Nach Taxifahrt von Eisenstadt nach Podersdorf
Statt Fuhrlohn bekam Taxler Schläge und Bisse

Die Polizei konnte den geflüchteten Betrüger und "Taxi-Schläger" festnehmen. Vor Gericht hatte der Angeklagte große Erinnerungslücken...
4Bilder
  • Die Polizei konnte den geflüchteten Betrüger und "Taxi-Schläger" festnehmen. Vor Gericht hatte der Angeklagte große Erinnerungslücken...
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Bisse in die Hand. Schläge ins Gesicht. Verletzungen statt Fuhrlohn. Das alles musste ein Taxifahrer über sich ergehen lassen. Der Täter, ein knapp 20-jähriger Notstandsbezieher. Dieses „nette Früchtchen“ stand aber nicht nur wegen Körperverletzung und Betruges vor Gericht. Sondern auch wegen Besitz, Eigenkonsum und Verkauf von Drogen. Und als Dank für ein zukunftsorientiertes, gutgemeintes, mildes Urteil verhöhnte und brüskierte er das Gericht. Gleich im Anschluss an die Verhandlung. Denn kurz nach dem Ausgang des LG Eisenstadt riss sich der Angeklagte sein T-Shirt vom Leib, schleuderte und drehte es durch die Luft, grölte, lachte und fiel seinen Kumpels feiernd in die Arme. Übrigens alles geladene Zeugen, die bei ihrer Aussage unter Wahrheitspflicht standen...

BEZIRK EISENSTADT/NEUSIEDL. Bereits zweimal hat er eine Lehre abgebrochen. Konsumierte seit dem 16. Lebensjahr Drogen. Und kassiert als Arbeitsloser nach wie vor Notstandshilfe. Zudem ermittelte die Staatsanwaltschaft schon vor diesem Prozess gegen den Burschen. Natürlich auch wegen Suchtgiftdelikten. Deshalb befand er sich noch in einer einjährigen Probezeit, in der nichts hätte vorfallen dürfen...

Drogen für Eigenkonsum und Verkauf

So genau nahm das der Angeklagte aber nicht. Und konsumierte sein Suchtgift ungeniert und ungehemmt weiter. In Tagesdosen von oftmals mehreren Gramm. Beschafft hat sich der Täter seinen Stoff bei einem gewissen „Armin“ am Wiener Hauptbahnhof, den er zumindest einmal pro Woche aufsuchte. Die Drogen konsumierte er zwar großteils selbst oder mit Kumpels, sehr wohl aber verkaufte er diese auch. Zeugen belegten die Erhebungen von Polizei und Staatsanwaltschaft, wonach - wenngleich nicht in großen Mengen - der Bursch dass Gramm um 10 Euro veräußerte.

Erst nach mehrmaligen Nachfragen von Richterin und Staatsanwalt fiel dem Beschuldigten dann doch ein, dass er für den Verkauf von Drogen auch Geld bekommen hat... | Foto: Pixabay
  • Erst nach mehrmaligen Nachfragen von Richterin und Staatsanwalt fiel dem Beschuldigten dann doch ein, dass er für den Verkauf von Drogen auch Geld bekommen hat...
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Gernot Heigl

"Klein-Dealer" mit großen Erinnerungslücken

Natürlich hatte der „Klein-Dealer“ vor der Richterin große Erinnerungslücken, widersprach sich mehrmals und bestritt viele Vorwürfe, die er dann aber auf Nachfragen doch zugab und bestätigte. Wie etwa beim Beispiel des Verkaufes, wo er meinte: „Ich habe nie (!) Geld verlangt. Ich habe keine Drogen verkauft. Vielleicht haben meine Bekannten das Geld einfach dagelassen...“. Auf den Vorhalt der Richterin, dass es dafür 6 Zeugen gibt, die einen Kauf bestätigen, meinte er: „Oder, na ja... Nicht so oft habe ich Geld genommen. Aber ich sehe mich auf keinen Fall als Dealer!“

Schilderung des Täters ein "Schauspiel"

In eine ähnliche Amnesie verfiel der Angeklagte beim Vorfall mit dem Taxifahrer. Nur Stück für Stück gab es - auf eindeutige Vorhalte von Richterin und Staatsanwalt - zögerliche Zugeständnisse, allerdings in dramatisch geschönter Form. So „kürte“ sich der Täter in seinen Schilderungen doch glatt zum Opfer. Mutierte sogar zum Helden, der seinen Freund retten musste, weil der vom Chauffeur gewürgt worden ist und keine Luft mehr bekam... Theatralik und Schauspiel in lächerlichster Form.

Flucht statt 92 Euro Fuhrlohn

Fakt ist, dass sich der Angeklagte mit einem Freund von Eisenstadt nach Podersdorf bringen ließ. In einem Taxi. Und im Wissen, dass sie dafür kein Geld mit hatten. Als der Fahrer den Fuhrlohn in der Höhe von 92 Euro kassieren wollte, zogen es die beiden Passagiere vor, zu flüchten. Nach kurzer Verfolgung mit seinem Auto stellte der Taxler die beiden Betrüger, packte sie an der Jacke und hielt sie fest. Ein Kollege des Mannes alarmierte die Polizei.

Zahlreiche Faustschläge gab es für den Taxilenker, der dadurch im Gesicht verletzt worden ist. Zudem brach die Zahn-Prothese. | Foto: Pixabay
  • Zahlreiche Faustschläge gab es für den Taxilenker, der dadurch im Gesicht verletzt worden ist. Zudem brach die Zahn-Prothese.
  • Foto: Pixabay
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Handbiss und Schläge für Taxler

Auf eine Festnahme hatten die beiden Täter aber keinen Bock. Der Angeklagte konnte den Taxifahrer in die linke Hand beißen, sich dadurch aus dem Festhaltegriff befreien und den Chauffeur mit zahlreichen Schlägen ins Gesicht außer Gefecht setzen - und abhauen. Nützte nichts, sie wurden von Fahndern festgenommen. Der verletzte Fahrer musste im Krankenhaus verarztet werden. Zudem wurde in einer Spezialklinik festgestellt, dass sich seine Oberkiefer-Prothese - offenbar durch die Faustschläge - nicht nur gelockert hatte, sondern sogar gebrochen ist.

Zahnverletzung um 10.000 Euro

Der als Zeuge aussagende Taxilenker schilderte glaubwürdig und eindrucksvoll den Kampf mit dem Beschuldigten. Belegt wurden dessen Verletzungen durch polizeilich angefertigte Fotos, unmittelbar nach dem Kampf. Das Opfer legte auch einen Kostenvoranschlag für die Reparatur der Zahnschiene vor, mit mehr als 10.000 Euro.

Täter eindeutig der Lüge überführt

Kurz darauf ordnete die Richterin eine Gegenüberstellung zum Größenvergleich von Täter und Opfer an. Mit einem eindeutigen Ergebnis. Nämlich, dass der Angeklagte gelogen hatte. Denn seine Behauptung, „er ist gar nicht so groß, dass er den Mann mit der Faust ins Gesicht hatte schlagen können“, konnte zu 100 Prozent widerlegt werden.

Körperverletzung. Betrug. Suchtgift

Auch die Behauptung, dass der Taxifahrer die beiden Burschen am Hals gepackt und bis zur Luftnot gewürgt hätte, wurde als absurd aberkannt. Hier folgte man der Aussage des Lenkers, wonach er die Burschen an den Jacken gepackt und festgehalten hatte. Summa summarum mit Körperverletzung, Betrug und Suchtgiftmissbrauch ein ordentliches Paket an Straftaten. Trotzdem ließ die Richterin Milde walten. In Hinblick auf die Zukunft des noch nicht 21-jährigen Täters.

Milder Schuldspruch als Zukunftsperspektive

Nicht rechtskräftig wurde der Bursche schuldig gesprochen und fasste eine Freiheitsstrafe von 4 Monaten aus, bedingt auf 3 Jahre. Zudem muss er dem Taxilenker 500,- Euro Schmerzensgeld bezahlen. Per Weisung ist auch eine ambulante Suchtgifttherapie vorgeschrieben, die er besuchen und dem Gericht darüber laufend berichten muss. Ein wohlwollendes Urteil, um dem jungen Täter noch eine Chance zu geben. Eine positive Perspektive für die nächsten Jahre, erklärte er doch, dass er seit dem Polizei-Verhör keine Drogen mehr konsumiert hat und auch seinen begonnenen Lehrberuf nun doch abschließen möchte.

Vor dem Justizzentrum zog der Bursch sein Leiberl aus und "feierte"... Damit verhöhnte und brüskierte er das Gericht. | Foto: Heigl
  • Vor dem Justizzentrum zog der Bursch sein Leiberl aus und "feierte"... Damit verhöhnte und brüskierte er das Gericht.
  • Foto: Heigl
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Feier mit nacktem Oberkörper

Aber statt einem „Danke“, ob des milden Urteils, huschte der Bursch von dannen. Raus aus dem Verhandlungssaal. Zügig. Bis vor den Ausgang des Landesgerichtes Eisenstadt. Um sich dort, des Leibchens entledigt, mit nacktem Oberkörper wie ein „Kasperl“ aufzuführen. Im Kreise von Freunden, die im Gerichtssaal anwesend waren und teils als Zeugen aussagen mussten.

Verhöhnung und Brüskierung des Gerichtes

Rund 30 Minuten lang dauerte diese Inszenierung und „Feier“, gleich vis a vis des Justizzentrums. Eine Verhöhnung und Brüskierung des Gerichtes. Offenbar hat der Bursch vergessen, dass das Urteil nicht rechtskräftig ist - und die Staatsanwaltschaft das milde Urteil innerhalb von drei Tagen beeinspruchen kann...

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Über 60 Frauen nahmen an dem Mentalcoaching teil  | Foto: SPÖ Großhöflein
4

Ortsreportage Großhöflein
"Ein Raum voller Heldinnen ohne Umhang"

Echte Powerfrauen waren vor kurzem in Großhöflein gefragt. Die diplomierte Mentaltrainerin Nicole Knappe verriet in einem interaktiven Workshop, speziell für alle Alltagsheldinnen ihre Geheimformel für Power, Glück und Erfolg. GROSSHÖFLEIN. Über 60 Frauen aller Altersschichten folgten der Einladung der SPÖ Großhöflein in den Gemeindesaal. Einziger anwesender Mann des Abends war Vizebürgermeister Dragan Kunkic, der sich um die kulinarische Verpflegung der anwesnden Damen kümmerte.  "Herzlichen...

Anzeige
Stefan Ottrubay, Intendant Daniel Serafin, ORF Moderatorin Johanna Berki, Regisseur Thaddeus Strassberger, Maskenbildner Giuseppe Palella | Foto: RMA/Podiwinsky
5

Oper im Steinbruch 2024
Verdis Aida - eine Reise ins zauberhafte Ägypten

Nach den diesjährigen Aufführungen von Bizets „Carmen“ steht 2024 Verdi am Spielplan der Oper im Steinbruch St. Margarethen. Unter der Regie von Thaddeus Strassberger entsteht in der kommenden Saison ein seit über 100 Jahren beliebtes Werk, ein zeitloser Klassiker: "Aida" von Giuseppe Verdi.  ST. MARGARETHEN. Mit der leidenschaftlichen Geschichte einer großen Liebe hat Verdi eine der bedeutendsten Opern – mit den lyrischen Arien Aidas, Radames verträumter Romanze „Holde Aida“ oder dem opulenten...

Anzeige
Hausfassaden bestimmen maßgeblich den Charakter eines Gebäudes. Besonders beliebt sind derzeit Mischfassaden. | Foto: panthermedia/jodiejohnson
4

Naturoptik & sanfte Farben
Die neuesten Trends bei Fassaden und Malerei

Von der gängigen Putzfassade bis zu Mischfassaden, von kräftigen bis sanften Farben lassen sich Häuser individuell gestalten. MeinBezirk.at hat sich die neuesten Trends angesehen. EISENSTADT. So individuell wie die Menschen, so einzigartig lässt sich auch die eigene Hausfassade gestalten. Die Entscheidung, welchen Stil man bevorzugt, fällt meist schon beim Bau und ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Von der gängigen Putzfassade, die durch günstige Kosten und Wetterbeständigkeit besticht,...

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den Mai 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.