlich des Neusiedler Sees hat es von Dienstag auf Mittwoch bis zu 100 Millimeter geregnet. Auch die kommenden Tage und das Wochenende werden laut Informationen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) nass bleiben. Teilweise kann es auch wieder zu heftigen Regenschauern kommen.
"Schaden ist angerichtet"
Am Ende der Doku kommt es durch Hanno Settele zur Aufklärung der "Weltuntergangs Utopie". Settele selbst meldete sich nach der Ausstrahlung am Freitag via Twitter:
Seitens des Burgenland Tourismus sei man sicher nicht humorlos und man könne auch mit Satire gut umgehen. "Wenn jedoch Science Fiction und Satire als „Doku & Reportage“ mit solchen künstlich kreier-ten dystopischen Bilderwelten im Hauptabendprogramm gesendet wird...endet unser Verständnis dafür" so Tunkel in seinem offenen Brief. Der Schaden in der Region Neusiedler See sei jedenfalls angerichtet.
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