Kahlenbergerdorf: Altes Haus, neu herausgeputzt
Im Kahlenbergerdorf wurden zwei Häuser aus dem 17. Jahrhundert zur Mietnutzung renoviert.
DÖBLING. Wie alt das Haus wirklich ist, weiß man nicht genau. "1617" prangt groß auf der nun wieder strahlenden Fassade, Teile sind aber sicher schon älter. Über die Nutzung des Hauses durch die Jahrhunderte ist nicht so viel bekannt, allein eine Schusterwerkstatt hat nachhaltige Spuren im Gedächtnis der Menschen hinterlassen: "Da hat es im 19. Jahrhundert so gebrannt, dass das Dach der benachbarten Kirche in Flammen gestanden ist", erzählt Sylvia Schönolt vom Bundesdenkmalamt.
Aus den Gemäuern liest sie heraus, dass es sich ursprünglich um zwei Einheiten gehandelt hat. Diese sind später zum Objekt Bloschgasse 3 zusammengewachsen, das wiederum vom Unternehmen "wohninvest" im Zuge der Sanierung mit der benachbarten Nummer 5 vereint wurde.
Das Ergebnis: Ein Sammelsurium an An- und Zubauten, Kobeln, Schrägen, Verbauen. "Ich habe noch nie ein Projekt mit so wenigen geraden Linien realisiert", sagt Architekt Thomas Musial, der den Umbau verantwortet – und das, obwohl er sich auf die Sanierung alter Immobilien spezialisiert hat.
Ein Dorf im Haus
Was von den späteren Zubauten bleiben soll und was gehen muss, wurde in Absprache mit dem Bundesdenkmalamt entschieden. "Es ist ein Abwägen", sagt Schönolt, "nicht alles, was in dieses Haus hineingebaut wurde, ist architektonisch wertvoll, auch wenn es unter Denkmalschutz steht." Musial gibt ein Beispiel: "Im Hof konnten wir einige später zugebaute Mauern entfernen, um ihn wieder ein wenig zu öffnen." Erhalten geblieben sei aber der "dörfliche Charakter", der sich aus den sich zueinander öffnenden Wohneinheiten ergibt.
In den Wohnungen selbst trifft moderner Standard auf alte Bausubstanz – die Mieter im Erdgeschoß dürfen sich über Gewölbe freuen, jene im Obergeschoß über Schrägen und Dachgauben. Auch hier ist es am Bundesdenkmalamt, zu sagen, was erlaubt und was verboten ist: "Wir wissen ja, dass eine Wohnnutzung vorgesehen ist, dass hier nicht aus reiner Großmütigkeit renoviert wurde", sagt Schönolt. Einige wenige Räume und Türen schaffen auch nicht die von der Bauordnung vorgesehene Mindestgröße: "In diesen Wohnungen ist ein Zimmer eben nur 2,25 Meter hoch statt 2,50. Es ist eben ein altes Haus", sagt Musial.
Dass sich das Projekt trotz der Einschränkungen und der teuren Sanierung noch rechnet, verdankt "wohninvest" – das Unternehmen vertritt zwölf private Investoren, die hier eingezahlt haben – der öffentlichen Förderung. Damit diese genehmigt wurde, waren einige Auflagen einzuhalten: Eine Bedingung ist, dass das Objekt nicht komplett leer ist – einige Mieter haben schon vor der Sanierung hier gewohnt. Die Mieten sind für 15 Jahre bei durchschnittlich 8 Euro pro Quadratmeter gedeckelt und eine Wohnung darf die Stadt selbst vergeben.
Verhandlungen mit dem Denkmalamt, der Baupolizei, um die Förderung: Nicht alle können oder wollen sich das leisten. Das Nachbarhaus, das über dem renovierten Objekt thront - und das ebenfalls Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert vorweisen kann - steht seit Jahren leer. Eine Sanierung ist nach wie vor nicht in Sicht.
Zur Sache:
1168 erstmals erwähnt, ist das Kahlenbergerdorf bis heute als geschlossenes Ensemble erhalten geblieben. Für den Erhalt wurde eine Schutzzone geschaffen, dass heißt, es dürfen keine alten Häuser abgerissen werden, wenn sie nicht so verfallen sind, dass sie nicht renoviert werden können.
23. Februar: Korrektur zum Nachbarhaus Bloschgasse 1
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.