Arbeitsintegrationsprojekte im Achten: Mehr Platz für "unik.at" und "Mentorix"
Die Galerie und die Saftbar in der Josefstädter Straße haben neu eröffnet – und sind gewachsen. Ihren Kunden bieten die beiden Arbeitsintegrationsprojekte von schönen Dingen bis hin zu köstlichen Fruchtsäften - ihre Mitarbeitern bieten sie Zeit um "jobfit" zu werden.
JOSEFSTADT. Für Menschen mit Behinderung werde es immer schwieriger, in einem Betrieb eine Anstellung zu finden. Obwohl man eigentlich meinen könnte, dass Vorurteile ab- und die Offenheit zugenommen haben. "Stimmt nicht", sagt Tanja Odehnal. Sie arbeitet im Verein "Humanisierte Arbeitsstätte", der unter anderem zwei Arbeitsintegrationsprojekte für Menschen mit Behinderung betreibt.
"Der Leistungsdruck und das Streben nach Effizienz und Schnelligkeit sind heute noch viel ausgeprägter als früher. Da haben es Menschen, die einfach mehr Zeit brauchen oder denen man gewisse Abläufe einmal öfter erklären muss, sehr schwer", so Odehnal. Sie ist seit zwölf Jahren in dem Verein beschäftigt, hat dort als Sozialpädagogin angefangen und verschiedene Arbeitsbereiche durchlaufen. Heute kümmert sie sich um den Vertrieb und das Marketing der Produkte, die in den Werkstätten in der Albertgasse entstehen.
Galerie und Saftbar
Das sind zum einen künstlerische Werke aus Holz, Keramik oder Glas, die in der Galerie "unik.at" in der Josefstädter Straße 40 verkauft werden. In der vergangenen Woche stand dort die große Wiedereröffnungsfeier am Programm, denn das Geschäftslokal wurde vergrößert. Aber nicht nur das: Auch die Saftbar "Mentorix" das zweite Arbeitsprojekt – nebenan ist gewachsen.
Möglich wurde das, weil ein kleines Lokal, das sich genau dazwischen befand, geschlossen hat. Dass die Produkte, die dort verkauft werden, von Menschen mit Behinderung gemacht werden, wird dort bewusst nicht groß kundgemacht: "Wir wollen nicht, dass die Leute aus Mitleid kaufen, sondern weil es schöne, hochwertige Dinge sind", so Odehnal. Denn ein wichtiges Anliegen ist es, den Menschen Selbstbewusstsein zu vermitteln. "Die Leute müssen spüren, dass sie ein wertvoller Bestandteil der Gesellschaft sind."
Mehr Zeit um "jobfit" zu werden
Mitarbeiten können in den Projekten Menschen, die mindestens zu 50 Prozent behindert sind – egal, in welcher Form. Nach dem Kennenlernen folgt eine einmonatige "Clearingphase". Dabei werden unter anderem schulische Vorkenntnisse ermittelt und das handwerkliche Geschick überprüft. Dann geht es ans Mitarbeiten in den verschiedenen Arbeitsbereichen des Vereinshauses in der Albertgasse: in der Küche, Reinigung, Tischlerei oder der Keramikwerkstatt. Auch ein Praktikum in einem Betrieb außerhalb ist Teil des ersten Monats. Wenn danach auf beiden Seiten der Wunsch, im Arbeitsprojekt zu bleiben, besteht, wird gemeinsam 18 Monate daran gearbeitet, "jobfit" zu werden. Und dafür bietet der Verein neben professioneller Betreuung vor allem eines: Zeit.
Zeit, um nachzufragen, Zeit, um sich an den geregelten Ablauf eines Arbeitstages zu gewöhnen. Denn genau das sei es, was vielen beim Einstieg in einen Regelbetrieb fehlen würde. Sind die 18 Monate vorbei, wird gemeinsam nach einem Job am ersten Arbeitsmarkt gesucht. Die Vermittlungsquote des Vereins liegt – trotz Schwierigkeiten, Betriebe zu finden – übrigens bei 95 Prozent.
Hintergrund:
Die Galerie"unik.at" hat schöne Dinge – von Keramik bis zu Schmuck. Geöffnet: Mo. bis Fr. 10 bis 19 Uhr, Sa. 10 bis 14 Uhr.
Die Saftbar"Mentorix" bietet Säfte und Snacks und liefert auch an Firmen im Achten. Geöffnet: Mo. bis Fr. 8.30 bis 18 Uhr. Beide in der Josefstädter Straße 40.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.