Fassungslosigkeit
Doppelmord in Wien – ein Opfer ist Caritas-Mitarbeiterin
Bei einem Mordopfer aus Favoriten handelt es sich um eine Caritas-Dolmetscherin. Opferschützer fordern Maßnahmen von der Politik.
WIEN/FAVORITEN. Trauer und Betroffenheit herrschen in Wien nach dem gewaltsamen Tod von Shukri und Fadumo. Die beiden Frauen (35 und 37 Jahre alt) wurden, wie berichtet, am Montag mit einem Messer in einer Gemeindebauwohnung getötet. Der mutmaßliche Täter, ein 28-jähriger Somalier, wurde festgenommen. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Am Tat nach der Bluttat wird bekannt, dass es sich bei dem 35-jährigen Opfer um eine Mitarbeiterin der Caritas handelt. "Nachdem unsere Kollegin heute nicht zum Dienst erschienen ist und nicht erreichbar war, haben wir Kontakt zur Polizei aufgenommen und so erfahren, dass es sich bei einem der beiden Mordopfer um unsere Kollegin handelt", bestätigt ein Sprecher der Caritas gegenüber der "Krone". "Wir verlieren eine junge und sehr engagierte Kollegin. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden ihren Angehörigen." Die Frau war als Dolmetscherin tätig. Die Caritas hisste die schwarze Fahne.
Vorbestrafter Verdächtiger
Offenbar soll es sich bei dem Somalier um einen Asylberechtigten handeln. Doch er dürfte mehrfach vorbestraft sein, unter anderem wegen Körperverletzung. Zwei Vergewaltigungsanzeigen wurden eingestellt, in beiden Fällen wurden eingeleitete Asylaberkennungsverfahren ebenfalls wieder gestoppt.
"Erneut fragen wir uns, warum im Vorfeld nicht entsprechend und konsequent gehandelt wurde, um diese Morde zu verhindern – vor allem wenn der Täter bereits angezeigt wurde. Wo blieb die Risikoeinschätzung, wo die Gefährlichkeitsprognose seitens der Behörden? Warum wurden beide Verfahren im Vorfeld eingestellt?", fragt der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser in einer Aussendung. "8 von 10 Anzeigen bei häuslicher bzw. sexueller Gewalt bleiben derzeit ohne Urteil. Besonders bei sehr gefährlichen Tätern muss die Einstellungsrate der Anzeigen dringend verringert und die Verurteilungsrate erhöht werden." Denn wenn Maßnahmen unzureichend angewendet werden, sei das ein Freibrief für die Täter.
Forderungen an die Politik
Die Forderungen der Opferschützer: Sensibilisierung durch verpflichtende Schulungen zu häuslicher Gewalt und Partnergewalt für Justiz und Polizei, einheitliche Regelungen für die Täterberatung, ein Budget von 228 Millionen Euro jährlich und mindestens 3000 neue Arbeitsstellen in Gewalt- und Opferschutzeinrichtungen. Auch die Etablierung des Nachbarschaftsprojekts "StoP-Stadtteile ohne Partnergewalt" in allen Bezirken und Städten in Österreich müsse politische Priorität haben.
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