In der Videothek der Träumer

FELDKIRCHEN. Es gibt sie noch, die schöne Videothek Videopoint in der Villacherstraße 13. Eigentlich hätte sie im Mai 2015 längst dichtmachen müssen, aber, dann ist etwas in Zeiten der Globalisierung selten gewordenes eingetreten, die Freunde des ‚nicht globalisierten Geschmacks’ sind den Besitzer der Videothek Manuela und Karl Strasser die Tür eingelaufen und haben auf den Putz geklopft, dass sie sich doch bitte etwas einfallen lassen könnten, denn so leicht wolle man doch nicht an der Tiebel das kleine, subkulturelle Vergnügen aufgeben und auf den wöchentlichen Gang in die Videothek verzichten.

Gesammelte Filmgeschichte

Manuela und Karl haben nach einer Nachdenkpause beschlossen die Videothek vorerst weiter geöffnet zu halten, eingeschränkt versteht sich. Freitag, Samstag und Montag kann Mann/Frau, solange es finanziell noch machbar ist, weiter zwischen den Regalen in den Produktionen der etwas anderen Filmgeschichte wühlen. Filme, die fast schon in Vergessenheit geraten sind, sehr viel nicht tantensichere Unterhaltung, zum Schreien komische Komödie und eine ordentliche Portion „Gepfeffertes“ findet man ausschließlich in der Videothek und das ist gut so, denn, wer eine Videothek besucht, der ist wild entschlossen sein Filmprogramm selbst und abseits des öffentlich-rechtlichen Geschmacks zusammenzustellen.

Intensives Filmvergnügen

"Unvergesslich bleiben dem geneigten Filmfreund die langen Sonntagfilmnachmittage mit schon mal gut und gerne fünf Filmen am Stück. So eine „Überdosis Gefühl“ wird das Internet nie bieten, denn dort geht es um „Beschleunigung“, ganz im Gegensatz zur Videothek, die für „Entschleunigung“ steht und drastisch die grenzenlose Verfügbarkeit der Dinge als reine Illusion demonstriert, wenn ein Film verliehen ist", so Manuela Strasser.

Sinkende Zahlen

"Videotheken gibt es in Österreich nicht mehr viele, es sind nur noch etwa 60 ihrer Sorte im ganzen Bundesgebiet zu finden", weiß der Feldkirchner Filmexperte Elmar Weihsmann. "Doch mit dem Verschwinden der Videotheken ist auch der Film als Medium aus der Öffentlichkeit verschwunden und auch der öffentliche Raum um eine kleine, aber feine subkulturelle Oase ärmer geworden, was besonders in Städten am Land für Langeweile sorgt. Was jeder Bürger an der Tiebel leicht überprüfen kann, kommt man nämlich an den Tagen in die Gegend um die Villacher Straße Nummer 13, an der die Videothek geschlossen ist, dann herrscht dort leider das sprichwörtliche „Schweigen“ ganz im Sinne des großen Ingmar Bergman.
Der Verlust des Films im öffentlichen Raum ist auch ein Verlust an Kleinstadtlebensqualität, was wir eigentlich verhindern sollten.
Also auf in die Videothek, so lange es sie noch gibt. Film ab!"

Videothek Videopoint
Villacherstrasse 13, 9560 Feldkirchen
Fr. Sa. Mo.: 17 – 21 Uhr, Filme gibt es 0-24 Uhr auch im Automaten.