Lola Blau: Musical über NS-Zeit "erschreckend aktuell"
Georg Kreislers "Ein-Frau-Musical" - sein nahezu autobiografisches Stück - feiert am 17. Februar Premiere im OFF-Theater am Neubau.
NEUBAU. Es wurde dann doch ein längeres Gespräch mit Ernst Kurt Weigel. Das Thema war anfänglich die neue Produktion des OFF-Theaters: das Ein-Frau-Musical "Lola Blau" von Georg Kreisler, das – wie sich im Gespräch mit Weigel noch zeigen sollte – erschreckend aktuell ist. Weigel, Leiter des Hauses, hat bei dem Stück selbst szenische Regie geführt. Kreisler, der als scharfzüngiger Satiriker bekannt ist, beschreibt darin die tragisch-humorvolle Lebensgeschichte einer jungen Wiener Schauspielerin, die 1938 vor den Nazis flüchten musste. Parallelen zu Kreislers Leben lassen sich leicht entdecken.
Der am Neubau aufgewachsene, aus einer jüdischen Familie stammende Künstler musste selbst 1938 im Alter von 16 Jahren mit seinen Eltern vor den Nazis flüchten. Sie emigrierten in die USA. Genauso wie seine Pro-tagonistin Lola Blau verschlug es ihn nach Hollywood – dort arbeitete er unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen. Dennoch: Sein Erfolg im Filmgeschäft war nur mäßig, er zog nach New York. Da hat es Lola Blau schon weiter gebracht, sie avanciert im Musical zum Star. Wie Kreisler selbst kehrt sie später zurück in die alte "Heimat", die ihr längst keine mehr ist. Als Österreicher fühlte sich Kreisler nie mehr, auch wenn er 1955 aus den USA nach Wien zurückkehrte, wo er unter anderem mit Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner arbeitete.
Es verschlug ihn nach München, Berlin und 1988 nach Salzburg, wo er bis auf einen zwischenzeitlichen Aufenthalt in Basel bis zu seinem Tod im Jahr 2011 lebte. Auf der Bühne des OFF-Theaters wird die in Wien lebende jüdische Schauspielerin Tamara Stern an drei Terminen Kreisler-Lieder zum Besten geben. "Sie liebt dieses Stück und lässt sich unglaublich auf die Figur der Lola Blau ein", sagt Weigel über die Hauptdarstellerin.
Wiener Produktion
Und genau darum soll es in der Wiener Produktion gehen – die starke Verbindung zwischen Figur und Schauspielerin. Das ist insofern neu, als dass Stern bereits sieben Jahre lang in einer Produktion des Landestheaters Vorarlberg in Bregenz, in Kärnten und der Schweiz vor stets ausverkauften Häusern die Rolle der Lola Blau sang und spielte. Aber nicht nur Sterns Bezug zur Figur ist stark, ebenso Weigel ist das Thema (auch) ein persönliches Anliegen. Sein Großvater war Kommunist und als politischer Gefangener im Konzentrationslager. "Ich habe die Befürchtung, dass den jungen Menschen der Bezug zu dieser grauenhaften Zeit abhandenkommt." Das wäre aber – nicht zuletzt vor dem Hintergrund aktueller weltpolitischer Entwicklungen – fatal.
"Ehrlich gesagt, fühle ich mich im Moment zurückkatapultiert. Was sich in den USA abspielt, ist dramatisch. Da werden widersprechende Ministerinnen einfach entlassen und Ähnliches. Das macht mich sehr nachdenklich." Es werde generell zu viel als selbstverständlich genommen, etwa wie schön Wien heute ist. Dass man dennoch nicht aufhören darf, zu kämpfen, und sich nichts gefallen lassen darf – das ist für Weigel nicht zuletzt eine Botschaft, die man aus "Lola Blau" und dem Schaffen Georg Kreislers mitnehmen sollte.
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