Aufwind für Hernals: Gemeinsam gegen Leerstand
In Hernals tut sich derzeit viel zur Belebung der Straßen in Gürtelgegend, wie ein Diskussionsabend zeigt.
HERNALS. Franz Kammerhofer ist der heimliche Star des Abends. Dass es mehr Menschen gibt, die schaffen, was er geschafft hat, ist das Ziel aller, die bei der Veranstaltung "Hernals (wieder) beleben" am Podium saßen.
Kammerhofer hat vor fast genau einem Jahr dort, wo früher der Fleischer Lehner war, seine Fleischerei in der Hernalser Hauptstraße 163 eröffnet. Einfach sei es nach wie vor nicht, sagt er: "Man muss jeden Tag dranbleiben. Aber wir haben schon etwa 70 Prozent Stammkunden. Zu meinem Glück gibt es in der Nähe einige Büros. Für sie sind wir ein Fixpunkt für den Mittagsimbiss geworden." Er hat seine Nische gefunden: "Wir stellen viel her, was man daheim nur noch aufwärmen muss: Kuttelsuppe und Fleischknödel." Fast Food, nur eben selbst gemacht. Das liegt im Trend.
Kammerhofer hat für seine Neueröffnung eine Förderung der Wiener Wirtschaftsagentur genutzt – einer der Wege, wie man in Hernals künftig neue Unternehmer in die leeren Geschäftslokale locken will. Es stehen verschiedene Arten der Förderung zur Verfügung. Sie reichen von Hilfe beim Umbau eines vorher leer stehenden Raums bis zur Teilübernahme der Personalkosten.
Agentur als Schnittstelle
Schützenhilfe kommt von "Kreative Räume", der Leerstandsagentur der Stadt Wien. Eines der drei Zielgebiete, auf die sich die Agentur konzentriert, ist Hernals östlich der S45, insbesondere das Kreuzgassenviertel. Ula Schneider von "Kreative Räume" fasst zusammen, was bisher geschehen ist: "Wir haben alle Leerstände in der Hernalser Hauptstraße, der Jörgerstraße und in der Kalvarienberggasse aufgenommen. Das sind aktuell etwa 70 Lokale. Jetzt geht es darum, die Hausverwaltungen zu kontaktieren." Die Agentur versteht sich als Schnittstelle zwischen den Hausverwaltungen und möglichen Nutzern.
Der Fokus liegt auf Zwischennutzung, also eine kostenlose oder günstige Überlassung für einen kürzeren Zeitraum. "Kreative Räume" will den Hauseigentümern die Angst davor nehmen. Diese würden befürchten, dass die Zwischennutzer nicht mehr gehen. Dabei gibt es Verträge, die das unterbinden. Und: "Eine Zwischennutzung wertet das Objekt eigentlich immer auf. Es steht danach besser da als vorher", ist auch Angela Salchegger von der Gebietsbetreuung 9/17/18 überzeugt.
Leer ist nicht gleich leer
Salchegger macht einen Unterschied zwischen "objektivem" und "subjektivem" Leerstand: "Es gibt tatsächlich viel weniger leere Geschäftslokale am Markt, als es für die Passanten womöglich den Anschein hat." Lokale, die als Lagerräume dienen, würden zwar genutzt, würden aber leer wirken. "Es verunsichert die Menschen, wenn sie nicht wissen, was hinter den zugepickten Schaufenstern passiert", sagt Salchegger.
Hier will Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer ansetzen: "Wir haben die Besitzer dieser Lagerräume angeschrieben und sie gefragt, ob sie nicht Interesse daran hätten, dass jemand für sie die Schaufenster gestaltet – der Einkaufsverein oder ein Künstler, der seine Werke ausstellt." Leider sei die Resonanz noch eher überschaubar.
Pfeffer, die an diesem Abend erzählt, dass sie sich seit 2006 aktiv um die Belebung der Geschäftsstraßen im Bezirk bemüht, ist auch Realistin: "Wer älter ist, kennt die frühere Hernalser Hauptstraße. So wird es nicht mehr, einfach weil sich die Einkaufsgewohnheiten zu sehr verändert haben."
Aber wenn alle zusammenhalten, dann gibt es vielleicht bald den nächsten Franz Kammerhofer zu feiern.
Zur Sache:
Über ihre Förderungen informiert die Wirtschaftsagentur online auf www.wirtschaftsagentur.atund in persönlichen Beratungsgesprächen. Kontakt: 01/4000 86 70
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