Story der Woche
„Corona-Wut“ – Ergebnis von Überforderung

Wut als Reaktion auf die derzeitige Belastung ist völlig normal, kann aber bei dauerhaftem Zustand krank machen – Mentaltraining und Gespräche können helfen. | Foto: olly/Fotolia
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  • Wut als Reaktion auf die derzeitige Belastung ist völlig normal, kann aber bei dauerhaftem Zustand krank machen – Mentaltraining und Gespräche können helfen.
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Mit Nervosität, Angst und Unsicherheit haben derzeit viele Menschen zu kämpfen – und mit steigender Wut.

REGION ENNS. „Das kranke Gesindel gehört eingesperrt!“, „Ich sch… auf eure blöden Tests!“, „Ihr seid zum Kotzen!“ Nur ein Auszug der Kommentare, mit denen man dieser Tage in sozialen Netzwerken konfrontiert wird. Man spürt, die Menschen werden immer wütender. „Hass“-Postings gab es freilich schon vor Corona. Aber auch in Unterhaltungen mit Menschen, die nicht derselben Meinung sind, merkt man schnell: Das Thema bringt so manchen regelrecht in Rage. „Wut ist eine Reaktion auf Angst. Sie entsteht häufig, wenn man man das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden oder wenn man daran gehindert wird, das zu tun, was man möchte“, weiß Gabrielle Ramskogler, diplomierte Mentaltrainerin aus Enns.

„Akzeptanz und Annahme sind bei Wut der Schlüssel zum Erfolg.“
Gabrielle Ramskogler, Diplomierte Mentaltrainerin

Auslöser seien nicht nur die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und das Fehlen sozialer Kontakte, sondern auch die sich rasch ändernden Vorschriften, die Angst schüren. Die Unberechenbarkeit des Virus und die Unsicherheit, was noch kommt, mache nervös. „Der Umgang mit solchen Situationen liegt immer bei einem selbst. Manche haben gelernt, bewusst mit Wut umzugehen, nutzen vielleicht sogar Werkzeuge aus dem Mentaltraining und meistern die Krise leichter. Andere wiederum verdrängen die Belastung und lassen sich von ihrem Frust leiten.“

Wut nicht annehmen

Dies äußert sich aktuell oft in Form von aggressiven und beleidigenden Kommentaren auf Facebook und Co. „Es ist sicher einfacher, seine Wut im Schutz der Anonymität als Ventil zu benutzen, wenn einem der Gesprächspartner nicht gegenübersitzt. Diese Hass-Kommentare sind oft einfach nur Antworten auf einen Auslöser oder ein Aufrege-Thema und entstehen aus Angst heraus.“ Um mit der eigenen Wut konstruktiv umzugehen, sollte man lernen, seine Gefühle bewusst wahrzunehmen. „Akzeptanz und Annahme sind hierbei der Schlüssel zum Erfolg. Der Gedanke, wir müssten uns über dies und jenes ärgern, ist meist nur eine Illusion. In Wirklichkeit entscheiden nur wir selbst darüber, wer oder was uns ärgern darf.“ Bewusstes Atmen, Bewegung und Meditation können dabei ebenfalls helfen.

„Werden Sie sich darüber klar, dass die Wut eines anderen nie mit einem selbst, sondern mit der Überforderung des Wütenden zu tun hat.“

Was aber, wenn man von anderen angeschnauzt wird? „Einfach ruhig bleiben und sich darüber klar werden, dass die Wut eines anderen nie mit einem selbst, sondern oft mit der Überforderung des Wütenden zu tun hat“, rät die Mentaltrainerin. Wut sei grundsätzlich eine wichtige und gesunde Emotion, die als Mittel diene, Dampf abzulassen. „Dahinter steckt Energie und Kraft, die einen Kanal braucht – um den inneren Druck zu mildern, suchen manche eben den Streit außerhalb. Es ist aber immer möglich, die eigenen Erwartungen und Bewertungen aufzulösen“, erklärt Ramskogler. Professionelle Hilfe sollte in Anspruch genommen werden, „sobald die Wut kein Einzelfall mehr ist, sondern häufig hochkommt, aggressiv macht und man die eigenen Handlungen nicht mehr unter Kontrolle hat.“ Schlaflosigkeit, Depressionen und Gefühllosigkeit sind ebenfalls sehr ernstzunehmende Symptome, die behandelt werden sollen. „Sie müssen diese Krise nicht alleine durchstehen“, so die Mentaltrainerin. Mehr Infos auf mentalfrei.at

Tipps & Übungen

Tipps von Mentaltrainerin Gabrielle Ramskogler für den Umgang mit negativen Gefühlen: 
Fragen Sie sich nicht, wer Sie ärgert, sondern was. Somit wird der Ärger nicht mehr persönlich aufgefasst, und wir können mehr auf sachlicher Ebene miteinander sprechen und anderen zuhören.

Atemübung: Bewusst einatmen und dabei bis vier zählen, Luft anhalten und wieder bis vier zählen, langsam ausatmen und bis acht zählen – fünf bis zehn Mal wiederholen. So kommen Sie wieder in Ihre Mitte zurück.

Lachen lässt keine Wut zu: Singen Sie Ihre wütenden Gedanken weg oder sprechen Sie sie mit einer quietschigen oder lustigen Stimme aus.

Bewegung: Durch Wut entsteht körperliche Anspannung, die durch Sport oder Bewegung wieder gelöst wird.

Gedanken, die aufs Papier gebracht werden, verlieren im Körper ihre Kraft, der Ärger kann so losgelassen werden.

Wut hängt oft mit zu geringem Selbstwert zusammen, Affirmationen wie "Ich bin es mir wert meine Meinung zu vertreten und andere Meinungen gelten zu lassen" können wie ein Mantra mehrmals bewusst ausgesprochen werden und verändern die eigenen Glaubenssätze.

Abends ist ein Dankbarkeitsbuch ein wunderbares Tool, um sich darauf zu konzentrieren, was gut im Leben ist. So stellen wir unsere Wahrnehmungsfilter auf "Lösungen und Möglichkeiten" ein.

Übung, um Gleichklang zwischen Herz und Gehirn herzustellen:
Schritt1: Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihre Herzregion in der Mitte Ihrer Brust. Wenn Sie möchten, können sie zur Unterstützung Ihre Hand über Ihr Herz legen (hilft den Fokus zu halten). Falls sie abschweifen, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit einfach wieder auf die Herzgegend.
Schritt 2: Konzentrieren sie sich weiterhin auf den Herzbereich, stellen sie sich vor, wie ihr Atem im Herzbereich aus- und einströmt, atmen Sie langsam und sanft durch ihr Herz ein und aus, solange bis ihr Atem ruhig und gleichmäßig fließt.
Schritt 3: Atmen Sie weiter durch ihr Herz. Erinnern sie sich nun an ein positives Gefühl, an eine Situation oder Person, in der sie sich gut fühlen, versuchen sie dieses Gefühl neu zu erleben, während sie sich weiterhin auf ihre Herzregion konzentrieren und durch ihr Herz atmen.

Wut als Reaktion auf die derzeitige Belastung ist völlig normal, kann aber bei dauerhaftem Zustand krank machen – Mentaltraining und Gespräche können helfen. | Foto: olly/Fotolia
 „Wut ist eine Reaktion auf Angst. Sie entsteht häufig, wenn man man das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden oder wenn man daran gehindert wird, das zu tun, was man möchte“, weiß Gabrielle Ramskogler, diplomierte Mentaltrainerin aus Enns. | Foto: Ramskogler
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