Burgenlands Berufsgeschichten
Was macht eigentlich ein Schallplattenhändler?
Ich spaziere durch die Landeshauptstadt, am Domplatz vorbei, in eine kleine Seitengasse, in der es zu meiner Überraschung noch einige authentische und regionale Geschäfte gibt. Stehen bleibe ich vor einem Laden namens "Monroe". Hier werden Schallplatten verkauft und das seit beinahe 29 Jahren. Wer glaubt, Musik auf einem Plattenspieler zu hören, sei altmodisch und uncool, der hat sich ordentlich getäuscht.
EISENSTADT. Neugierig betrete ich den Plattenladen, sofort begrüßt mich Besitzer Heinz Kovacs mit einem fröhlichen Lachen. Eröffnet hat er das kleine Geschäft im Jahr 1995, damals noch mitten im CD-Zeitalter. Die Schallplatte war zu der Zeit eigentlich weg vom Markt. Im Jahr 2010 stellte er den Laden dann komplett auf Platten um und hat jetzt einen Umsatzanteil von 95% Schallplatten. Man sieht also: Es war die richtige Entscheidung.
Typischer Arbeitstag
Eröffnet hat Kovacs den Laden mit dem Gedanken, dass ein Schallplattengeschäft in Eisenstadt überhaupt nicht vorhanden war. Er wollte in die Landeshauptstadt wieder frischen Wind reinbekommen. Fast 29 Jahre später ist der Laden nach wie vor ein Erfolg, der gleichzeitig einiges an Arbeit mit sich bringt. Ich habe ihn gefragt, wie so ein typischer Arbeitstag als Schallplattenhändler aussieht. In der Früh kommt Kovacs ins Geschäft, trinkt erstmal einen Kaffee und öffnet um 10.00 Uhr die Türen für die KundInnen. Dann kommen erste Interessierte ins Geschäft oder er kümmert sich um Vorbestellungen. Er bestellt die Ware vor, die dann in den nächsten ein bis zwei Monaten reinkommt. Für ihn ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben und die neuesten Schallplatten vorrätig zu haben.
"Mir macht es am meisten Spaß, wenn Menschen eine Freude mit den Platten haben, wenn sie zufrieden rausgehen. Ganz speziell ist es für mich auch, wenn die Leute von weit her kommen. Wir haben KundInnen aus Tirol, Kärnten, Deutschland, die uns regelmäßig besuchen. Auf das bin ich schon stolz und das bereitet mir große Freude. Mundpropaganda ist für uns die günstigste und beste Werbung", erklärt Heinz Kovacs.
Finanzielle Last im Beruf
Doch ganz ohne Herausforderung bleibt auch der Beruf eines Schallplattenhändlers nicht. Am Beginn war es vor allem die finanzielle Last, die Kovacs zu tragen hatte. Es sei nicht so einfach gewesen, dass man den Punkt erreicht und auch wirklich Geld damit verdient. Durchhaltevermögen war für ihn enorm wichtig, das sei für jeden Selbstständigen ganz entscheidend, um irgendwann tatsächlich sein Ziel zu erreichen und gut davon leben zu können.
Musikalisches Allgemeinwissen und Kontakte
Auf die Frage, was er jemandem raten würde, der auch ein Plattengeschäft eröffnen möchte, antwortete Kovacs, dass es wichtig sei, sich ganz viel musikalische Erfahrung anzueignen, damit man nicht nur KnowHow über eine bestimmte Musikrichtung hat, wie beispielsweise Hip Hop. Man muss auch wissen, was eine klassische Platte ist, und wer Mozart oder Haydn waren. Wichtig sei auch, sich Wissen im Ein- und Verkauf anzueignen. Man braucht die Kontakte zu den Firmen - zu Big Playern, wie SONY Music, Universal, Warner, etc.
"Wir haben eigentlich alles"
Die musikalischen Genres, die Heinz Kovacs im "Monroe" anbietet, sind breit gefächert. In Eisenstadt sei es aufgrund der Größe der Stadt ganz wichtig, wirklich alles anzubieten. "Wir haben von der Klassik über Hardrock bis hin zum Schlager eigentlich alles. Auch die Superstars Harry Styles, Taylor Swift und Billie Eilish haben wir, da sie unser junges Publikum ansprechen und die für unsere Zukunft in Wahrheit ganz wichtig sind", betont der Händler.
Heimische KünstlerInnen unterstützen
Ganz besonders wichtig ist es Heinz Kovacs aber auch, österreichische und regionale MusikerInnen in seinem Laden zu repräsentieren. Hin und wieder finden im Laden in Eisenstadt auch Signierstunden von österreichischen KünstlerInnen statt, zuletzt mit "Der Nino aus Wien". Diese kommen bei den Musikfans besonders gut an. Es ist Kovacs wichtig, vor allem junge MusikerInnen aus Österreich zu unterstützen, um ihnen eine Plattform zu geben.
"Österreichische Musik ist ganz wichtig! Wir haben tolle KünstlerInnen. Zum Beispiel Oskar Haag wäre ein Geheimtipp, oder Voodoo Jürgens, der ja mittlerweile kein Unbekannter mehr ist", so Kovacs.
"Eine Schallplatte bleibt eine Schallplatte!"
Mein Besuch im Plattenladen "Monroe" war spannender als ich mir hätte vorstellen können. Die KundInnen, die ins Geschäft gekommen sind und Platten oder CDs gekauft haben, schwärmten geradezu von Besitzer Heinz Kovacs und seiner kompetenten Betreuung. "Sie sind ein Wahnsinn!", zeigte sich eine Kundin begeistert, da er ihr eine lang erwünschte CD besorgen konnte. Man merkt sofort: Heinz Kovacs hat nicht nur das notwendige KnowHow, sondern auch eine richtige Leidenschaft für die Musik. Ein Schallplattenhändler ist demnach ein facettenreicher Beruf, der voraussichtlich noch lange bestehen bleiben wird. Denn: "Eine Schallplatte bleibt eine Schallplatte!", schließt Kovacs ab.
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