Fachkräftemangel
Qualifizierung ist ein wesentlicher Schlüssel

Junge Menschen, die sich jetzt nicht auf offene Lehrstellen bewerben, sind die fehlenden Fachkräfte der nächsten Jahre. | Foto: WKOOE/Simlinger
6Bilder
  • Junge Menschen, die sich jetzt nicht auf offene Lehrstellen bewerben, sind die fehlenden Fachkräfte der nächsten Jahre.
  • Foto: WKOOE/Simlinger
  • hochgeladen von Christina Gärtner

Das Kurzarbeitszeitmodell während der Coronakrise und fehlende Lehrlinge verschärfen den Fachkräftemangel in der Region.

REGION Enns. Im Einzugsgebiet Enns meldete das Arbeitsmarktservice (AMS) Traun 229 offene Stellen mit Arbeitsbeginn 1. Juli bis 1. September, die mindestens eine abgeschlossene Lehre als Qualifikation vorsehen.

„Vermehrt gesucht werden Fleischhauer, LKW-Lenker, Platten- und Fliesenleger, Dachdecker, Spengler, Bau- und Baunebengewerbe, Metallver- und -bearbeiter, Fahrlehrer, Optiker und Hörgeräteakustiker, Büro- und Handelsmitarbeiter mit Lehrabschluss und Pflegefachkräfte.“ Gernot Grammer, stellvertretender Geschäftsstellenleiter AMS-Traun

Grammer verweist auf das Programm der „Arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA)“, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Laut Harald Vetter, Geschäftsstellenleiter AMS Amstetten, verfolgen das Fachkräftestipendium, FIT (Frauen in Technik) sowie laufend modulare Facharbeiterausbildungen in Ausbildungszentren das gleiche Ziel. In diesen Zentren können
sämtliche metalltechnischen Berufe, Elektrotechnik, Mechatronik, Kälteanlagentechnik, IT-Systemtechnik, Tischlereitechnik, Kunststofftechnik und -formung sowie Programmieren/Coding erlernt werden. „Die Arbeitslosigkeit im Bezirk Amstetten geht rascher zurück als in anderen Regionen.

Ende Juli waren von den Betrieben der Region 1.431 offene Stellen beim AMS Amstetten angemeldet. Rund die Hälfte davon betrifft Bau-, Elektro-, Metall- oder Fremdenverkehrsberufe beziehungsweise Techniker.“
Harald Vetter, Geschäftsstellenleiter AMS Amstetten

„Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt in Oberösterreich zeigt einmal mehr, Qualifizierung ist der wesentliche Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung gleichermaßen. Wir haben in Oberösterreich mittlerweile fast so viele offene Stellen wie Arbeitssuchende. Daher ist es entscheidend, die Menschen für jene Jobs zu qualifizieren, für die Arbeitskräfte dringend gesucht werden. Denn damit finden Arbeitssuchende rascher einen Job. Zugleich erhalten unsere Unternehmen jene Fachkräfte, die sie benötigen“, erklärt Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner.

Handwerk hat goldenen Boden
Ein Grund für den ungebrochen herrschenden Fachkräftemangel liegt laut Andrea Danda-Bäck, Leiterin der WKO-Bezirksstelle Linz-Land, in der großen Inanspruchnahme der Kurzarbeit während der Corona-Krise. „Durch diese arbeitsmarktpolitische Unterstützungsmaßnahme wurde qualifiziertes Fachpersonal in den Unternehmen gehalten. Diese Personen fehlten dann mit dem anfangenden starken Wirtschaftsaufschwung im Frühjahr wiederum anderen personalsuchenden Firmen“, so Danda-Bäck. Manche Branchen, wie etwa die Gastronomie, traf es besonders schwer. Mitarbeiter wanderten im langen Lockdown in andere Branchen ab und kehren laut Danda-Bäck auch nicht mehr zurück: „Für die Gastronomie, die sich schon vor Corona schwer tat ausreichend Personal zu finden, hat sich die Lage durch die zusätzlich verlorenen Köche und Servicepersonal noch weiter verstärkt.“ Fachkräfte fehlen aber auch anderen Branchen.

„Linz-Land ist ein Bezirk mit einem hohen Anteil an produzierenden Unternehmen, einem hohen Industrie- und Exportanteil und einem ausgeprägten Speditions- und Transportwesen. Hier braucht es verstärkt qualifiziertes Personal. Es herrscht ein Mangel vom Lagerlogistiker bis zum LKW-Fahrer.“
Andrea Danda-Bäck, Leiterin der WKO-Bezirksstelle Linz-Land

Das Handwerk auch in Coronazeiten goldenen Boden hatte, zeigt die große Nachfrage nach Installateuren, Elektriker, Maler oder Fliesenleger. „Bitter wird es, wenn Firmen Aufträge gar nicht mehr annehmen können, weil ihnen das Personal fehlt oder, was derzeit erschwerend hinzukommt, sie Rohstoffe oder Materialteile am Markt nicht oder nur mit großen Wartezeiten erhalten“, so die WKO-Bezirksstellenleiterin.

Fachkräfte der Zukunft
Die Wirtschaftskammer Linz-Land bietet eine Reihe von Aktivitäten und Unterstützungsmaßnahmen, um mehr Jugendliche für eine Lehre zu begeistern. „Unsere Lehrlinge sind die Fachkräfte der Zukunft. Die jungen Menschen die sich jetzt nicht auf offene Lehrstellen bewerben, sind die in den nächsten Jahren fehlenden Fachkräfte“, so Danda-Bäck. Sie weist auf die Lehrlingsmesse, das Projekt „ich werde… mein persönlicher Zukunftsplaner“ sowie die OÖ Job Week 2022 hin. Darüber hinaus gibt es noch weitere Angebote, wie etwa Jobmessen, Potenzialanalysen und die Messe „Jugend und Beruf“.

Zur Sache
Für die Lehrlingssuche gibt es seitens der WKO Linz-Land eine Reihe von Aktivitäten und Unterstützungsmaßnahmen:

  • Am 16. November 2021 findet ab 13 Uhr die jährliche Lehrlingsmesse Linz-Land in der Kürnberghalle in Leonding statt. Regionale Unternehmen präsentieren sich und ihre offenen Lehrstellen und geben einen Einblick in die vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten des Bezirkes. Eingeladen sind Schüler, welche vor der Berufswahl stehen und sich vor Ort bei den Betrieben informieren oder auch gleich bewerben wollen.
  • Das Projekt „ich werde… mein persönlicher Zukunftsplaner“ unterstützt Jugendliche ab der 5. Schulstufe bei der Berufsorientierung. Sie erhalten die Möglichkeit, ihre Interessen, Stärken und Fähigkeiten zu entdecken sowie Berufe kennen zu lernen und sich dadurch bewusst für eine Berufsausbildung oder weitere Ausbildung entscheiden zu können.
  • Nächstes Jahr veranstaltet die WKO erstmals die OÖ Job Week. In allen Bezirken Oberösterreichs finden in der Zeit von 28. März bis 2. April 2022 Aktivitäten rund ums Thema Employer Branding statt. Dieses einwöchige Berufswahlevent bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren und sich einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Mit der Arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA), gelingt es dem Arbeitsmarktservice,  arbeitslose Menschen, die noch keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, zu einem Lehrabschluss zu verhelfen. Die Qualifizierung für Beschäftigte (QBN) richtet sich an arbeitende Menschen, die entweder keine abgeschlossene Berufsausbildung haben oder 45 Jahre und älter sind.

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Enns auf MeinBezirk.at/Enns

Neuigkeiten aus Enns als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Enns auf Facebook: MeinBezirk.at/Enns - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Enns und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.