Erntebilanz
Minus von bis zu 40 Prozent im Bezirk Eisenstadt-Umgebung
Die Hitze macht sich in der Landwirtschaft bemerkbar. Im Bezirk wird mit einem großen Minus gerechnet.
BEZIRK. Im Vergleich zu 2020 fällt die Ernte im Burgenland heuer unterdurchschnittlich aus. Im Bezirk Eisenstadt-Umgebung wird mit einem Minus von 30 bis 40 Prozent gerechnet. Die Ursachen sind vor allem tiefe Frühlingstemperaturen und eine langanhaltende Trockenheit.
„Man kann als Bauer alles richtig machen, aber wenn es nicht ausreichend und verteilt regnet, dann ist oft die ganze Arbeit zunichte gemacht“, bringt Landwirtschaftskammer-Präsident Nikolaus Berlakovich die schwierige Situation auf den Punkt. Die heurige Ernte liegt mit geschätzten 270.000 Tonnen weit unter der des Vorjahres mit 311.000 Tonnen. Das entspricht einem Rückgang von 13 Prozent.
Weitreichende Veränderungen
„Als Agrarhändler ist es unser Ziel, die Versorgung der Bevölkerung mit heimischen landwirtschaftlichen Produkten zu sichern. Fast keine andere Berufsgruppe hat in den letzten Jahren so weitreichende Veränderungen in Wirtschaft, Technik und Gesellschaft miterlebt wie die Landwirtschaft,“ erklärt Hannes Mosonyi, Obmann des burgenländischen Agrarhandels, anlässlich der Präsentation der Erntebilanz 2021 und ergänzt: „Während der Pandemie hat sich gezeigt, dass der Agrarhandel eines der wichtigsten Glieder in der Kette ist, die das Versorgungssystem aufrechterhalten.“
Minus bis zu 40 Prozent
Große Unterschiede sind – bedingt durch die Niederschläge – zwischen dem Nord- und dem Südburgenland zu erwarten, wie LK-Vizepräsident Werner Falb-Meixner betont: „Im Norden haben wir Mindererträge beim Weizen und Winterdurum von 30 bis 40 Prozent. Im Süden ist es nicht so dramatisch.“
Martina Schmit vom Biohof Martina Schmit in Zagersdorf rechnet mit 30 Prozent weniger Getreide: „Bei Schwarzkümmel und beim Leimsamen sind die Erträge noch viel geringer. Auf verschiedene Kulturen wie Kichererbsen und Linsen haben wir heuer wegen dem Wetter verzichtet, aber man kann nicht auf alles verzichten." Die 140 Hektar werden nicht bewässert:
„Es sind keine Wasserleitungen vorhanden und 90 Prozent der Felder sind gepachtet. Auch mit einer Spritze gießen würde sich nicht lohnen, da das Wasser zu schnell verdunsten würde", berichtet Schmit, die appelliert: „Wir müssen dringend etwas gegen die Klimaerwärmung unternehmen. Bei uns im Bezirk bekommen die Bauern die extremen Wetterbedingungen zu spüren. Aber wir werden nicht die Letzten sein."
Rückgang der Ackerflächen
Die Ackerflächen sind gegenüber 2020 um 6,5 Prozent auf 155.700 Hektar gesunken. Die stärkste Frucht – der Winterweizen – weist einen Rückgang von 8,2 Prozent auf. Die Fläche von Wintergerste ist um 42,1 Prozent gesunken. Extreme Rückgänge verzeichnet der Winterraps mit einem Minus von 13 Prozent. Als Grund dafür nennt Berlakovich den fehlenden Pflanzenschutz durch Neonicotinoide. Zuwächse bei der Anbaufläche verzeichnen hingegen Soja und Mais.
Getreide – Top-Exportgut
Das Getreide und die Ölsaaten belegen gemeinsam den 2. Platz der Top-Exportgüter des Burgenlands. Das Burgenland exportierte im Jahr 2020 Getreide und Ölsaaten im Wert von rund 238 Millionen Euro, was rund 10,8 Prozent der gesamten Exportleistung des Burgenlands ausmacht. Österreichweit herrscht laut aktuellen Zahlen der AMA ein deutlicher Importbedarf: Einer Produktion von 5,1 Millionen Tonnen steht ein Verbrauch von 6,4 Millionen Tonnen gegenüber.
Österreichweit herrscht laut aktuellen Zahlen der AMA ein deutlicher Importbedarf: Einer Produktion von 5,1 Millionen Tonnen steht ein Verbrauch von 6,4 Millionen Tonnen gegenüber. Sowohl der Verbrauch als auch die Produktion steigen tendenziell. Die Versorgungsbilanz der EU weist jedoch ein konträres Bild auf, hier übersteigt die Produktion mit 288 Millionen Tonnen den Verbrauch von rund 263 Millionen Tonnen. Dadurch können die Lagerbestände der EU ausgebaut werden. Für den Zeitraum 2021/2022 geht man weltweit von einem Verbrauch von 2.299 Millionen Tonnen aus, welchem eine Produktion von 2.301 Millionen Tonnen gegenübersteht.
Folgen des Klimawandels
Das Bio-Landgut Esterhazy kooperiert mit der Universität für Bodenkultur Wien, dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich (FiBL). Auf dem rund 300 Hektar umfassenden Standort Seehof in Donnerskirchen wird auch geforscht, welche Sorten sich bei den extremen Wetterbedingungen eignen.
„Der Standort ist für die Forschung prädestiniert. Wenn hier eine Getreidesorte funktioniert, dann wächst sie auch woanders", berichtet Matthias Grün von Esterhazy und erläutert, dass aufgrund der deutlichen klimatischen Veränderung der Auswahl von standortangepassten Kulturen und des günstigsten Anbauzeitpunkts immer mehr Bedeutung zukommt.
Um die heimischen Bauern bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels zu unterstützen, wurde von der Landwirtschaftskammer ein Bündel an Maßnahmen erarbeitet. Dazu zählen unter anderem wassersparende und nachhaltige Bodenbearbeitung, Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit, innovative Anbaumethoden, umfangreiche Praxisversuche mit klimafitten Sorten und ein umfangreiches Weiterbildungsangebot.
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