Vom Blitz getroffen
Sagenumwobene „Spinnerin am Kreuz“ wird restauriert
Das Denkmal im Zehnten bekommt ein längst überfälliges Facelift: Die "Spinnerin am Kreuz" ist von der Zeit gezeichnet und wird noch in diesem Jahr restauriert.
WIEN/FAVORITEN. Die Spinnerin am Kreuz gilt neben dem Wasserturm als Favoritner Wahrzeichen. An der Triester Straße beim George Washington Hof steht diese Säule seit dem 15. Jahrhundert. In früheren Zeiten war sie weit über Favoriten sichtbar, was heute wegen der Verbauung nicht mehr der Fall ist.
Starkes Verkehrsaufkommen
Da das Wahrzeichen auf einer der meistbefahrenen Straßen Wiens liegt, ist sie schon längere Zeit durch die Erschütterungen eher unansehnlich. Auch ein Blitzschlag im Vorjahr hat bereits seine Spuren auf dem Denkmal hinterlassen.
Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler sagt über die dringend notwendige Restaurierung des Denkmals:
Die ‚Spinnerin am Kreuz‘ ist ein herausragendes Favoritner Wahrzeichen und damit auch ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes unserer Stadt. Die 16 Meter hohe Bildsäule hat durch ihre exponierte Lage und durch die Sage, die ihrer Errichtung zugeschrieben wird, einen hohen Bekanntheitswert in der Wiener Bevölkerung.
Veronica Kaup-Hasler, Kulturstadträtin (SPÖ)
Die Kosten für die Restaurierung belaufen sich auf 180.000 Euro und sie soll noch heuer abgeschlossen werden.
Säule mehrere hundert Jahre alt
Errichtet wurde die Bildsäule „Spinnerin am Kreuz“ 1451/1452 im Auftrag der Stadt Wien von der Dombauhütte unter der Leitung von Hanns Puchsbaum. Die in zahlreichen Kunstwerken, etwa in einem Aquarell von Rudolf von Alt aus dem Jahr 1843 (Wien Museum), dokumentierte Bildsäule steht in der Tradition der Mahn- oder Marterkreuze, die in Mitteleuropa schon seit langer Zeit an Wegen, Wegkreuzungen und -gabelungen errichtet wurden.
Die Säule besteht aus Leithakalksandstein und ist in Form und Funktion mit der Wiener Neustädter Spinnerin vergleichbar.
Verkörperung der Dornenkrönung
Die Bildsäule besteht aus drei Teilen - dem Unterbau, dem Tabernakel und der Bekrönung. Das Tabernakel besitzt einen kreuzförmigen Grundriss, auf dem acht Strebepfeiler aufgebaut sind. Diese bilden in Kombination mit dem kreuzförmigen Kern Nischen mit insgesamt vier Figurengruppen, von denen jede in eine Himmelsrichtung ausgerichtet ist. Die Figuren behandeln thematisch die Dornenkrönung (südliche Seite), die Ecce homo Darstellung (östliche Seite), die Geißelung (westliche Seite) und die Kreuzigung (nördliche Hauptansicht, von 1938).
1488 wurde die Bildsäule bereits erstmals renoviert und in weiterer Folge fanden zahlreiche Instandsetzungen und Restaurierungen statt. Die Kleinskulpturen (Wasserspeier und figurale Konsolen) stammen vermutlich aus einer Restaurierung von 1852.
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