„Oft gibt es am Land gar keinen Arzt mehr“

- GVV-Präsident Erich Trummer mit der Resolution an zwei Minister
- Foto: GVV
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Der Gemeindevertreterverband Burgenland warnt vor einem Ärztemangel und fordert rasche Maßnahmen.
EISENSTADT (uch). Noch scheinen die Zahlen nicht dramatisch: Von den 232 Kassenvertragsstellen im Burgenland sind derzeit lediglich vier nicht besetzt.
Allerdings droht in den nächsten Jahren eine massive Pensionierungswelle. So werden bis 2025 rund 60 Prozent der Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag in den Ruhestand wechseln.
Der Gemeindevertreterverband Burgenland (GVV) schlägt deshalb Alarm und fordert rasche Maßnahmen. „Es kann doch nicht unser Ziel sein, eine Zweiklassenmedizin in doppelter Hinsicht zu bekommen. Zum einen die gute Versorgung für Menschen, die in den Städten leben und über das nötige Geld für Wahlärzte verfügen und zum anderen der ländliche Raum, wo es nicht einmal einen Wahlarzt gibt, sondern oft gar keinen Arzt mehr“, sagt GVV-Präsident Erich Trummer.
Seiner Meinung nach muss man den Hebel bereits in der Ausbildung ansetzen, um den Beruf des praktischen Arztes wieder attraktiv zu machen.
„In Österreich ausgebildet, dann auch fünf Jahre in Österreich arbeiten“
So sollen Strukturen entwickelt werden, „um Jungärzte, deren Ausbildung Österreich finanziert hat, zu verpflichten, zumindest fünf Jahre in Österreich zu arbeiten“, so Trummer.
Resolution an Mitterlehner und Rendi-Wagner
Dieser Vorschlag findet sich in einer Resolution des Gemeindevertreterverbandes an die Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner. Darin enthalten sind auch Forderungen wie die Verbesserung der Ausbildung für Allgemeinmediziner, die Förderung von Gruppenpraxen oder eine bessere Bezahlung.
ÖVP: „Land soll 20 Stipendien an Jungärzte vergeben“
Die ÖVP erinnert daran, schon öfter auf den Ärztemangel im Burgenland hingewiesen zu haben. Allerdings vermisse man konkrete Maßnahmen von Seiten der rot-blauen Landesregierung. Gesundheitssprecher Georg Rosner verweist auf die ÖVP-Vorschläge: „Das Land soll pro Jahr zwanzig Stipendien an Jungärzte vergeben. An diese Stipendien wäre dann die Verpflichtung verknüpft, im Burgenland fünf oder mehr Jahre als Arzt zu arbeiten“, so Rosner.
Ärztekammer: „Studienbeschränkung aufheben“
„Endlich springt die Politik auf diesen Zug auf“, meint der burgenländische Ärztekammerpräsident Michael Lang in einem Interview im ORF Burgenland zur aktuellen Debatte. Er erinnert an die Vorschläge der Kammer, die bereits seit langem auf dem Tisch liegen. Als ersten Schritt fordert Lang die Aufhebung der Beschränkungen zum Medizinstudium – mit einem Auswahlsystem im ersten und zweiten Semester. Außerdem fehle im Burgenland ein Finanzierungsmodell für die Lehrpaxis.
Ein wichtiger Punkt sei auch die mangelnde Attraktivität des Arzt-Berufes. „Die ,Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit‘ und die vielen Nachtdienste sind nicht mehr gewünscht“, so Lang.
Anhebung der Studienplätze
Einen kleinen Erfolg konnte Soziallandesrat Norbert Darabos von der Gesundheitsreferentenkonferenz in Innsbruck verkünden: „Der burgenländische Antrag auf Anhebung der Studienplätze wurde einstimmig beschlossen.“
Erfolgsmodell „Akutordination“
Darabos sieht auch die Forderung des Burgenlandes betreffend Primärversorgung bestätigt. Diese sieht eine engere Verzahnung niedergelassener Ärzte mit dem Spitalsbereich vor. Eine solche Kooperation zeigt mit der Akutordinaton im Krankenhaus Oberwart – etwa mit längeren Öffnungszeiten – erste Erfolge.
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