Filmland Kärnten 2019
6 Fragen an Dieter Primig, Regisseur

- Regisseur Dieter Primig am Drehort Flattnitz, Gurktal, Jänner 2019
- Foto: Foto: Dieter Primig
- hochgeladen von Christine Trapp
Das Filmjahr 2019 ist jung und der in Berlin lebende Regisseur Dieter Primig wartet mit den Dreharbeiten zu einem ambitionierten Kurzfilm mit dem Arbeitstitel ‚Der Junge im Schnee‘ auf, einer Geschichte die vor dem Hintergrund von Widerstand und Gewalt im zweiten Weltkrieg angesiedelt ist. Grund genug für die ‚Woche Kärnten‘ 6 Fragen den gebürtigen Feldkirchen vor Beginn der Dreharbeiten zu seinem Projekt zu stellen:
1.) Hi, woher aus Ktn./Aut., einem Entwicklungsland in Sachen ‚Film‘ und ‚Kino‘, kommst Du und wie bist Du zum Film / zum Kino gekommen?
Dieter Primig: Ich komme aus Feldkirchen in Kärnten, bin dort in die Volksschule gegangen und habe dann das Gymnasium (BRG Feldkirchen) besucht. Ich habe mich schon seit Kindesbeinen für Geschichten erzählen interessiert, also auch Bücher und Hörspiele waren immer im Fokus meines Interesses aber der Film als Medium mit all seinen Möglichkeiten hat mich schlichtweg begeistert. Aus dieser Begeisterung wurde dann immer mehr eine unbändige Leidenschaft, der ich unbedingt nachgehen wollte. So bin ich während und nach meinem Studium an der FH Salzburg durch Praktika in den USA und Deutschland im genau richtigen Arbeitsumfeld gelandet. Nach diesen Praktika-Erfahrungen und Festanstellungen bei unterschiedlichen Produktionsfirmen habe ich 2015 schließlich den Weg eingeschlagen, als freiberuflicher Regisseur zu arbeiten.
2.) Du lebst und arbeitest seit einigen Jahren in Berlin, einem der wichtigsten Hotspots für den deutschen Film. Filmstudios Babelsberg. ‚Die Berliner Schule‘. Wieso willst Du für dein aktuelles Projekt nach Ktn. zurückkommen, um hier eine Geschichte zu drehen, die im 2. Weltkrieg spielt und inhaltlich nicht zu verorten ist. D.h. diese Geschichte könnte genauso in den Ebenen von Osteuropa spielen, dort, wo es wesentlich mehr Widerstand gegen die Deutsche Armee im 2. Weltkrieg gegeben hat, als in Ktn?
Dieter Primig: In meinem Film “Der Junge im Schnee” geht es thematisch um gelebte Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit, um zwei sehr unterschiedliche Hauptfiguren feindlicher Fronten, die sich zur Zeit des Krieges gegenüberstehen. Der Krieg an sich ist der gewählte Handlungsrahmen dieser Geschichte, jedoch spielt es aus meiner Sicht keine wichtige Rolle welcher Krieg es tatsächlich ist und wo diese Geschichte exakt stattfindet. Also genau richtig erkannt - diese Geschichte könnte ebenso in Osteuropa spielen, sie ist eine wunderschöne Allegorie für den Zuschauer, offen und zugänglich für ein großes internationales Publikum.
3.) Die DEFA hat viele Kriegsfilme gedreht. Z.B. ‚die Abenteuer des Werner Holt‘, von Joachim Kunert, DDR 1965, ‚Mama, ich lebe‘, von Konrad Wolf, DDR 1976 und natürlich ‚Nackt unter Wölfen‘, von Frank Beyer, DDR 1963, in wieweit hast Du dich bei der Entwicklung deiner Geschichte von diesen Filmen inspirieren lassen?
Dieter Primig: Eigentlich gar nicht, diese Filme sind für mich nicht stark bedeutsam und dienten nun nicht wirklich stark als Inspiration. *) Absolut inspirierend hingegen waren meine Großeltern und ihre Erzählungen aus dem Krieg, sowie meine Recherche-Arbeiten in Bibliotheken und an historischen Schauplätzen des Kriegsgeschehens.
*) Die oben genannten Filme gelten als Klassiker zu dem Thema und genießen weltweite Anerkennung in der Filmgeschichte.
4.) Du bist ein junger Regisseur, ich eine junge Journalistin, beide kennen wir den 2. Weltkrieg nur aus Berichten. Die Fotos, die Filme, die Wochenschauaufnahmen, sind in Schwarzweiß und in 1,33:1. Welches Format willst Du für Deinen Film wählen? Und wie hoch ist das Budget des Films, bzw. wie wird der Film finanziert?
Dieter Primig: Unser Film wird in Farbe in CinemaScope gedreht - also in einem klassischen Kinoformat. Aus unserer Sicht das geeignete Format, um eine modern interpretierte Geschichte zu erzählen und nicht historische Filmaufnahmen nachahmen wollen. Der Film wird durch die Kulturförderung des Land Kärnten sowie freundlichen Sponsorings von zahlreichen Kärntner Unternehmen unterstützt und hat ein Budget wie für Kurzfilme normaler Weise üblich sind.
5.) In Andrei Tarkowskis Kriegsfilm ‚Iwans Kindheit‘, UdSSR 1962, fällt kein einziger Schuss. Die Beschreibung Deines Projekts weißt viele Kampf- und Actionszenen aus. Andererseits gibt es so etwas wie eine psychologische Ebene, wie etwa in ‚Picknick im Feld‘ von Fernando Arrabal, F 1959. Ist in einem Film mit nur 20 Minuten Laufzeit genug Platz für zwei so große dramaturgische Spannungsfelder? Oder ist es für Dich (auch) ein Film, um zu zeigen, dass Du (auch) die ganz große Action inszenieren kannst?
Dieter Primig: Im Vordergrund stehen für mich die Beziehung der beiden Hauptfiguren und die starken emotionalen Momente, die sie verbinden oder am Ende der Geschichte auch trennen werden. Um es kurz zu sagen - ja, unsere Geschichte ist wirklich sehr gut von unserem Drehbuchautor Samuel Jefferson zu Papier gebracht worden und zeigt in nur 20 min eine hervorragende Balance zwischen stillen tiefpsychologischen Momenten und Szenen rohen Handlungsbedarfs auf. All dies so gut zu schreiben ist tatsächlich eine große Herausforderung, da wir Actionszenen nur dann im Film zeigen werden, wenn es motivierte, von der Hauptfigur getriebene Momente sind und nicht nur dramaturgisch leere Augenduschen. Ich bin zuversichtlich, dass unser Film das Publikum hier sehr überraschen wird.
6.) Welchen Bezug hast Du zum Filmland Kärnten? Kennst Du Filmemacher aus dem Land oder Line Producer aus Ktn., die Du eventuell auch brauchen wirst. (z.B. HD Foto, Klagenfurt, die den bisher erfolgreichsten Independent Film aus Ktn. produktionstechnisch abgewickelt haben)
Dieter Primig: Ich bin Kärntner und fühle mich als solcher mit meinem Heimatland verbunden. Bislang hat mich thematisch allerdings noch kein Projekt nach Kärnten gebracht - was sich mit diesem schönen Projekt ja aber schlagartig ändert. Ja, ich kenne auch Filmemacher aus Kärnten und habe mich dahingehend auch schon mit einigen verknüpft, um unsere Produktion eventuell zu unterstützen. Hier stehen eigentlich alle, die ich im Zuge dessen angesprochen habe dem Projekt sehr positiv gegenüber und sichern mir Unterstützung zu. Ich freue mich daher sehr auf den bevorstehenden Dreh im Februar 2019.
Man darf gespannt sein, wie es mit dem Projekt weitergeht, vorab viel Erfolg für die Dreharbeiten und die Postproduktion. Die Dreharbeiten sollen am 12. Februar 2019 auf der Flattnitz im Gurktal beginnen. Gerne werde ich/wird die ‚Woche Kärnten‘ weiter darüber berichten.
Link: Dieter Primig Webauftritt: http://www.dieterprimig.com/




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