Nachdenkliches zu Ostern - Eine Kurzgeschichte von NorbS
Es kam wie es kommen musste, und nun knien wir da, die Hände hinter den Köpfen gefasst, den Blick auf unseren alten Steffl gerichtet, der sich langsam zur Seite neigt und unter lautem Dröhnen und Krachen, droht zu zerfallen. Die Männer hinter uns, vermummt in schwarzen Gewändern, stemmen ihre Arme unablässig empor, um mit Maschinenpistolen laute Salven in die Luft zu feuern. Dazwischen die hasserfüllte Parole ihrer Gesinnung, wie ein nie enden wollendes Echo, zum Aufruf der Vernichtung.
Europa, die Goldschmiede der Evolution und rasantester Entwicklungen, steht nun vor dem Zurück seine Freiheit zu verlieren. Mittelalterliche, gar antike Gebräuchlichkeit hat bei uns längst wieder Fuß gefasst und setzt ihren Siegeszug fort. Technologisch "up to date" doch "Back to the Roots", im Wandel der Werte.
Politiker haben versagt, aber sie wurden gewählt. Also haben auch viele von uns ihren Beitrag dazu geleistet, dem Unheil verantwortungslosen Einlass zu gewähren. "Vorhersehbar", sagten manche, doch wurden sie nicht erhört.
Stein für Stein fällt von der Turmspitze herab, als eine weitere Detonation das Mittelschiff des Doms erschüttert. In Bruchteilen von Sekunden stürzt dieses in sich zusammen und eine riesige Wolke aus Asche und Schutt breitet sich über uns aus. Die letzte Chance dem wohl folgenden Massaker zu entfliehen. Wir laufen panisch auseinander, hunderte von Menschen auf der Suche nach einem Versteck, doch dann die ersten Schüsse, gefolgt von den unauslöschlichen Schreien zwischen Leben und Tod. Ein Schmerz, schlagartig von hinten, bringt mich zu Fall. Ich spüre, wie es mir warm den Rücken herunter läuft und sich eine kleine rote Lache um meinen Bauch formiert. Noch einmal blicke ich um mich und erkenne das Antlitz unseres "Zahnwehherrgotts", wie es neben mir zerbrochen am Boden liegt. Aug in Aug starren wir einander an, ein letztes Mal, der Erinnerung wegen.
Besinnliche Feiertage wünscht Ihr/Euer Norbs
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