Weldengasse: Es staut
Schlechte Nachrichten aus der Weldengasse: Seit Herbst 2010 - und wie es aussieht noch lange Zeit - staut es sich in den Stoßzeiten morgens und abends durch die ehemals ruhige Seitengasse der Favoritenstraße.
Stau und Ende nie?
Aber auch schwere LKW poltern knapp an den Wohnhäusern vorbei, dass an ein Lüften nicht mehr zu denken ist, wie Rechtsanwalt Martin Nemec bestätigt: „Ich wohne in der Weldengasse 41 im Erdgeschoß. An sich eine angenehme Wohnung, kühl im Sommer, früher auch ruhig.“ Der Jurist hat sich deshalb jüngst nicht nur eine Klimaanlage einbauen lassen, sondern auch Schallschutzfenster.
„Man kann eigentlich nicht mehr lüften, es legt sich sofort über alles ein feiner Staub, es wird heiß und stickig, abgesehen vom unerträglichen Lärm.“ Das bestätigt auch Alfred Schlesinger, Amtsrat der Wiener Linien im Ruhestand, der im letzten Stock des Hauses wohnt. „Heroben ist es etwas besser, aber immer noch sehr laut, einmal abgesehen von der schlechten Luft, wenn man vor die Türe geht.“
Bezirk nicht zuständig
Die Anwohner klagen über schlechte Luft, manche machen sich ernsthafte Sorgen. Ist der Verkehr in der Weldengasse gesundheitsschädlich? Der Leiter der Verkehrskommission, Gerhard Blöschl dazu: „Das fällt in die Zuständigkeit der Umweltabteilung. Der Bezirk kann da nichts machen.
Eine Messung müssten die Wiener Linien anfragen.“ Abgase und Feinstaub in der Luft sind mit freiem Auge bekanntlich unsichtbar, in der Kamera der bz zeigt sich allerdings bei den Aufnahmen aus größerer Entfernung ein deutlicher zartgelber Schleier, der alles bedeckt und eine Spieglung, die es eigentlich nicht geben dürfte... Und seltsamer Weise wird das Bild, je näher man zur Kreuzung Altes Landgut und damit zur gut durchlüfteten Zone kommt, kristallklar. Ombudsmann Roland Schmalzhofer, Wiener Linien: „Nein, dafür ist die MA 22 zuständig. Das wurde schon auf der BürgerInnenversammlung festgestellt. Die Betroffenen können dort selbst diese Messungen beantragen. Wir führen nur im Auftrag der Stadt Wien die Baumaßnahmen durch.“
Belastung ungleich verteilt
„U-Bahnbau ist wichtig und gut,“ erklärt Hausbesitzer Walter Nemec, den nicht die Tatsache, dass in unmittelbarer Nähe die U1 ausgebaut wird stört, sondern dass die, wie er sagt „notwenigen Belastungen, die das mit sich bringt, so ungleichmäßig auf die Bevölkerung verteilt sind!“
Man hätte sich schon im Vorfeld andere, weiträumigere Lösungen überlegen müssen, um vor allem den Schwerverkehr in der schmalen Gasse zu verhindern. „Die Weldenstraße hat keine Alleebäume wie die Favoritenstraße, die ja auch viel breiter ist. Wir können hier nicht den ganzen Verkehr auch noch von dort aufnehmen.“ Abgesehen davon sei die pompöse Auffahrt zum Verteilerkreis „geradezu eine Einladung für den Durchzugsverkehr“. Und ein Ende sei nicht abzusehen.
Straßenführung bleibt
Gerhard Blöschl bestätigt: „Wir bedauern natürlich diese Belastungen. Im Vorfeld wurde von der Fachkommission Verkehr in vielen Sitzungen genau diese Änderung der Verkehrsführung erarbeitet, beschlossen und im Herbst 2010 eingerichtet. Sobald die Baugrube kommt, gibt es ohnehin keine andere Möglichkeit mehr.“
Und zum geforderten LKW-Verbot: „Auf einer öffentlichen Straße geht das nicht. Wir haben jetzt aber nochmals eine diesbezügliche Anfrage an die MA 46 gestellt.“ Die Bewohner sprechen von der Entwertung ihrer Wohnungen, im Haus von Walter Nemec sind die ersten Mieter wegen Lärm und Abgasen schon ausgezogen. „Sobald die U-Bahn fährt, werden die Wohnungen dort um 30 bis 70% aufgewertet“, spricht Blöschl aus der Erfahrung anderer U-Bahnbauten. Doch das dauert seine Zeit.
Walter Nemec: „Unter Tags steht man im Stau, da sind die 30km/h kein Thema. Nachts aber schon!“ Stadthauptmann Michael Lepuschitz dazu: „Wir sind jetzt auch nachts noch mehr präsent. Sowohl in Zivil als auch uniformiert. Es gibt vermehrt Schnellrichtereinsätze in ganz Favoriten. Wir haben ja leider nicht nur eine Baustelle. Um wieviel mehr jetzt in der Weldengasse gestraft wird, kann noch nicht erfasst werden, da es von früher keine Vergleichsdaten gibt." Für eine Statistik sei die Zeit noch zu kurz.
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