"Allein mit meinem Kind – was nun?"
REGION. "Alleinerziehende Mütter müssen ihre Prinzessinnen-Träume einpacken", sagt Doris Haider. Die in Niederneukirchen lebende Citymanagerin von St. Valentin weiß, wovon sie spricht. Ihr Sohn, den sie allein aufgezogen hat, ist gerade zehn Jahre alt und besucht die erste Klasse des Gymnasiums. "Ich weiß jetzt genau, was ein Abseits ist und alles über 'Herr der Ringe'", erzählt Haider schmunzelnd. "Zuerst muss ich das Buch lesen, dann schauen Mutter und Sohn gemeinsam den Film an." Mit einer großen und tatkräftigen Familie im Hintergrund sei der Alltag wesentlich einfacher zu bewältigen. "Wir schaukeln mit einem straffen Tagesplan durchs gemeinsame Leben. Und das Wichtigste ist: Humor und Spaß dürfen nicht zu kurz kommen", so Haider.
90 Prozent Frauen
Der Anteil der Alleinerziehenden bezogen auf die Gesamtzahl der Familien beträgt in Österreich etwa 17 Prozent. In Oberösterreich lebten 2011 rund sieben Prozent "Ein-Elternteil-Familien". Fast neun Zehntel der Alleinerziehenden sind Frauen. "Ein Kind alleine großzuziehen, ist keine leichte Aufgabe", sagt Doris Schulz, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des "Vereins Alleinerziehend". Die Sorgen, dass dem Kind, den Kindern aufgrund der "besonderen Situation" etwas fehlen könnte, seien großteils unbegründet. "Für die positive Entwicklung eines Kindes ist nicht die äußere Form der Familie ausschlaggebend, sondern die Erfüllung der Grundbedürfnisse nach Geborgenheit, Sicherheit und Anerkennung", weiß Schulz. "In Oberösterreich hat das Frauenreferat des Landes für alle Frauenberatungsstellen einen Förderschwerpunkt zum Thema 'Alleinerziehend' ausgerufen, der sehr gut angenommen wurde." Christine Baumgartner, Leiterin der Frauenberatungsstelle Enns, kann das bestätigen. "Im kommenden Frühjahr werden wir zusätzlich Workshops zu den Themen Mediation, Obsorgerecht, Kindesunterhalt und Alleinerziehen mit vielen Tipps für eine gute Gestaltung des Lebens veranstalten", so Baumgartner. "Außerdem möchten wir eine eigene Gruppe für Alleinerzieherinnen gründen, die sich ein- bis zweimal im Monat zum gemeinsamen Erfahrungsaustausch trifft."
Mehr Betreuungsplätze
An Eltern, die sich vor Kurzem getrennt haben, appelliert sie, Konflikte nicht auf dem Rücken der Kinder auszutragen. "Beide sollten den Kindern versichern, dass Mama und Papa für sie da sind, und sich das auch wirklich zu Herzen nehmen." Baumgartner wünscht sich von Politik und Gesellschaft einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsplätze. "Auf alleinerziehende Väter darf die Gesellschaft nicht vergessen, manchmal werden diese einfach nur belächelt", so die Leiterin der Frauenberatung. "Und nicht zuletzt wären mehr finanzielle Fördermöglichkeiten für Alleinerziehende wünschenswert, dann müssten viele von ihnen nicht mehr am Existenzminimum leben."
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